Gefahr auf High Heels (German Edition)
bezweifelte, die Torte war das Letzte, woran ich sparen würde. Daher waren wir Gigis Rat gefolgt und hatten sie, ohne zu zögern, bei ihm bestellt. Wenn ich mich recht erinnerte, lag seine Konditorei nur ein paar Blocks von Gigis Agentur entfernt.
»Hören Sie, ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich habe nachher eine Prüfung«, sagte Allie und zeigte auf das Algebrabuch. »Und heute Nacht habe ich nicht viel geschlafen.«
»Natürlich. Danke für das Gespräch«, sagte ich, erhob mich vom Sofa und ging durch das winzige Zimmer zur Tür.
»Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, hier ist meine Nummer.« Ich steckte Allie meine Visitenkarte zu.
Schniefend nahm sie sie und schloss die Tür hinter mir.
Wieder in meinem Jeep, öffnete ich meine Handtasche und zog Stift und Notizblock heraus. Der geheimnisvolle Rocker-Lover war immer noch mein Verdächtiger Nummer eins, aber Paul Faustons Namen notierte ich mir trotzdem. Ich weiß, ein Konditor, der eine Hochzeitsplanerin vor einem Tortenprobeessen aufsucht, ist nicht gerade verdächtig. Aber möglicherweise war er der Letzte, der sie lebend gesehen hatte. Und immerhin war es sein Kuchenmesser, mit dem sie getötet worden war. Das reichte als Grund, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Glücklicherweise war ich morgen mit ihm verabredet, um das Tortenmusterstück zu probieren, und hatte damit eine ausgezeichnete Entschuldigung, um ihm auf den Zahn zu fühlen. Was machte es schon, wenn sich Ramirez nicht für die Details unserer Hochzeit interessierte? Solange er am Tag X aufkreuzte, war alles bestens.
Ich betete nur darum, dass er wirklich aufkreuzte.
Unter Faustons Name schrieb ich: Mitsy Kleinburg und dahinter: bockige Braut .
Wenn Mitsy wirklich so schlimm war, wie Allie sagte, war es vielleicht zu einem Streit zwischen ihr und Gigi gekommen. Vielleicht hatte Gigi die falschen Horsd’ œ uvres bestellt? Die falsche Kapelle gebucht? Vielleicht hatte Mitsy Gigi in einem hochzeitsbedingten Wutanfall abgemurkst? Wie ich selbst sehr gut wusste, strapazierte eine bevorstehende Hochzeit gehörig die Nerven. Vielleicht war Mitsy einfach durchgedreht?
Allie durfte mir zwar Mitsys Nummer nicht geben, doch dank meiner Sucht nach Klatschmagazinen wusste ich, wo Mitsys berühmter Vater zu finden war. Al Kleinberg beendete gerade die Produktion eines Historiendramas, das schon jetzt als heißer Anwärter auf den Oskar galt, eine düstere Saga des Niedergangs einer Familie während der Depression, die laut Access Hollywood gerade auf dem Gelände der Sunset Studios gedreht wurde.
Mit neuer Entschlossenheit machte ich einen U-Turn auf der Verdugo und nahm die 134 in westlicher Richtung, da meldete sich mein Handy aus den Tiefen der Handtasche. Mit einer Hand am Steuer navigierte ich mit der anderen um einen Lippenstift, einen Packen Kreditkarten und ein paar alte Pfefferminzbonbons herum, bis ich endlich das Telefon in die Finger bekam und es gerade bevor die Mailbox ansprang aufklappte.
»Hallo?«
»Maddie?«, schrie Mom am anderen Ende.
Ich zuckte zusammen und riss das Telefon vom Ohr. »Hallo, Mom.«
»Was?«
»Ich sagte ›Hallo‹.«
»Sprich lauter, Liebes, ich kann dich kaum verstehen«, schrie sie.
Ich verdrehte die Augen.
»Ich sagte ›Hallo‹!«, brüllte ich.
»Oh. Hallo, Liebes. Hör mal, wo bist du gerade?«
»Auf der 101. Warum?«
»Oh, Gott sei Dank. Ich dachte schon, bei all dem, was passiert ist, hättest du es vergessen.«
Oh. Mist. »Vergessen?«
»Die Anprobe. Du hast sie doch nicht vergessen, nicht wahr?«
Im Geiste schlug ich mir mit der flachen Hand an die Stirn. Die Kleideranprobe.
Vor vier Monaten hatten Mom und ich drei ganze Wochenenden damit verbracht, sämtliche Boutiquen der Stadt nach dem perfekten Hochzeitskleid zu durchforsten. Ich hatte alles anprobiert: schulterfrei, asymmetrischer Ausschnitt, Spaghettiträger, Empiretaille, gefältelte Taille, lange Ärmel, Puffärmel, Spitze, mit Perlen besetzt, Satin, Seide und jede erdenkliche Variation davon. Danach, muss ich zugeben, hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben genug vom Shoppen.
Schließlich stießen wir auf diese neue Boutique von keinem Geringeren als Austin Scarlett, einem der Teilnehmer an Heidi Klums Project Runway . Die tollsten Roben, die Sie je gesehen haben. Und auf dem Ständer ganz hinten, das letzte Kleid, das ich anprobierte … Perfektion. Ramirez hin, Ramirez her, ich war überzeugt: Dies war mein Seelenverwandter. Eine schmale Korsage, am
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