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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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verschränkte die Hände in Durans Nacken und presste seinen Kopf nach unten. Duran war durchtrainiert, aber er hatte das Gefühl, seine Arme würden gleich brechen wie dünne Äste — und er konnte nichts dagegen tun. Sein Gegner war gut und gerne zwanzig Kilo schwerer als er, sehr viel stärker und genauso schnell.
    Doch dann geschah etwas Merkwürdiges. Ohne nachzudenken, knickte Duran in der Hüfte ein, klappte seinen Oberkörper so schnell nach vorne, dass der Dicke einen Purzelbaum über ihn hinweg machte. Duran war von dem gekonnten Schulterwurf fast genauso überrascht wie sein Opfer. Was war das denn?, fragte er sich, als der Dicke mit dem Steißbein auf den steinharten Boden krachte.
    Einen Moment blieb er benommen liegen, und Duran sah sich verzweifelt nach irgendetwas um, womit er ihn k.o. schlagen konnte. Aber da war nichts. Dann war der Dicke auf allen vieren und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. In Panik machte Duran einen Schritt zurück, trat seinem Gegner unters Kinn, als kickte er einen Freistoß, und brach ihm das Genick. Es gab einen lauten Knall, wie von einem Pistolenschuss.
    Plötzlich war alles still, das einzige Geräusch war Durans Keuchen — er war noch immer voll gepumpt mit Adrenalin, hatte noch immer Schmerzen — und ein leises Wimmern, das von der Stelle kam, wo Adrienne auf der Treppe lag.
    Duran kniete sich neben sie und rüttelte sie sanft wach. Er schob eine Hand hinter ihren Kopf und spürte das Blut aus der Platzwunde, das ihr Haar verklebte. »Wir müssen hier weg«, sagte er und zog sie vorsichtig in eine sitzende Position. »Schnell.«
    Widerstrebend ließ sie sich von ihm auf die Beine stellen. Sie blieb schwankend stehen und hielt seinen Arm fest wie einen Rettungsanker. Er dirigierte sie die Treppe hinunter, bis sie die Lobby einsehen konnten. Es war niemand an der Rezeption, und auch an der Tür stand kein Wachmann.
    Als Adrienne die offene, leere Halle sah., schreckte sie zurück. »Was ist mit dem anderen?«
    »Der sucht nach seinem Partner«, sagte Duran. »Los.«
    Gemeinsam liefen sie zu einer Seitentür, die auf den Parkplatz ging. Sie stürzten hinaus in die Nachtluft und sprinteten zu dem Wagen, rissen die Türen auf und hechteten hinein. Duran stieß den Schlüssel ins Zündschloss, ließ den Motor an und sagte. »Anschnallen.«
    »Was!?« Adrienne starrte ihn ungläubig an. »Na los, weg hier!« Er schüttelte den Kopf und ließ den Motor noch lauter aufjaulen.
    »Anschnallen!«, schrie er. Dann griff er über seine linke Schulter, zog sich den Sicherheitsgurt über die Brust und ließ ihn einrasten. »Aber —«
    Duran achtete nicht auf sie. Sein Arm lag auf der Rücklehne, er hatte sich halb umgedreht und sah aus dem Heckfenster.
    Vor Empörung und Angst schlotternd, tat Adrienne wie geheißen und schnallte sich an. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust, saß stocksteif da und starrte frustriert geradeaus.
    »Da ist er«, sagte Duran, als ein wild dreinblickender Mann aus der Seitentür des Motels gestürmt kam und hektisch nach links und rechts blickte.
    »Wollen wir bis in alle Ewigkeit hier sitzen bleiben?«, fragte Adrienne.
    Statt einer Antwort schob Duran den Schalthebel in den Rückwärtsgang. Die Reifen drehten durch, packten, und der Dodge schoss rückwärts in den Kühler des zehn Meter hinter ihnen parkenden Mercury Cougar. Glas splitterte, und eine Fontäne Kühl-Flüssigkeit schoss in die Luft, als die Motorhaube des Mercury zusammengepresst wurde und der rechte Radkasten einknickte.
    Adrienne schrie auf, und der Mann an der Tür des Motels brüllte wütend. Sofort schob Duran den Automatikhebel auf Drive, fuhr los und sagte: »Anschnallen ist nämlich nicht nur empfehlenswert. Es ist Vorschrift.«

22

                

              S ie hatten den Parkplatz hinter sich und waren fast schon auf dem Highway, als Duran merkte, dass der Regen in Nebel übergegangen war. Wasserpfützen glänzten in dem unauslöschlichen Dämmerlicht, das nachts in Städten herrscht. Ein dumpfes Rauschen drang von der Interstate vor ihnen, wie Hitzeflimmern über einer Wüstenstraße.
    Adrienne stöhnte. Duran warf ihr einen Seitenblick zu.
    Sie verhielt sich, als hätte sie eine Gehirnerschütterung, war mal weggetreten, dann wieder da, wie ein schwaches Funksignal. Kaum waren sie auf dem Highway Richtung Norden, da bat sie ihn, am Straßenrand zu halten, weil sie sich übergeben musste. Danach schien es ihr etwas besser zu gehen. Sie wirkte

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