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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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— der Bär — hatte seine Waffe gegen Adrienne, nicht gegen Duran gerichtet. Also musste sich irgendwas geändert haben ... aber warum? Lag es an ihrem Einbruch in die Nachbarwohnung? Dem Anruf bei der Polizei? Vielleicht. Aber vielleicht wurde sie ja auch gar nicht verfolgt.
    Kurz darauf fuhr sie auf den Parkplatz des Comfort Inn, ein großer betonierter Platz, der von hohen Bogenlampen rosa beleuchtet wurde. Sie eilte ins Motel, ging schnurstracks zum Fahrstuhl und in ihr Zimmer, wo Duran sie vom Schreibtisch aus begrüßte.
    »Sie kommen genau richtig«, sagte er und blickte von der Post auf. »Ich sterbe fast vor Hunger. « Ohne ein Wort zu sagen, schob sie sich an ihm vorbei, stellte die Kebab-Schachteln auf den Tisch, schaltete das Licht aus und trat ans Fenster. Sie zog die Vorhänge zu und spähte nach draußen.
    »Ich glaube, man ist mir gefolgt«, sagte sie.
    »Was!?«
    Sie nickte. »Ich war mir nicht sicher, aber ... doch, ich hatte Recht.«
    Er kam ans Fenster und lugte durch den Spalt im Vorhang. »Was ist denn da?«
    »Das Auto hinter meinem. Neben dem Jeep. Glänzender schwarzer Wagen.«
    Er sah einen Mercury Cougar, der etwa fünf Meter hinter dem Dodge stand. Der Wagen war leer, zumindest sah es so aus, bis er in der Dunkelheit der Beifahrerseite eine Zigarette aufglimmen sah. Duran holte tief Luft.
    »Was nun?«, fragte Adrienne.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.« Er überlegte. »Wie viele waren in dem Wagen?«
    »Zwei ... glaube ich.«
    Er seufzte. »Geben Sie mir die Schlüssel.«
    Sie reichte sie ihm mit finsterer Miene. »Die wissen nicht, welches Zimmer wir haben — oder dass wir überhaupt zusammen hier sind.«
    Er stand am Fenster und sah hinaus. Schließlich meinte er: »Ich will Ihnen sagen, was ich denke: Der Freund von dem Kerl da ist in diesem Moment unten an der Rezeption und erkundigt sich nach uns. Und wenn es derselbe ist, dem wir gestern schon begegnet sind, der Dicke, meine ich, dann wird man ihm ganz sicher verraten, was er wissen will.«
    »Was machen wir also?«
    »Das ist das Problem«, erwiderte er. »Ich hab keinen Schimmer.« Adrienne stöhnte laut auf.
    »Packen Sie Ihre Sachen«, wies er sie an. »Falls wir hier wegkommen, werden Sie was zum Anziehen brauchen.«
    »Falls!?«
    Sein Blick war fassungslos, aber er sagte eindringlich: »Ja — falls.«
    Sie fischte die Einkaufstüte aus dem Papierkorb und ging ins Bad, wo sie die Ablage komplett leer räumte. Dann warf sie ihre Anziehsachen in die Tüte und ging zur Tür, wartete darauf, dass Duran das Startsignal gab. Oder einen Einfall hatte. Oder worauf auch immer er wartete.
    Endlich sagte er: »Da ist er.«
    »Wer?«
    »Der Dicke«, erwiderte er mit Blick auf den Parkplatz. »Ist gerade aus der Tür gekommen.«
    »Was macht er?«
    »Er holt den anderen Kerl.« Plötzlich drehte er sich zu ihr um. »Wir müssen weg. «
    »Warum?«
    »Weil die schon unterwegs nach oben sind.«
    Adrienne stürzte aus dem Zimmer und wollte instinktiv Richtung Fahrstuhl laufen, doch Duran packte sie am Ärmel und zerrte sie Richtung Notausgang am Ende des Korridors. Als sie die Tür aufrissen, hörten sie das Pling des Fahrstuhls, und sie sprangen die Treppe hinunter, immer zwei Betonstufen auf einmal.
    Bis Adrienne mit einem Aufschrei in jemanden hineinrannte, der sehr viel größer war und genauso schnell die Treppe hinauflief wie sie hinunter.
    »Miststück!« Der Dicke packte sie mit beiden Händen am Kragen, zog sie dicht an sich heran und schleuderte sie dann gegen die Wand. Ihr Hinterkopf prallte mit voller Wucht gegen den Beton. Ein Keuchen drang aus ihrem Mund, dann sackte sie zu Boden — noch während Duran die Treppe heruntergefegt kam und einen Schwinger hinter dem rechten Ohr des Dicken landete. Der Bär gab kein Keuchen von sich, sondern einen lauten Schrei aus Schmerz und Wut. Sofort stieß er sich von der Wand ab, warf sich mit einem wilden Knurren auf den Therapeuten und rammte ihn in das Eisengeländer. Duran spürte, wie eine Schockwelle durch sein Rückgrat jagte, aber der Hauptschmerz war in seinem Mund, denn er hatte sich auf die Zunge gebissen. Er schmeckte Blut, aber nur einen Moment lang, denn dann traf ihn die Faust des Dicken mitten auf die Stirn, und in seinem Kopf begann es zu klingeln.
    Er rollte nach links und versuchte instinktiv zurückzuschlagen, aber ohne großen Erfolg. Blitzschnell war sein Gegner hinter ihm, stieß seine Fleischerhakenarme unter Durans Achselhöhlen hindurch nach oben,

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