Gefahr auf High Heels (German Edition)
zwicken?«
»Nein. Ganz bestimmt nicht«, erwiderte ich.
»Sie sind überhaupt nicht böse! Sie sind friedlich. So süß. Hier, sieh selbst.«
Sie öffnete den Käfig und gab leise Gurrlaute von sich, bis einer der kleinen weißen Vögel auf Danas Zeigefinger hüpfte. Langsam zog sie die Hand aus dem Käfig und hielt mir den Vogel hin. »Sieh doch, wie zahm sie sind. Du kannst sie sogar streicheln.«
Ich streckte einen Finger aus und strich vorsichtig über den Rücken den Vogels. Er blieb ruhig sitzen. Ich streichelte ihn noch einmal. Er war wirklich hübsch. So weich, so weiß. Vielleicht war es doch keine schlechte Idee, ein paar von diesen Kerlchen bei der Hochzeit dabeizuhaben. Ich strich über die glatten Federn auf seinem Kopf und begann unwillkürlich in Babysprache auf ihn einzureden.
»Wer ist mein kleines Vögelchen? Wer ist der hübsche Vogel? Ja, das bist du, das bist du!«
Leider schien der Vogel nicht meiner Ansicht zu sein und nutzte den Moment, um mit den Flügeln zu schlagen. Die überraschte Dana schrie auf, woraufhin der Vogel noch aufgeregter wurde.
»Gleich pickt er nach dir!«, sagte Marco und duckte sich hinter einen Sack Vogelfutter.
Ich sprang zurück.
Doch nicht flink genug. Die Taube flatterte von Danas Hand direkt auf mich zu und landete mit ausgestreckten Krallen in meinem Haar.
»Nimm ihn weg, nimm ihn weg!«, schrie ich, mit den Armen auf und ab wedelnd so wie er eben mit den Flügeln.
»Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott«, rief Dana und versuchte ihn zu packen, während er hin und her hüpfte, wodurch sich seine Krallen noch mehr in meinen Haaren verhakten. Hektisch sah ich mich nach dem Verkäufer um, aber selbstverständlich hatten sie sich allesamt gerade diesen Moment ausgesucht, um ihre Latte-Pause zu machen.
Endlich bekam Dana den kleinen Vogelkörper zu fassen und hob ihn, indem sie seine Flügel herunterdrückte, von meinem Kopf, wobei sie ein paar Haarsträhnen mitnahm.
Leider kam sie ein paar Sekunden zu spät.
Ich fühlte etwas Warmes, Nasses an meiner Schulter durch den Pullover.
»Iiiihhh«, rief Marco und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf mich. »Er hat dich vollgekackt!«
Ich blickte an mir herunter. Und wirklich: Ein braunes Rinnsal zog sich von meiner Schulter hinunter vorne über meinen weißen Pullover.
Mit einem »böses Vögelchen!« schubste Dana den Missetäter wieder zurück in den Käfig und wandte sich dann zu mir um.
»Maddie, es tut mir schrecklich leid«, sagte sie, sich auf die Lippe beißend.
Ich bedachte sie mit einem Blick, der sie leicht hätte töten können.
»Dann, ähm, nehmen wir wohl doch lieber die Schmetterlinge, oder?«, fragte sie mit zaghafter Stimme.
»Glaubst du?«
11
Nachdem der Vogel so unmissverständlich seine Meinung über Kaschmir zum Ausdruck gebracht hatte, fand ich, dass es nun genug für heute mit den Hochzeitsvorbereitungen sei. Als Wiedergutmachung bot Dana an, mich nachher zum Konzert der Symmetric Zebras abzuholen, und versprach sogar, mir ein Band-Shirt zu kaufen. Sie schien so ehrlich zerknirscht, dass ich nicht anders konnte, als ihr zu vergeben. (Auch wenn sie mir nicht anbot, einen neuen Pullover zu kaufen, wie mir nicht entgangen war.)
Bekleidet mit einem von Danas Sport-BHs (dem einzigen Kleidungsstück zum Wechseln, das in unseren Kofferräumen zu finden war), fuhr ich auf den Wilshire und nahm dann die Landstraßen nach Hause. In der Ferne versank die Sonne im Meer, als ich die Stufen hinauf zu meiner kleinen Wohnung stieg. Mein Blick fiel auf ein großes, quadratisches Paket vor meiner Tür. Hatte der Postbote mir etwa noch ein Hochzeitsgeschenk gebracht? Ich bückte mich, um den Absender zu entziffern. Meine Tante Lorraine in Idaho. Ich hob es hoch. Es klapperte.
Ich spielte mit dem Gedanken, es gleich an Ort und Stelle aufzureißen, bis mir wieder der Schreck einfiel, als ich das Taufkleid entdeckte. Deshalb stellte ich den Karton auf den Küchentresen und ging stattdessen unter die Dusche.
Mit frisch gewaschenen und geföhnten Haaren hörte ich meine Nachrichten ab (nur eine: Mrs Rosenblatt, die anbot, bei mir und Ramirez vor der Hochzeit eine Aura-Reinigung vorzunehmen) und suchte dann im Schrank den passenden Rocker-Schick-Look zusammen. Nachdem ich einige (zehn) Outfits anprobiert und wieder verworfen hatte, entschied ich mich schließlich für einen schwarzen Minirock, schwarze kniehohe Stiefel und ein rotes, enges Shirt, dessen Stoff mit zarten Silberfäden durchwirkt
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