Gefahrenzone (German Edition)
seit zwei Tagen an nichts anderem mehr. Sie gaben sich alle Mühe, nach bestem Wissen und Gewissen einen taktischen Plan zu entwickeln, obwohl der Cyberangriff auf Amerika ihre Fähigkeit stark eingeschränkt hatte, Informationen, Ratschläge und ein klares Bild des strategischen Gefechtsfelds zu bekommen.
Napoleon soll einmal gesagt haben, dass eine Armee auf ihrem Magen marschiere. Aber das war zu Napoleons Zeiten. Heute wurde jedem deutlich, der durch die Angriffe betroffen war, dass das moderne US-Militär auf der Bandbreite seiner Kommunikationsverbindungen marschierte. Im Moment blieb deshalb eigentlich kaum etwas anderes übrig, als in »Rührt-Euch-Stellung« stehen zu bleiben.
Seit er die Entwicklung eines solchen Plans vor zwei Tagen angeordnet hatte, war die Lage noch sehr viel schlimmer geworden. Neben den sich zusehends verstärkenden Cyberangriffen – die zum Beispiel zu einem zweitägigen Ausfall des Handels an der Wall Street geführt hatten – griffen die Chinesen noch zu weiteren Angriffsvektoren gegen das US-Militär. Viele amerikanische Militär- und Spionagesatelliten waren gehackt worden, woraufhin sie ihren Dienst einstellten. Dies führte dazu, dass wichtige Daten nicht mehr vom Krisengebiet ins Pentagon gelangten. Die Satelliten, die überhaupt noch online waren, sendeten beeinträchtigte oder verfälschte Daten, was bedeutete, dass man bestenfalls ein lückenhaftes Bild von der Lage im Westpazifik besaß.
So wussten die Vereinigten Staaten zum Beispiel nicht mehr, wo genau sich der chinesische Flugzeugträger im Südchinesischen Meer aufhielt. Hinweise auf seine gegenwärtige Position erhielten die Amerikaner erst wieder, als eine Fregatte der indonesischen Marine, die Yos Sudarso, hundertdreißig Kilometer nördlich von Bungurun Timur versenkt wurde. Angeblich hatte ein chinesischer Kampfhubschrauber vier Raketen auf sie abgeschossen. Von den hundertsiebzig Mann Besatzung konnten zwölf Stunden nach dem Angriff erst neununddreißig Männer lebend geborgen werden.
Bei weiteren Luftkämpfen über der Taiwan-Straße waren fünf weitere taiwanesische Kampf fl ugzeuge und eine Hornet der Marines abgeschossen worden, während die Luftwaffe der VBA acht Jets verlor.
Ryan saß schweigend da, während Captains, Colonels, Generäle und Admiräle ihn über die Optionen oder vielmehr über die fehlenden Optionen für einen Militärschlag informierten.
Der bedenklichste Aspekt für die Zusammenstellung einer Zielliste waren ganz klar die fehlenden Kenntnisse über die gegenwärtige Situation in diesem Gebiet. Die Männer und Frauen im Raum mussten dem Präsidenten eingestehen, dass vor allem der weitgehende Wegfall der Satellitendaten ihren Angriffsplan in hohem Maße zu einem Schuss ins Blaue machte.
»Aber einige unsere Satelliten funktionieren doch noch?«, fragte Ryan.
»Ja, Mr. President«, antwortete Verteidigungsminister Burgess. »Aber Sie müssen sich immer vor Augen halten, dass mit Ausnahme der Luftkämpfe über der Taiwan-Straße zwischen den Vereinigten Staaten und China noch kein offener Krieg herrscht. Sie haben unsere Kampffähigkeit bisher nur durch Computerprogramme beeinträchtigt. Wenn wir sie tatsächlich angreifen sollten oder auch nur unsere Flugzeugträger näher an die Konfliktregion verlegen, können Sie darauf wetten, dass sie diese Satelliten mit robusteren Angriffsmaßnahmen lahmlegen werden.«
»Indem sie sie abschießen?«, fragte Ryan.
Burgess nickte. »Sie haben ihre Fähigkeit dazu bereits bei einem Test bewiesen, als sie einen ihrer Satelliten mit einer Rakete zerstörten.«
Ryan erinnerte sich an dieses Ereignis.
»Könnten sie dies in großem Rahmen durchführen?«
Jetzt meldete sich ein Air-Force-General zu Wort. » ASAT -Raketen, oder Anti-Satelliten-Waffen, verwendet keiner sehr gern. Sie sind für alle Parteien schlecht, die über Raumstationen oder Satelliten verfügen, da die Trümmer, die eine solche Attacke verursacht, jahrzehntelang die Erde umkreisen und dabei auf andere Raumfahrtobjekte prallen können. Dabei kann bereits ein Trümmerstück von einem Zentimeter Länge einen ganzen Satelliten außer Gefecht setzen. Die Chinesen wissen das, deswegen glauben wir, dass sie unsere Raumfahrtobjekte nur dann zerstören werden, wenn es gar nicht mehr anders geht.«
»Sie könnten doch unsere Satelliten über China auch mit einer Elektromagnetischen Impulswaffe angreifen«, gab Ryan zu bedenken.
Burgess schüttelte den Kopf. »Die Chinesen
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