Gefahrenzone (German Edition)
fördern? Ich kann Ihnen diese Frage ganz einfach beantworten, Herr Präsident. Amerika braucht Indiens Hilfe, um China zu allen Zeiten bedrohen zu können. Wie könnten wir uns durch einen solchen feindlichen Akt nicht bedroht fühlen?«
Wei wartete geduldig auf eine Antwort auf seine Frage, aber Jack Ryan wollte Wei an diesem Abend keinen Zentimeter entgegenkommen. Er führte dieses Telefongespräch, um über die Cyberangriffe und die Eskalation durch den Vorsitzenden Su zu reden.
»Die Angriffe Ihrer Nation auf unsere entscheidend wichtigen Infrastruktureinrichtungen sind ein kriegerischer Akt, Herr Präsident«, meldete er sich jetzt endlich zu Wort.
Wei wehrte sofort ab: »Die amerikanische Anschuldigung, dass sich China an irgendeinem Computerangriff auf die Vereinigten Staaten beteiligt habe, ist absolut haltlos und nur ein weiterer Ausweis des Rassismus, mit dem Ihre Regierung das chinesische Volk zu erniedrigen versucht.«
»Ich mache Sie persönlich für das Schicksal aller Amerikaner verantwortlich, die aufgrund Ihrer Sabotageakte gegen unsere Transportinfrastruktur, unsere Kommunikationssysteme und unsere Kernkraftwerke ihr Leben verlieren sollten.«
»Welche Kernkraftwerke?«, fragte Wei.
»Wissen Sie nicht, was heute Nachmittag in Arkansas passiert ist?«
Wei hörte dem Übersetzer zu. Nach einiger Zeit sagte er: »Mein Land ist für keinen dieser Computerangriffe auf Ihr Land verantwortlich.«
»Sie wissen das also gar nicht? Ihre Cybermiliz, die in Ihrem Namen handelt, Präsident Wei Zhen Lin, hat die Notabschaltung eines Atomreaktors mitten in den Vereinigten Staaten erzwungen. Wäre dieser Angriff erfolgreich gewesen, wären Tausende Amerikaner gestorben.«
Wei zögerte einen Moment, bevor er antwortete: »Wie ich bereits gesagt habe, China hatte damit nichts zu tun.«
» Ich glaube, dass Sie etwas damit zu tun hatten, Herr Präsident, und letzten Endes ist genau das entscheidend.«
Wei zögerte erneut und wechselte dann das Thema. »Präsident Ryan. Sie kennen doch sicher den überragenden Einfluss, den wir auf Ihren Wirtschafts- und Handelssektor haben?«
»Der ist für mich im Moment nicht wichtig. Sie können unserer Wirtschaft nichts antun, von dem wir uns nicht nach kurzer Zeit erholen würden. Amerika hat viele Freunde und große natürliche Ressourcen. Sie haben keines von beidem.«
»Vielleicht nicht. Aber wir haben eine starke Wirtschaft und ein starkes Militär.«
»Ihre gegenwärtigen Handlungen sind dabei, Ersteres zu ruinieren! Zwingen Sie mich nicht, auch das Zweite zu vernichten!«
Wei hatte darauf keine Antwort.
»Sie sollten sich darüber klar sein, Herr Präsident, dass Sie Ihr Schicksal unauflösbar mit dem Krieg des Vorsitzenden Su verknüpft haben. Mein Land wird keinerlei Unterschied zwischen Ihnen beiden machen!«
Von Wei war immer noch nichts zu hören. Ryan hatte während seiner Jahre im Weißen Haus Hunderte von gedolmetschten Gesprächen mit Staatsführern geführt, aber noch niemals war ihm jemand begegnet, der einfach nur noch in fassungslosem Schweigen dasaß. Normalerweise hielten sich die beiden Parteien an einen vorformulierten Text oder versuchten während der Unterredung über den anderen die Oberhand zu gewinnen.
»Hallo, sind Sie noch dran, Präsident Wei?«, fragte Jack schließlich.
»Ich kommandiere das Militär nicht«, antwortete dieser.
»Aber Sie führen Ihre Nation!«
»Trotzdem. Meine Kontrolle ist ... Sie ist nicht mit Ihrem Land vergleichbar.«
»Ihre Kontrolle über Su ist die einzige Chance, Ihr Land vor einem Krieg zu bewahren, den Sie nicht gewinnen können.«
Es folgte eine weitere längere Pause. Dieses Mal dauerte sie fast eine Minute. Ryans Nationales Sicherheitsteam saß vor ihm auf dem Sofa, konnte die Unterhaltung jedoch nicht verfolgen. Sie wurde aufgezeichnet, und sie konnten sie sich hinterher anhören. Jack schaute sie an, und sie schauten ihn an, und beide Seiten fragten sich, was hier gerade vor sich ging.
Schließlich antwortete Wei: »Bitte verstehen Sie mich, Herr Präsident. Ich werde Ihre Bedenken mit dem Vorsitzenden Su erörtern müssen. Ich würde dies gern persönlich tun, aber ich werde ihn erst wieder sehen, wenn er zur Politbürositzung am Donnerstagmorgen kommt, zu der er extra in einem ganzen Konvoi aus dem VBA-Stützpunkt in Baoding anreist. Er wird vor dem Ständigen Ausschuss einen Vortrag halten, und danach werde ich mich mit ihm über dieses Gespräch hier und andere Angelegenheiten
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