Gefahr im Fitness-Studio - Vogel, M: Gefahr im Fitness-Studio
Büroklammern, Gummibändern und Hustenbonbons einen kleinen, silbernen Schlüssel. Mit zitternden Händen steckte sie ihn ins Schloss. Der Schlüssel passte!
Kim seufzte erleichtert, als die Schublade geräuschlos aufrollte und den Blick auf eine graue Aktenmappe freigab. Sie öffnete die Mappe und nahm einige Papiere heraus. Auf dem obersten Blatt prangte eine dicke Überschrift, die Kim sofort ins Auge fiel: Die vier Stufen des Schön-und-Schlank-Programms von Gym For You.
Darunter stand in roten Buchstaben: »Streng vertraulich!«. Kim runzelte die Stirn und begann zu lesen:
Erste Stufe: Dem Kunden wird durch schlechte Werte beim Fitnesstest und indirekte Manipulation in Form von ständiger Berieselung mit TV-Werbung für Diät-Produkte suggeriert, dass er zu dick ist.
Zweite Stufe: Dem Kunden werden Fitness-Riegel und Energy-Drinks von Gym For You angeboten, die den Fettabbau beim Training beschleunigen sollen.
Dritte Stufe: Dem Kunden werden Diät-Produkte von Gym For You angeboten, um das Abnehmen zu erleichtern.
Vierte Stufe: Dem Kunden werden weitere hochpreisige Schönheitsbehandlungen von Gym For You wie das Wegspritzen von Falten, Fettabsaugen oder Lasertherapie angeboten.
WICHTIG: Den Kunden immer wieder ermutigen und in seinen Bemühungen um einen schönen Körper bestärken, damit er das Schlank-und-Schön-Programm nicht frustriert abbricht!
Kim starrte ungläubig auf das Blatt in ihrer Hand. Das konnte doch nicht wahr sein! Bei Rita’s Gym wurden die Kunden offenbar systematisch manipuliert, um ihnen möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen! Auf diese Weise hatte sich bestimmt auch Mareike beim Studio verschuldet. Und Kim war ebenfalls voll auf Rita und ihre freundliche Masche hereingefallen …
Plötzlich hörte Kim Schritte auf dem Flur, und Ritas Stimme ertönte. »Am besten reden wir in meinem Büro weiter. Möchten Sie einen Kaffee?«
»Gerne«, antwortete eine tiefe Stimme, die Kim irgendwie bekannt vorkam. »Bei dem Mistwetter kann ich etwas Warmes wirklich vertragen.«
»Mareike!«, rief Rita. »Bring uns bitte zwei Kaffee in mein Büro!«
Schnell stopfte Kim die Papiere in die Aktenmappe zurück und schloss die Schublade. Dann sprang sie auf und sah sich panisch um. Sie musste sich verstecken – aber wo? Der Schrank war abgeschlossen, und unter dem Schreibtisch hatte sie nicht genug Platz. Da fiel ihr Blick auf eine kleine Tür zwischen Schrank und Regal, die sie im allmählich schwindenden Nachmittagslicht bisher noch gar nicht bemerkt hatte.
Kim flitzte durch das Zimmer und riss die Tür auf. Dahinter lag ein kleiner, fensterloser Raum, der mit Kisten und Kartons voll gestellt war. Offenbar wurden hier die Fitnessprodukte und Diät-Shakes gelagert, die im Studio verkauft wurden. Kim schlüpfte in den Raum und quetschte sich zwischen zwei Kisten.
Gerade noch rechtzeitig! Kaum hatte Kim die Tür hinter sich geschlossen, betrat Rita das Büro. Kim beobachtete durch das Schlüsselloch, wie sie das Licht anknipste und zu ihrem Schreibtisch ging. Hinter ihr kam ein Mann herein. Kim schnappte nach Luft. Heinz Seibold! Er ließ sich auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder und nahm den Kaffee in Empfang, den Mareike gerade hereinbrachte.
»Tja, so sieht man sich wieder, junges Fräulein«, sagte er und grinste hämisch. »Es war wirklich Pech für dich, dass du ausgerechnet mich bei deinen schmutzigen Machenschaften um Hilfe gebeten hast.«
»Das sind keine schmutzigen Machenschaften!«, fauchte Mareike. »Ich versuche nur, die Kunden aufzuklären, damit ihnen nicht dasselbe passiert wie mir.«
Kim konnte nicht umhin, ihren Mut zu bewundern. Sie wusste nicht, ob sie sich getraut hätte, so mit diesem schmierigen Seibold zu reden.
Rita sah Mareike streng an. »Schluss jetzt, Mareike! Hör sofort auf, meinen Geschäftspartner zu beschimpfen.«
»Geschäftspartner?«, fragte Mareike überrascht. Dann schien ihr ein Licht aufzugehen. »Ach so, jetzt verstehe ich! Sie haben Rita gesteckt, dass ich die Fassade besprüht habe!«
Herr Seibold machte ein zufriedenes Gesicht. »Natürlich, was denkst du denn? Ich fand unser kleines Gespräch im Schillerpark wirklich sehr interessant. Und Rita auch. Tja, du konntest natürlich nicht wissen, dass die Gym For You- Holding wenige Tage vor unserem Treffen mein Studio gekauft hatte. Zu einem wirklich guten Preis, wie ich sagen muss.«
Mareike biss sich auf die Unterlippe. »Und ich dachte, Sie würden mir helfen, diesen
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