Gefärhlich tiefe Sehnsucht (German Edition)
noch nicht gut mit dem Thema umgehen konnte.
Sie hatte den ganzen Tag darüber nachgedacht. Unwillkürlich legte sie sich nun die Hand auf den Bauch. Ein neues Leben wuchs in ihr heran. Die volle Bedeutung dessen hatte Rosalyn noch gar nicht begriffen.
Langsam kam Joc auf sie zu, kniete sich vor sie und legte seine Hand auf ihre. „Wir müssen dieses Kleine hier schützen“, sagte er ernst.
Dieser schlichte Satz brachte sie dazu, sich in die andere Zimmerecke zu flüchten. Rosalyn nahm ihre ganze Kraft zusammen, denn sie wollte die Sache mit dem Heiratsantrag ein für alle Mal klären. „Und eine Ehe würde das tun?“
„Du wusstest, dass wir über dieses Thema reden würden.“ Er ging ihr nach. Sein Ton blieb ruhig und kühl – erschreckend geschäftsmäßig. „Du konntest es dir doch denken. Ich will einfach nicht, dass mein Kind unehelich geboren wird. Das hatten wir schon, und meinem Baby soll das nicht passieren.“
„Er oder sie wird einen guten Namen tragen, nämlich Oakley. Im Übrigen verhandle ich darüber nicht.“ Sie wollte weiter zurückweichen und spürte die Wand am Rücken.
„Falsch, Rosie. Das Kind wird ein Arnaud sein, und in diesem Punkt schließe ich keine Kompromisse. Ich bin jederzeit bereit, Zugeständnisse zu machen und auf dich zuzugehen, nur in dieser Frage nicht.“ Seine Miene wurde hart. „Ich habe dir von meiner Kindheit erzählt. Du weißt, wie meine Schwester und ich gelitten haben. Willst du unserem Baby das Gleiche zumuten?“
„Was ich unserem Baby zumute, sind die Wurzeln der Oakleys“, widersprach sie. „Die Linie der Oakleys wird fortgeführt. Zwar hatte ich es nicht geplant, aber da es nun einmal passiert ist und daran nichts zu ändern ist, soll unser Kind so tief mit der texanischen Tradition verwurzelt sein wie ich. Dir bedeutet das vielleicht nichts, mir ist es wichtiger als alles andere.“
„Verstehst du das nicht?“ In seiner Frage schwang eine Spur Ungeduld mit. „Die Wurzeln des Kindes können meinetwegen in deiner Welt liegen, leben wird es allerdings in meiner.“
Rosalyn seufzte. „Sieh den Tatsachen doch ins Auge, Joc. Ich passe nicht in deine Welt, und daran wird sich nichts ändern.“
„Doch. Du wirst zu meinem Leben gehören, genauso wie unser Kind.“
Wie konnte er so etwas behaupten? „Du meinst, das ist so – nur weil du es sagst?“
„Ja.“
Einfach und direkt. Sie schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich kannte er es nicht anders. Wenn Joc Arnaud sprach, dann sprangen alle anderen. Nun, sie nicht. „Sieh mal …“
Er schnitt ihr das Wort ab. „Nein, sieh du mal: Sobald es geboren ist, wird dieses Baby im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Ich werde alles tun, was nötig ist, um es zu schützen. Ich will …“ Er brach mitten im Satz ab und senkte den Blick. Irgendwie erinnerte die Geste Rosalyn an ein verwundetes Tier, das sich auf den letzten verzweifelten Angriff vorbereitet. „Das Kind soll in Würde aufwachsen und unbescholten und … und in Liebe.“
„Oh, Joc“, flüsterte sie.
„Hör mir zu, Rosie.“ Er wirkte angespannt, als würde er gerade eine Schlacht schlagen. Was vielleicht ja auch der Fall war. Rosalyn kam der Gedanke, dass diese Verhandlung wahrscheinlich die wichtigste seines Lebens war. „Wir können es schaffen. Ich weiß, dass wir das können. Zwischen uns existiert eine Bindung. Da ist mehr als nur das Baby.“
Sie bemühte sich, nicht zu hoffnungsvoll zu klingen, und fragte leise: „Willst du damit sagen, du liebst mich?“
„Ich weiß nicht, wie man liebt. Das ist die verdammte Wahrheit.“ Er schluckte. „Aber ich bin bereit, es zu versuchen.“
„Wenn ich dich heirate, möchte ich mich immer noch irgendwo verwurzelt fühlen. Auch ein Baby ändert daran nichts. Im Gegenteil, ein Kind verstärkt den Wunsch eher noch.“ Liebevoll legte sie die Hände an Jocs Gesicht. „Du musst wissen, worauf du dich einlässt.“
„Ich habe schon eine ziemlich klare Vorstellung davon.“
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Hier geht es nicht nur um mich, Joc. Du musst deine Furcht überwinden und dich mit deiner Vergangenheit auseinandersetzen. Unser Sohn oder unsere Tochter soll stark und selbstbewusst werden.“ Sie küsste ihn zärtlich auf den Mund. Ihr Herz schlug schneller, als Joc ihren Kuss sofort und ohne Zögern leidenschaftlich erwiderte.
Nachdem sie die Lippen von seinen gelöst hatte, sagte sie fest: „Unser Kind wird auf Longhorn aufwachsen. Dort wird es lernen, das
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