Gefahr auf High Heels (German Edition)
herankommen?«
Er grinste. »Mit ›herankommen‹ meinst du, nehme ich an, dass ich in ihr Haus einbrechen soll?«
»Nicht einbrechen! Vielleicht irgendwie … Zugang verschaffen. Für eine Minute. Für einen guten Zweck.«
Sein Grinsen wurde breiter und erinnerte mich an ein großes, hungriges Krokodil. »Maddie, der Zweck ist immer gut.«
»Dann bist du dabei?«
»Wir nehmen meinen Wagen«, sagte er und steuerte den Neon an, der ein paar Häuser weiter stand.
»Warum?«
Wieder das Krokodilgrinsen. »Hast du etwa Einbruchwerkzeuge in deinem Handschuhfach? Denn nur damit kommen wir rein.«
Ach ja.
Ganz genau weiß ich nicht, wie Felix gelernt hatte, Schlösser zu knacken, aber das Wenige, was er mir erzählt hatte, hatte mit seiner Jugend in London, einer Privatschule für Jungen und einem kleinen Felix, der zu viel Zeit für sich hatte, zu tun. Ehrlich gesagt, war es vermutlich besser, wenn ich nicht zu viele Fragen stellte – sonst könnte man mich womöglich noch der Beihilfe anklagen. Aber ich muss zugeben, dass seine moralisch nicht ganz einwandfreien Fertigkeiten mir schon das eine oder andere Mal gelegen kamen. Ich selbst habe auch einmal versucht, ein Schloss zu knacken. Nur einmal. (Aus gutem Grund selbstverständlich!) Dabei brach die Visakarte von Macy’s in zwei Teile, als ich sie zwischen Tür und Türrahmen quetschte. Ich musste ganze vier Wochen warten, bis die neue mit der Post kam. Und dass ich vorher dem netten Mitarbeiter vom Kundenservice in Indien erklären musste, wie es dazu gekommen war – das war es ganz und gar nicht wert gewesen.
»Aber du brichst ja nicht wirklich ein. Du …«
»Verschaffst dir nur Zugang«, beendete er den Satz für mich.
»Richtig.« Ich zwängte mich in Felix’ Neon und versuchte, nicht über den Stapel Zeitungen, die Fast-Food-Tüten und das Computerzubehör auf dem Rücksitz die Nase zu rümpfen.
»Also«, sagte Felix, als er sich in den Verkehr einfädelte, »hast du eine Ahnung, wo Gigi wohnte?«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir könnten zu mir fahren und es googeln.«
»Nicht nötig.« Felix zog ein Handy aus der Tasche und tippte mit dem Finger auf das Display. »Das mache ich.«
»Meine Güte, bin ich etwa die Einzige auf dieser Welt, die nicht Google mit sich rumträgt?«
»Meine Mutter auch nicht, da bin ich mir ziemlich sicher«, erwiderte er, während er Gigis Namen in den winzigen Bildschirm eingab.
In Anbetracht der Tatsache, dass seine Mutter eine siebzig Jahre alte Witwe war, die in den Cotswolds in England wohnte, munterte mich seine Bemerkung nicht gerade auf.
»Da haben wir’s.« Er kniff die Augen zusammen. »Sie hat eine Adresse in Pacific Palisades.« Er las sie laut vor und nahm dann die 5 nach Süden.
Nach zwanzig Minuten im Stau bogen wir auf die 10 nach Westen ab und schlängelten uns die 1 hoch zu Pacific Palisades, dem schicken Stadtteil an der Küste. Als wir nur noch einen Block vom Pazifik entfernt waren, roch es zwar immer noch mehr nach Abgasen als nach Salzwasser, doch die mehrgeschossigen Häuser mit den Glasfassaden und die urigen Krebsbuden mit ihren rosafarbenen Putzfassaden ließen keinen Zweifel daran, dass wir am Meer waren.
Wir umrundeten einen Golfplatz und erreichten eine Gegend mit gewaltigen Häusern in der für Kalifornien typischen eklektischen Architektur: imposante unechte Tudorgotik neben pseudoitalienischen Villen und riesigen Landhäusern im Craftsman-Stil. Die Adresse, vor der Felix hielt, befand sich auf halbem Wege die Straße hoch und war eines der Tudor-Häuser, dessen weißer Putz sich schimmernd von den dunklen Holzbalken abhob, die sich im Kreuzmuster über die Fassade zogen. An dem breiten, langen Rasenstreifen, der das Haus von der Straße trennte, zog sich zu beiden Seiten entlang des Grundstücks eine hohe Hecke, die die Illusion von Ungestörtheit vermittelte.
Während Felix den Neon die gewundene Auffahrt hochlenkte, sah ich mich in aller Ruhe um.
»Wow, nicht schlecht.« Ich pfiff leise. »Kein Wunder, dass die Tischkarten so teuer sind.«
»Wir parken lieber an der Seite«, schlug Felix vor und wies auf eine weitere Reihe dichter Hecken.
Er fuhr um das Haus herum und stellte den Wagen so ab, dass man ihn von der Vorderseite des Grundstücks aus nicht sehen konnte. Dann stiegen wir aus und gingen zur Haustür. In der Stille knallten meine Kitten Heels laut wie Kanonen auf dem fachmännisch verlegten Kopfsteinpflaster der Auffahrt. Vorsichtig sah ich hinter mich, aus Furcht,
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