Gefärhlich tiefe Sehnsucht (German Edition)
Erfahrung für sie gewesen. Und wenn sie ehrlich war, dann musste sie zugeben, dass sie mehr wollte. Wie dumm von ihr anzunehmen, nach einem One-Night-Stand könnte sie ohne jegliches Bedauern einfach so weggehen.
Nachdenklich strich sie über ihren flachen Bauch. War es möglich? Konnte sie schwanger sein? Nur ein einziges Kondom war geplatzt. Bestimmt war die Wahrscheinlichkeit niedrig. Trotzdem. Was war, wenn sie jetzt ein Baby erwartete?
Sie schloss die Augen und ließ sich warmes Wasser über das Gesicht laufen. Joc hatte seine Position klar und deutlich zum Ausdruck gebracht. Er war nicht an Kindern interessiert. Mehr noch: Er weigerte sich strikt, welche zu haben. Und welche Konsequenzen hat das für mich?, fragte Rosalyn sich.
Das spielte keine Rolle. War sie tatsächlich schwanger, würde sie Joc um nichts bitten. Sie würde das Baby allein großziehen. Er oder sie kam dann als ein Oakley zur Welt und trat irgendwann ein Erbe an, auf das jeder stolz sein konnte. Eine weitere Generation würde die Geschichte der Oakleys fortsetzen. Eigentlich war das ein großes Glück.
Das Wasser wurde kühler, und sie drehte es rasch ab. Sie hatte genug Zeit vergeudet. Noch nie hatte sie sich versteckt, damit wollte sie jetzt nicht anfangen. Letzte Nacht hatte Rosalyn eine Entscheidung getroffen. Sämtliche Folgen, die sich daraus ergaben, würde sie tragen.
Ein paar Minuten brauchte sie noch, um sich die Haare zu föhnen. Dann legte sie etwas Make-up auf. Im Schlafzimmer fand sie die Kleidung vom Vortag. Frisch gewaschen und gebügelt hingen die Sachen im Schrank. Sogar der Stetson war gereinigt und gestärkt worden.
Nach weiteren fünf Minuten verließ sie das Schlafzimmer und suchte Joc.
Sie entdeckte ihn an einem Tisch sitzend, er hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. Vor ihm lagen zahlreiche Papiere ausgebreitet. Sobald Rosalyn den Raum betrat, stand Joc auf und schenkte eine zweite Tasse für sie ein. „Wie magst du deinen Kaffee?“
„Pechschwarz und so stark, dass der Löffel darin steht.“
Er lächelte. „Die Farbe bekomme ich hin, aber vielleicht reicht es dir, wenn der Löffel langsam kippt?“
Froh, dass sie sich wieder zwanglos unterhalten konnten, erwiderte sie sein Lächeln. „Okay, das genügt mir.“
„Ich muss gleich zu einer Besprechung.“ Er reichte ihr die Tasse und sah Rosalyn an. „Und ich würde mich freuen, wenn du mich begleitest.“
Sein Angebot kam völlig überraschend. Trotz seiner ungezwungenen Haltung hatte sie das Gefühl, hinter dieser Einladung steckte ein tieferer Sinn. Rosalyn stellte die Tasse ab und musterte ihn misstrauisch. „Nur so aus Neugierde, warum willst du mich dabeihaben?“
„Ich glaube, du würdest es … lehrreich finden.“
Ärgerlich sah sie ihn an. „Findest du, ich habe das nötig?“
„Jedenfalls was den Schauplatz betrifft, kann es bestimmt nicht schaden.“ Er sah auf die Uhr. „Wir brechen sofort nach Dallas auf, sobald die Partnerschaft aufgelöst ist. Bis zum frühen Nachmittag solltest du zu Hause sein.“
Nun, was hatte sie erwartet? Dass er ihr seine unsterbliche Liebe erklärte und alles in Ordnung brachte, was in ihrem Leben schiefgelaufen war? Lächerlich! Immerhin war er für ihre derzeit größten Sorgen verantwortlich. Außerdem stand sie seit zehn Jahren alles allein durch und kämpfte mit allen möglichen Widerwärtigkeiten. Sie brauchte keinen Mann, der sie rettete. Sie war absolut in der Lage, selbst für sich zu sorgen.
Er wartete immer noch auf ihre Antwort. Rosalyn nickte kurz. „Gut“, sagte sie schlicht und hoffte, dass er ihr die Anspannung nicht anhörte. „Ich bin immer offen für neue Erfahrungen.“ Allerdings, dachte sie und erinnerte sich an die vergangene Nacht. Aber Rosalyn fiel nichts ein, was die Erlebnisse jener Stunden übertreffen könnte. „Es ist bestimmt interessant, bei einer deiner Besprechungen dabei zu sein.“
Sobald sie gefrühstückt hatten, gingen sie zu einem anderen verwinkelten Gebäude, das ihrem Bungalow von außen sehr ähnelte. Drinnen herrschte jedoch eine unverkennbare Büroatmosphäre. Eine Sekretärin führte Rosalyn und Joc zu einem Konferenzraum, der sich stark von dem in Dallas unterschied.
In diesem Raum herrschten die Farben der Insel vor. Der dicke helle Teppich auf dem Boden hatte exakt die Farbe des Sandstrandes. Die Wände waren aquamarinfarben wie das kristallklare Wasser der Lagune, an der sie den vorherigen Tag verbracht hatten. Statt eines langen rechteckigen
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