Gefaelschtes Gedaechtnis
versehene Schrankkoffer in der hinteren Ecke des Zimmers. Sie spürte, dass Duran sie ansah, und fröstelte. »Es ist eiskalt hier drin.« Und das war es wirklich.
»Er hat die Klimaanlage an«, sagte Duran und trat neben sie, die Hantel in der Hand.
Einen Augenblick standen sie nebeneinander und starrten die Koffer an.
»Ich möchte gehen«, verkündete Adrienne. »Ich möchte sofort gehen.« Sie zog ihn am Ärmel, doch Duran rührte sich nicht. Und dann machte er wortlos einen Schritt nach hinten, schwang die Hantel und schmetterte sie auf eines der Kofferschlösser.
Adriennes Beine gaben nach, als er den Deckel aufriss. Unwillkürlich stützte sie sich mit einer Hand an der Wand ab und sah weg. Die Stille schwebte zwischen ihnen in der Luft. Endlich fragte sie: »Ist es ... Eddie?«
Duran antwortete nicht sofort, schüttelte nur eher verwundert den Kopf. »Ich weiß nicht«, sagte er zu ihr. »Aber irgendjemand ist es.«
Sie verließen das Gebäude im Eilschritt, ohne zu wissen, was sie jetzt tun sollten. Adrienne hielt es für das Beste, zur Polizei zu gehen, doch Duran war skeptisch.
»Also schön.« Er spielte den Advocatus Diaboli. »Was, wenn wir wirklich hingehen? Was sollen wir erzählen?«
»Das mit den Koffern.«
»Okay. Und dann?«
»Wie meinen Sie das?«, fragte sie.
»Ich meine, was glauben Sie denn, was die dann machen? Denken Sie, die durchsuchen die Wohnung?«
Adrienne dachte eine Weile nach. Schließlich seufzte sie. »Nein. Wahrscheinlich kriegen wir bloß eine Anzeige wegen Einbruchs.« »Genau«, sagte Duran. »Das denke ich auch.«
»Dann gehen wir zu mir«, sagte sie. »Wir könnten wenigstens mein Auto holen. «
Wieder schüttelte er den Kopf. »Da könnten Sie sich gleich selbst erschießen«, erklärte er. »Ich gehe jede Wette ein, dass sie die Wohnung beobachten. «
»Aber ich brauche ein paar Sachen«, sagte sie. »Kleidung. Makeup. Sachen eben!«
»Dann müssen Sie kaufen, was Sie brauchen«, entgegnete er. »Bis die Polizei anfängt, nach Bonilla zu suchen, sollten Sie sich wirklich nicht zu Hause blicken lassen.«
Also fuhren sie mit der U-Bahn zum Flughafen und nahmen einen Mietwagen, fuhren dann zum Einkaufszentrum Pentagon City, wo Adrienne sich einen Kulturbeutel kaufte, etwas Makeup, Wäsche und zwei Kleider. Anschließend rief Duran bei der Polizei an und sagte: »Ich möchte etwas melden — ob Sie deswegen irgendwas unternehmen oder nicht, liegt bei Ihnen ...« Dann schilderte er kurz, aber präzise, was er in Barberas Wohnung gesehen hatte, nannte die Adresse und legte auf.
Auf dem Weg zurück zum Comfort Inn fing es an zu regnen. Zuerst klatschten nur ein paar Tropfen auf die Windschutzscheibe, und plötzlich, noch bevor Duran herausgefunden hatte, wie man die Scheibenwischer einschaltete, schüttete es wie aus Eimern, sodass er panisch Knöpfe drückte und Hebel betätigte, während er gleichzeitig durch die Frontscheibe spähte.
Als er schließlich den richtigen Schalter gefunden hatte, wandte er sich Adrienne zu und sagte: »Ich hab nachgedacht ... «
Adrienne hielt den Blick unverwandt auf die Straße gerichtet. Er fuhr aggressiver, als sie es gewohnt war. »Worüber?«
»Dieser ganze Elektronikkram.«
»Mhm.« Er sprach nicht weiter, also fragte sie: »Und?«
»Na ja, ich hab mir überlegt, dass es vielleicht was mit mir zu tun hat. «
Sie blickte ihn nur an.
Während Duran in Gedanken versunken auf dem Bett lag, stand Adrienne unter der Dusche und ließ sich genüsslich das warme Wasser auf Nacken und Schultern prasseln. Sie dachte an Bill Fellowes, den Praktikanten von der Howard University.
Wie die meisten Praktikanten war Fellowes überwiegend mit untergeordneten Tätigkeiten betraut, aber er hatte eindeutig eine viel versprechende Karriere vor sich. Er war ihr im Amalgamated-Fall zugeteilt worden, um bei der Computererfassung der Dokumente und Memos zu helfen, und sie hatte ein richtig schlechtes Gewissen gehabt. Schließlich war er ein intelligenter Bursche, der Ahnung hatte, und sie gab ihm tagein, tagaus nur Papiere, die durchnummeriert und mit Datumsstempel versehen werden mussten. Dann dachte sie, dass sie im Grunde auch nichts Interessanteres machte als er. Im Gegenteil, sie machten es zusammen.
Sie musste deshalb jetzt an Fellowes denken, weil er im Frühjahr an einem Fall mitgearbeitet hatte, der tatsächlich sehr interessant gewesen war. Adrienne erinnerte sich nicht mehr an die Einzelheiten, aber es ging um >wiedergewonnene
Weitere Kostenlose Bücher