Gefahrenzone (German Edition)
weiterhin das tun, was man von Ihnen verlangt. Hätten Sie es geschafft, zu Ihrem Vater Kontakt aufzunehmen, wäre er jetzt tot.«
Kowalenko antwortete darauf nicht.
Einen Augenblick später erschien ein neuer Textabsatz auf Cryptogram. »Wir werden Ihnen anonym in Barcelona neue Ausweise zustellen. Mit ihnen werden Sie in die Vereinigten Staaten fliegen. Sie werden morgen abreisen. Sie werden sich in Washington eine geeignete Unterkunft mieten und von dort aus operieren. Sie haben zwei Tage Zeit, um sich einsatzbereit zu machen und sich bei uns zu melden, um weitere Operationsanweisungen zu erhalten.«
Washington? Kowalenko war überrascht und etwas besorgt.
»Ich habe kein gutes Verhältnis zur gegenwärtigen Regierung.« Diese eher nüchterne Aussage war eine horrende Untertreibung. Vor einem Jahr hatte Kowalenko mit dem US-Milliardär Paul Laska konspiriert, um Jack Ryans Wahlchancen zu zerstören. Das Komplott war misslungen, und während Laska offensichtlich ungeschoren davongekommen war, wurde Walentin für den Kreml zu einer peinlichen Belastung, weshalb man ihn in ein Rattenloch warf.
Kowalenko war sich sicher, dass die Ryan-Regierung alles über ihn wusste. Nach Washington zu ziehen, um dort für eine schattenhafte kriminelle Vereinigung zu arbeiten, hielt er deshalb für keine sehr gute Idee.
Center erwiderte: »Wir wissen von der John-Clark-Geschichte. Die Dokumente, Ausweise, Kreditkarten und die Unterlagen für Ihre Tarnexistenz, die wir Ihnen geben, werden es Ihnen gestatten, in das Land einzureisen und sich dort niederzulassen. Dort werden Sie für Ihre eigene Sicherheit sorgen.«
Kowalenko schaute eine Zeit lang auf den Monitor, bevor er Folgendes eintippte: »Nein. Ich will nicht nach Amerika gehen.«
»Sie werden gehen.« Das war alles. Nur eine Feststellung.
Walentin tippte »Nein«, drückte aber nicht auf die Entertaste. Er schaute das Wörtchen einfach nur an.
Nach einigen Sekunden löschte er das »Nein« und tippte: »Wie lange wird der Einsatz dauern?«
»Unbekannt. Wahrscheinlich weniger als zwei Monate, aber das alles hängt von Ihren Fertigkeiten ab. Wir glauben, dass Sie es gut machen werden.«
Kowalenko schimpfte in seiner Wohnung laut vor sich hin. »Ja, ja. Drohungen und Schmeicheleien. Zuerst gibst du deinem Agenten einen Arschtritt, und dann lutschst du ihm den Schwanz.« Er wusste nichts über Center, aber ihm war klar, dass dieser Typ ein erfahrener Agentenführer war.
»Und wenn ich mich weigere?«, tippte der Russe.
»Sie werden sehen, was Ihnen geschieht, wenn Sie sich weigern. Wir raten Ihnen, sich nicht zu weigern.«
43
D as Leben eines CIA-Agenten vor Ort hatte seine Momente voller Erregung und Spannung, in denen einem das Adrenalin durch die Adern schoss, aber die meiste Zeit erlebte man eher langweilige Momente wie diesen hier.
Adam Yao hatte die ganze Nacht in dem kleinen Warteraum einer Karosseriewerkstatt in Sai Wan auf Hong Kong Island verbracht, die nur ein paar Kilometer von seiner Wohnung entfernt lag. Er hatte am Abend zuvor den Mitsubishi seines Nachbarn dorthin gefahren und dem Besitzer und seinem Gehilfen ein hübsches Sümmchen versprochen, damit sie die ganze Nacht durcharbeiteten, um die Blutflecken von den Polstern zu entfernen, die Einschusslöcher auszufüllen und zu verspachteln, das ganze Fahrzeug neu zu lackieren und die zerbrochenen Fenster auszutauschen.
Es war jetzt sieben Uhr morgens, und die Kfz-Mechatroniker hatten ihre Arbeit gerade beendet. Adam hoffte deshalb, dass er den Minivan rechtzeitig auf seinem Platz in ihrer Tiefgarage abstellen konnte, bevor sein Nachbar aus seiner Wohnung herunterkam, um zur Arbeit zu fahren.
Das war zwar alles nicht mit der prickelnden Erregung der vergangenen paar Tage vergleichbar, aber auch solche Dinge waren Teil eines Einsatzes. Yao hätte seinem Freund den Mitsubishi unmöglich in diesem ramponierten Zustand zurückgeben können.
Sein Nachbar, ein Mann in Adams Alter namens Robert Kam, hatte drei Kinder und sich deshalb den Mitsubishi aus reinen Nützlichkeitserwägungen angeschafft. In den beiden letzten Tagen hatte er Adams Mercedes gefahren und sich ganz gewiss nicht darüber beschwert. Obwohl Yaos Wagen bereits zwölf Jahre auf dem Buckel hatte, war er immer noch in ausgesprochen guter Verfassung und auf jeden Fall ein weit besseres Gefährt als der Mitsubishi-Grandis-Minivan.
Der Werkstattbesitzer warf Yao die Schlüssel zu, und gemeinsam inspizierten sie das Ergebnis der
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