Gefahrenzone (German Edition)
Zähne presste der misshandelte Gefangene stoßweise hervor: »Was haben Sie mit mir gemacht?«
Die beiden Ärzte standen jedoch weiterhin nur da und verfolgten seine Tortur mit angespannter Miene.
Nach einer weiteren Sekunde bäumte sich der Mann auf der Rolltrage auf und kämpfte gegen seine Gurtfesseln an. Seine Hüfte hob sich hoch in die Luft, und sein Kopf schnellte von einer Seite zur anderen.
Walentin Kowalenko schrie aus voller Lunge um Hilfe.
Plötzlich spritzten Schaum und Speichel aus dem Mund des Gepeinigten, gefolgt von einem gutturalen Stöhnen. Gleichzeitig wurde er von Krämpfen geschüttelt. Nur seine Gurtfesseln verhinderten, dass er von der Liege rutschte, als er gegen die Wirkung des Giftes ankämpfte, das man ihm offensichtlich injiziert hatte.
Nach einer weiteren qualvollen und entsetzlich langsam verlaufenden Minute erlöste ihn der Tod von seinen Leiden. Als die Krämpfe aufhörten und sein immer noch angegurteter Körper zur Ruhe kam, schienen seine großen, leeren Augen direkt auf Kowalenko zu starren.
Der ehemalige stellvertretende SWR- Resident schaute die Ärzte an. Seine Stimme war heiser vom Schreien. »Was haben Sie getan?«
Ohne etwas zu antworten, trat der Mann mit der Schultertasche jetzt an Kowalenkos Rollliege heran und griff in seinen Beutel.
Gleichzeitig zog der andere Mann die Decke von Kowalenkos Beinen und Füßen herunter.
Walentin wollte schreien, aber es kam nur noch eine Art heiseres Krächzen heraus. »Hören Sie mir zu! Hören Sie! Fassen Sie mich nicht an! Ich habe Freunde, die Sie bezahlen werden ... die Sie bezahlen, oder die Sie töten, wenn Sie ...«
Walentin Kowalenko verstummte sofort, als er die Pistole sah.
Der Arzt hatte nämlich keine Spritze, sondern eine kleine Edelstahlpistole aus dem Beutel geholt, die er jetzt auf Kowalenko richtete. Sein Begleiter trat an die Rolltrage heran und schnallte die Gurte an den Armen und Beinen des Untersuchungshäftlings auf. Walentin lag ganz ruhig da, während ihm der Schweiß in die Augen lief oder ihn an den Stellen, wo er zuvor die Betttücher durchgeschwitzt hatte, erschauern ließ.
Als der unbewaffnete Arzt Walentin vollends von den Ledergurten befreit hatte, trat er einen Schritt zurück neben seinen Kollegen. Kowalenko setzte sich langsam auf, wobei er seine Hände etwas in die Luft hob und mit den Augen die Pistole in der zitternden Hand des Mannes fixierte, der gerade eben den anderen Patienten umgebracht hatte.
»Was wollen Sie?«, fragte Walentin.
Keiner der beiden Männer sagte ein Wort. Der mit der Pistole, die Kowalenko jetzt als Walther PPK/S identifizierte, deutete jedoch mit seiner kleinen, kompakten Waffe auf einen Seesack, der vor ihm auf dem Boden lag.
Der Häftling rutschte von seiner Trage herunter und kniete sich neben die Segeltuchtasche. Es fiel ihm schwer, seinen Blick von der Pistole loszureißen. Als er schließlich doch in den Seesack hineinschaute, fand er darin Kleidung zum Wechseln und ein Paar Tennisschuhe. Als er zu den beiden älteren Männern emporblickte, nickten sie ihm nur zu.
Walentin zog seine Häftlingskluft aus und abgetragene Bluejeans und einen braunen Pullover an, der einen unangenehmen, starken Körpergeruch ausströmte. Die zwei Ärzte behielten ihn die ganze Zeit im Auge. »Was passiert jetzt?«, fragte er sie beim Umkleiden, aber sie blieben stumm. »Okay, vergessen Sie es!«, sagte er schließlich. Er begriff, dass er von ihnen keine Antworten erhalten würde. Da es nicht so aussah, dass sie ihn gleich umbringen würden, beließ er es dabei.
Würden ihm diese Mörder möglicherweise sogar zur Flucht verhelfen?
Als sie die Krankenstation verließen, ging Kowalenko voraus. Drei Schritte hinter ihm folgten die Ärzte. Der eine von ihnen hielt weiterhin seine Pistole auf ihn gerichtet. Der andere rief plötzlich: »Nach rechts!« Seine nervöse Stimme hallte im langen, dunklen Gefängnisgang wider. Walentin tat, wie ihm geheißen. Sie führten ihn durch einen weiteren stillen Korridor und dann eine Treppe hinunter. Sie passierten zwei unverschlossene Stahltüren, die durch Mülleimer aufgehalten wurden. Schließlich erreichten sie ein großes Eisentor.
Auf dem ganzen Weg durch diesen Teil der Haftanstalt waren sie keiner einzigen Seele begegnet.
»Klopfen Sie!«, wies ihn einer der Ärzte an.
Walentin schlug mit den Knöcheln leicht an das Tor.
Er wartete einen Moment. Um ihn herum herrschte absolute Stille, wenn man einmal von seinem laut klopfenden
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