Gefärhlich tiefe Sehnsucht (German Edition)
Land und das Leben wertzuschätzen. Denn das ist wichtiger als Geld. Meine Kinder sollen in keiner geschäftlichen Hauptniederlassung oder in einem Pseudopalast groß werden. Dann werden sie sich mit dem Ort verbunden fühlen und dort Wurzeln schlagen, die du nie mehr lösen kannst, genauso wenig, wie du mich von der Ranch losreißen kannst.“
„Und wenn ich damit nicht einverstanden bin?“
„Dann werde ich dich nicht heiraten. Und du wirst mich nicht umstimmen.“ Sie ließ ihn los und trat beiseite. „Aus irgendeinem Grund habe ich diese seltsamen Träume von Bäumen.“ Sie lächelte versonnen. „Ich weiß nicht, vielleicht liegt es an den Hormonen. Egal, jedenfalls ist mir dadurch etwas bewusst geworden. Es braucht Zeit, bis man sich an einem Ort verwurzelt oder an einen Menschen gebunden fühlt. Man muss sich dem Neuen öffnen und zusammenwachsen.“
Nachdenklich neigte er den Kopf. „Haben wir das getan, Rosie? Sind wir zusammengewachsen?“
Sie strahlte ihn an. „Ich habe noch nie gehört, dass jemand das, was wir in dieser Nacht auf Deseos gemacht haben, so nennt. Aber wenn du so willst, dann hat es geklappt. Und unser Baby wächst jedenfalls.“
„Stimmt.“ Er überlegte einen Augenblick und meinte schließlich: „Wenn ich damit einverstanden bin, dass unser Sohn oder unsere Tochter – all unsere Söhne und Töchter – auf Longhorn groß werden, wirst du mich dann heiraten?“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ja, Joc. Dann sage ich Ja. Aber ich hoffe aus ganzem Herzen, dass Longhorn genauso zu deinem Zuhause wird, wie es meines ist.“
„Dann haben wir also eine Abmachung?“
Erleichtert seufzte sie auf. „Warum habe ich bloß das Gefühl, wir sollten uns jetzt die Hände schütteln?“
„Es gibt nur eine Art für mich, um mit dir einen Handel zu besiegeln.“ Langsam ging er auf sie zu. Dann schob er die Hand in ihr Haar, legte sie auf ihren Nacken und küsste Rosalyn. Joc nahm sich Zeit. Mit diesem innigen Kuss zeigte er ihr, wie sehr er sie begehrte. Als er sie schließlich losließ, stieß er rau hervor: „Wir können frühestens in zweiundsiebzig Stunden heiraten. Oder wir fliegen nach Las Vegas und lassen uns gleich morgen früh trauen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Du und ich, wir beide sind Texaner, Joc. Deshalb sollten wir uns hier das Jawort geben.“
Lächelnd nickte er. „Was meinst du, wir könnten morgen als Erstes die Formalitäten regeln?“
„Sehr gern.“
Seine Stimme wurde dunkel. „Ich schwöre, ich werde dich nie im Stich lassen.“
Mehr brauchte er nicht zu sagen. Seufzend sank sie in seine Arme und erlaubte sich, daran zu glauben, dass irgendwie alles zu einem guten Ende kommen würde. Ihre Ehe würde glücklich sein. Denn eines Tages, das hoffte Rosalyn, würde Joc sie lieben.
Irgendwie und irgendwann hatte sie sich in den großen bösen Wolf verliebt.
Vielleicht weckte ihn die Stille auf, die herrscht, wenn die Nacht in den Tag übergeht. Zu diesem Zeitpunkt verstummen die Nachtvögel, überlegte Joc. Und die Sperlinge, die den Tag begrüßen, schlafen noch. Möglicherweise wachte er auch auf, weil es sich so gut und richtig anfühlte, Rosalyn in den Armen zu halten. Sie lag so nah an ihn geschmiegt, dass er ihren Herzschlag nicht von seinem unterscheiden konnte.
Eine tiefere Zufriedenheit hatte er noch nie zuvor gespürt. Nie hatte er etwas Vergleichbares erlebt. Das liegt an dem Baby, versuchte er, sich einzureden. Da sie sein Kind in sich trug, fühlte er sich so stark mit Rosalyn verbunden. Sie war schwanger von ihm. Bestimmt hätte er für jede andere Frau dasselbe empfunden, die sein Kind erwartete.
Erinnerungen an andere Frauen und andere Gelegenheiten huschten durch seine Gedanken. Es hatte zahlreiche kurze Begegnungen und romantische Zusammentreffen in seinem Leben gegeben. Eines nach dem anderen tat er, ohne zu zögern, als unbedeutend ab. Schlimmer noch, ihm kam es falsch vor, nur darüber nachzudenken, solange er Rosalyn in den Armen hielt.
Es wurde Zeit, sich den Tatsachen zu stellen.
Rosalyn war anders. Das hatte er von dem Moment an gewusst, als er ihr zum ersten Mal in die Augen gesehen hatte. Mit jeder Faser hatte er sich damals zu ihr hingezogen gefühlt. Er hatte den Wunsch verspürt, sie zu halten. Und mit aller Macht, dem Geld und mit allen Mitteln wollte er sie beschützen.
Gequält schloss er die Augen. Nur, die unangenehme Wahrheit konnte er dadurch nicht ausblenden. Denn all das würde nicht genügen. Rosalyn
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