Gefahrenzone (German Edition)
Ihnen ganz einfach darstellen. Wir mussten die Luftüberlegenheit über der Taiwan-Straße als Voraus setzung unserer dortigen Flottenoperationen erringen. Dies führte zu Dutzenden von Luftgefechten mit den Taiwanesen und Amerikanern. Wir befahlen daraufhin dem amerikanischen Flugzeugträger, sich zurückzuziehen, was er auch getan hat. Jetzt haben wir jedoch herausgefunden, dass sie amerikanische Piloten wie gemeine Spione nach Taiwan eingeschmuggelt haben. Als Vergeltung hierfür haben unsere U-Boote einige Minen gelegt, und dabei kam es zu der Auseinandersetzung mit dem taiwanesischen Kriegsschiff, das wir dann leider zerstören mussten. Dies ist die gegenwärtige Lage.«
Wei wurde bewusst, dass Su keinerlei Reue für seine rücksichtslose Eskalierung der Ereignisse zeigen würde.
»Aber Ihre Geschichte ist damit ja noch nicht ganz vollständig, oder?«, sagte Wei. »Ich habe gerade von meinen Beratern, die das amerikanische Fernsehen verfolgen, von den Cyberangriffen auf die Vereinigten Staaten erfahren. Wollen Sie immer noch behaupten, dass diese nicht auf die Volksrepublik China zurückgeführt werden können?«
»Ja.«
»Wie können Sie so etwas sagen? Genau an dem Tag, wo Sie den Amerikanern mit Vergeltungsaktionen drohen, beschädigt plötzlich ein umfassender Computerangriff ihre militärische und zivile Infrastruktur. Augenscheinlich muss da doch China dahinterstecken.«
»Augenscheinlich, vielleicht. Das gestehe ich Ihnen zu. Aber zurechenbar? Nein. Es gibt keinen einzigen konkreten Beweis.«
Wei hob die Stimme: »Glauben Sie etwa, Jack Ryan möchte uns vor ein Bezirksgericht bringen?«
Su kicherte erneut. »Nein, Wei. Er möchte China auf die Knie zwingen. Aber tatsächlich schickt er doch nur ein paar Piloten nach Taiwan und zieht seine verwundbaren Schiffe aus der Reichweite unserer ballistischen Raketen zurück. Genau das wollten wir. Ryan wird sich ein wenig aufplustern, aber er wird erkennen, dass die Schlacht für ihn verloren ist, bevor sie überhaupt begonnen hat.«
»Aber war es wirklich nötig, solch drastische Schritte zu unternehmen? Warum haben wir nicht nur die militärischen Netzwerke angegriffen?«
»Wei, ich habe Ihnen doch bereits erklärt, dass nach Ansicht meiner Experten die Vereinigten Staaten in nächster Zukunft, vielleicht innerhalb von zwei Jahren, ein elektronisches Kommunikationssystem errichtet haben werden, das weit besser zu verteidigen ist als das gegenwärtige. Wir müssen also jetzt gleich handeln und die Lage möglichst schnell eskalieren. Die Amerikaner nennen das ›Shock and Awe‹, ›schockieren und einschüchtern‹. Es ist der einzige Weg nach vorn.«
»Aber was werden die Amerikaner jetzt gegen uns unternehmen?«
Su hatte diese Frage erwartet. »Wenn wir die Straße von Taiwan sowie einen Großteil des Südchinesischen Meeres kontrollieren, wird die Reaktion der Amerikaner nur begrenzt ausfallen.«
»Begrenzt?«
»Natürlich. Ihre Flugzeugträger sind weit von jeder möglichen Kampfzone entfernt. Sie wissen genau, dass unsere Küstenbatterien und Antischiffsraketen sie zerstören können.«
»Sie werden also nicht angreifen?«
»Sie werden ihr Möglichstes tun, um Taiwan zu verteidigen, aber sie wissen, dass das vergebliche Liebesmüh ist. Wir können von unserer Küste aus täglich fünfzehnhundert Raketen abschießen, ganz zu schweigen von unserer Luftwaffe und Marine. Sie werden bestimmt einen Rückzieher machen.«
»Wir haben Ryan schon einmal falsch eingeschätzt. Machen Sie das jetzt nicht wieder?«
»Ich habe Ihnen doch bereits erklärt, Genosse, dass ich eine amerikanische Reaktion erwarte.« Er machte eine Pause. »Und ich bin mir sicher, dass sie scheitern wird. Wir werden nicht zulassen, dass China in den nächsten fünf Jahren an irgendeiner Front an Macht verliert. Wir werden unsere gegenwärtigen Krisen überwinden, und wir werden wachsen, aber das wird nicht möglich sein, wenn wir keine kurzfristigen Opfer bringen. Die Vorstellung wäre naiv, dass Präsident Ryan, einer der schlimmsten Kriegstreiber auf diesem Planeten, auf dies alles hier nur mit irgendwelchen diplomatischen oder wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen reagieren wird. Wir müssen uns also auf eine längere bewaffnete Reaktion einstellen.«
»Was für eine Art von bewaffneter Reaktion?«
»Die Volksbefreiungsarmee versucht auf diese Frage schon längere Zeit eine Antwort zu finden. Unsere Denkfabriken in Washington durchleuchten gerade die einzelnen Mitglieder
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