Gefahr auf High Heels (German Edition)
Bride.
Ich stand auf. Was jetzt? Hinter den Vorhängen? Unter dem Teppich? Trotz der von Dana verordneten Diät war der Sessel zu schmal, als dass ich mich dahinter hätte verstecken können.
Damit blieb nur eines.
Der Schrank.
Ich riss die weißen Gleittüren auf und sprang hinein. Schon als ich sie zuzog, hörte ich Ramirez die Treppe hinaufkommen.
Neben einem Schuhhängeregal (habe ich schon erwähnt, wie sehr ich sie um ihre Prada-Sammlung beneidete?) und einem Fach voll mit Pullovern machte ich mich so klein wie möglich und hoffte inständig, dass mein Pech mir nur einmal eine Pause gönnen würde.
Mit angehaltenem Atem horchte ich auf ein Geräusch, das mir anzeigte, dass Ramirez näher kam. Doch Gigis flauschige weiße Teppiche ließen keine Geräusche zu. Die Grabesstille verschluckte jeden Schritt.
Ich zählte bis drei und bemühte mich, möglichst leise zu atmen, als ich die Tür langsam einen Spalt öffnete, um einen Blick hinauszuwerfen.
Nichts.
Ich stieß die Tür noch ein Stückchen weiter auf.
Und sah Ramirez’ schwarze Stiefel ins Zimmer treten.
Huch! Ich sprang zurück und schloss die Tür unbemerkt wieder. Hoffte ich zumindest.
Als ich durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen lugte, sah ich, dass Ramirez das Zimmer gründlich durchsuchte. Die Kiefermuskeln angespannt, die Waffe vor sich ausgestreckt. Er war nicht blöd. Eine unverschlossene Haustür und eine ausgeschaltete Alarmanlage machten ihn misstrauisch. Vor allem wenn die Bewohnerin des Hauses tot war.
Ich atmete leise und flach. Als ich sah, wie Ramirez unter das Bett (doch gut, dass ich mich dort nicht versteckt hatte!) und hinter die Vorhänge (dito!) sah, hatte ich ein Déjà-vu. Genau in dieser Position war ich Ramirez das allererste Mal begegnet – versteckt in einem Schrank, ihn beobachtend, wie er mit seiner glänzenden schwarzen Waffe ein Schlafzimmer durchsuchte. Nur damals war es das meines Exfreundes gewesen, und Ramirez war derjenige, der den Einbruch begangen hatte.
Jetzt war ich die Missetäterin.
Bei diesem Gedanken kauerte ich mich noch ein bisschen näher an den Schuhhänger voller spitzer Pumps.
Ramirez durchquerte das Zimmer und ging langsam um das Bett herum. Ich konnte sehen, dass sein ganzer Körper angespannt war, aufs Höchste alarmiert, bereit, sofort zu reagieren. Der Finger am Abzug war der einzige Körperteil, der entspannt schien. Was täuschte, denn ich wusste, dass er einer Fruchtfliege noch auf fünfzig Meter die Eier abschießen konnte. Ramirez war gut in seinem Job.
Deswegen wandte er sich jetzt auch dem Schrank zu.
Ich drehte mich um und schob mich vorsichtig, damit er nicht raschelte, hinter den Hänger. Meine Beine bedeckte ich mit einem beigen Pullover mit lockerem Zopfmuster. Mit geschlossenen Augen sagte ich im Geiste: Bitte, bitte, bitte, damit er die andere Schranktür öffnete, die, hinter der sich gerade keine Blondine versteckte.
Das letzte Mal, als wir diese Szene durchgespielt hatten, hatte Ramirez mit einem kurzen Blick in den Schrank gefunden, was er gesucht hatte, sodass ich unentdeckt geblieben war.
Leider hatte ich damals wohl mein ganzes Glück aufgebraucht.
Mit einem Ruck riss er die Tür genau vor mir auf, sodass ich mich plötzlich Nase an Nase mit einem bedrohlich aussehenden Pistolenlauf befand.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich habe mir ein bisschen in die Hose gemacht.
Sofort ließ Ramirez die Waffe sinken, seine Schultern sanken herunter, und sein Körper schüttete das aufgestaute Adrenalin aus.
»Herrgott, Maddie!«
Ich lächelte ihn zaghaft an und winkte ihm mit einem Finger. »Hallo, Schatz.«
»Was zum Teufel machst du hier?«, schrie er. Dann reichte er mir die Hand, die ich auch dankbar ergriff, damit er mich aus dem Schrank und auf die Beine zog.
»Ähm, na ja, also …«
Er hielt die Hand hoch, um mich zu unterbrechen. »Warte. Ich will es nicht wissen.«
»Nicht?«
Er biss die Zähne aufeinander. »Nein. Denn wenn ich es weiß, muss ich dir wahrscheinlich Handschellen anlegen und dich aufs Revier bringen.«
Ich wiegte meinen Kopf hin und her. »Ähm. Danke. Dass du mich nicht festnimmst.«
Er grunzte. Dann fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und stieß ein paar ausgesuchte spanische Flüche aus.
»Tut mir leid.«
Er hielt inne und sah mich kopfschüttelnd an. »Das tut es immer.«
Autsch.
»Ja, aber dieses Mal tut es mir sehr, sehr leid.«
Er musterte mich argwöhnisch. Die Vene an seinem Hals begann zu
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