Gefahr auf High Heels (German Edition)
Hand und führte uns einen weiteren Gang hinunter.
Ich hörte sie schon, bevor ich sie sah. Lautes Lachen und kreischende Frauenstimmen, hin und wieder unterbrochen von einer Songstrophe kamen uns entgegen, als wir uns einer offenen Tür auf der rechten Seite näherten.
Das Erste, was ich sah, als wir den Green Room betraten (der übrigens mitnichten grün, sondern schmutzig grau war), waren Wodkaflaschen. Viele Wodkaflaschen. Die meisten leer. Ein schwacher süßlicher Duft lag in der Luft, der mich an Mrs Rosenblatts Räuchergefäß erinnerte, und unter der Decke hingen feine Rauchschwaden. Eingedenk meines einzigen missglückten Erlebnisses mit Hasch an der Highschool, als ich erst zwei Stunden lang wie eine Bekloppte gekichert und anschließend alle im Haus auffindbaren Tüten Backmischung vertilgt hatte, versuchte ich, möglichst flach zu atmen.
Die Band fläzte sich – zusammen mit reichlich jungen Frauen in Miniröcken und Schlauchtops – auf zwei Sofas, die aussahen, als hätte sie jemand aus dem Sperrmüll geborgen. Dana zog noch schnell ihren BH höher und ihr Top tiefer und marschierte los.
»Geiles Set war das heute, Alex«, sagte Mort zu dem in dem Kilt.
»Danke, Mann«, antwortete der und vollführte einen komplizierten Handschlag mit ihm.
»Alter, das ist Dana. Wir haben mal zusammengewohnt, Mann.«
»Krass«, erwiderte der Sänger. Er wandte seine Aufmerksamkeit Dana zu, die ihm die Hand hinhielt. »Hi.«
»Hi. Ihr Jungs seid super.«
Er grinste, als wüsste er das bereits. »Danke.«
»Das ist Maddie.« Sie zeigte auf mich. »Wir haben von Gigi von eurer Band gehört. Gigi van Doren«, sagte sie, was ja auch fast der Wahrheit entsprach.
Gespannt suchte ich im Gesicht des Sängers nach einer Reaktion, doch in seiner bekifften Miene rührte sich nichts. »Cool.«
»Kanntest du sie?«, bohrte Dana nach. »Gigi?«
Er schüttelte den Kopf. »Nee.« Er drehte sich zu seinen Bandkollegen um. »He, kennt einer von euch eine Gigi?«
Der Typ mit der Lederhose stand auf und wäre dabei beinahe über die an seinem Arm hängende Brünette gestürzt. »Was ist mit ihr?«, fragte er.
»Ich bin eine Freundin von ihr. Oder … war …«, korrigierte ich mich. »Maddie.«
Er nickte. »Hi. Spike.«
»Kanntest du Gigi, Spike?«
Er nickte wieder. »Ja.«
Offenbar musste ich direkter vorgehen. Keine Ahnung, ob es an der Trauer oder an dem Wodka lag, dass er nur mit einzelnen Worten antwortete. »Seid ihr zusammen ausgegangen?«
»Ja, sind wir«, sagte er.
Und als ich ihn näher betrachtete, verstand ich, warum sich Gigi zu ihm hingezogen gefühlt hatte. Er hatte tiefschwarzes Haar, das sich hinter den Ohren leicht lockte, strahlend blaue Augen und kleine Stecker in den Ohren, die ihm das Aussehen eines Bad Boys gaben, ohne dass er unzugänglich wirkte. Abgesehen von den Vorzügen, die seine engen Lederhosen gut zur Geltung brachten, wölbten sich dicke Muskeln an seinen Armen und an der Brust unter einem locker sitzenden schwarzen Tanktop, das einen Bizeps zeigte, bei dessen Anblick ich meine Mundwinkel überprüfte, um mich zu vergewissern, dass ich nicht sabberte. Über beide Arme schlängelte sich ein kunstvoll tätowierter Drache. Alles in allem also der personifizierte Rock-Gott.
»Mein Beileid«, sagte ich.
Seine Augen verdunkelten sich, und er blickte zu Boden. »Ja.«
»Wie lange wart ihr zusammen?«
»Ein paar Monate«, sagte er. »Aber es war was Ernstes, verstehst du? Ich meine, wir haben beide sofort ’ne ganz enge Verbindung gespürt.«
Ich blickte schnell zu der zurückgelassenen Brünetten.
»Echt«, sagte er. Er war meinem Blick gefolgt. »Auch wenn ich manchmal ein bisschen mit Groupies rumhänge, aber das mit Gigi und mir, das war das Wahre.«
»Jetzt muss ich doch mal fragen – sie war doch ein bisschen älter als du, oder?« Womit Dana so zartfühlend, wie sie konnte, auszudrücken versuchte, dass sie beide ein seltsames Paar abgaben.
Spike grinste. »He, ich stehe auf reife Frauen«, sagte er. Dann warf er einen Blick in meine Richtung.
Ich warf die Schultern zurück und schob meine knappe Körbchengröße B ein bisschen höher. He, ich war keine reife Frau.
»Außerdem war sie großzügig«, fuhr er fort. »Sie hatte nichts dagegen, mir immer mal wieder ein bisschen Geld zuzustecken. Man hat es nicht leicht, wenn man gerade erst anfängt. Das Studio und so, das kostet. Da war sie so nett, uns manchmal auszuhelfen.«
»Ah«, sagte ich. Sugar-Mama. »Und wann hast du
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