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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auszulösen.«
    Der 7er BMW fuhr in Richtung Süden, wie Walentin anhand der Straßenschilder, an denen sie vorbeikamen, erkannte. »Danke«, sagte er dann. »Und danken Sie auch Ihren Auftraggebern. Bin ich jetzt frei und kann gehen, wohin ich will?« Tatsächlich glaubte er das nicht, aber er wollte das Gespräch etwas beschleunigen, um endlich Ant worten zu bekommen.
    »Es steht Ihnen frei, ins Gefängnis zurückzukehren.« Der Mann zuckte die Achseln. »Oder für Ihren neuen Wohltäter zu arbeiten. Sie wurden ja nicht aus dem Gefängnis entlassen, Sie sind nur entflohen.«
    »Ich dachte mir das schon, als Sie den anderen Gefangenen umbringen ließen.«
    »Das war kein Häftling. Das war irgendein Trunkenbold, den wir hinter dem Bahnhof aufgelesen haben. Es wird keine Obduktion geben. In dem offiziellen Bericht wird stehen, dass Sie auf der Krankenstation einem Herzanfall erlegen sind. Sie können also schlecht zu Ihrem früheren Leben zurückkehren.«
    »Also ... bin ich in dieses Verbrechen verwickelt?«
    »Ja. Aber Sie brauchen nicht zu befürchten, dass dies Ihren Fall in irgendeiner Weise beeinflussen könnte. Tatsächlich gab es keinerlei Untersuchungen, und es hätte auch nie einen Prozess gegeben. Für Ihre Zukunft gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder hätte man Sie in den Gulag geschickt, oder man hätte Sie genau in dieser Krankenstation getötet. Glauben Sie mir, Sie wären nicht der Erste gewesen, der in der Matrosskaja Tischina heimlich hingerichtet worden wäre.«
    »Was ist mit meiner Familie?«
    »Ihrer Familie?«
    Kowalenko legte den Kopf schief. »Ja, Ljudmila und meine Jungs.«
    Der Mann mit dem Quadratschädel zog die Augenbrauen hoch und sagte: »Ach so, Sie sprechen von der Familie eines gewissen Walentin Olegowitsch Kowalenko. Der war ein Untersuchungshäftling, der in der Matrosskaja Tischina an einem Herzanfall starb. Sie, mein Lieber, haben keine Familie. Und keine Freunde. Nichts außer Ihrem neuen Wohltäter. Ihre Verpflichtung gegenüber Ihrem Lebensretter ist ab jetzt Ihr einziger Lebenszweck.«
    Er hatte also seine eigene Familie verloren, und die Mafia sollte künftig seine einzige Verwandtschaft sein? Nein. Kowalenko reckte das Kinn und drückte die Schultern nach hinten. »Idi na hui«, zischte er seinen Nebenmann an. Das war eine eigentlich unübersetzbare russische Beschimpfung, die man am ehesten mit dem englischen »Fuck you« vergleichen konnte.
    Der Mafioso klopfte mit den Knöcheln an die Trennscheibe zum Vordersitz und fragte dann: »Glauben Sie wirklich, dass die Schlampe, die Sie verlassen und Ihre Kinder mitgenommen hat, erfreut reagieren würde, wenn Sie plötzlich vor der Tür stünden, ein Mann, den die Polizei wegen Mordes sucht, ein Mann, der auf der Abschussliste des Kremls steht? Sie wird froh sein, wenn sie morgen von Ihrem Tod erfährt. Sie erspart sich dadurch ja auch die Peinlichkeit der Scheidung von einem Mann, der im Gefängnis sitzt.«
    Der BMW rollte langsam aus und hielt dann an. Walentin schaute aus dem Fenster und fragte sich, wo sie gerade waren. Plötzlich erkannte er die langen gelb-weißen Mauern der Matrosskaja Tischina.
    »Hier können Sie aussteigen. Ich weiß, dass Sie einst zu den großen Hoffnungen der russischen Geheimdienstwelt gezählt haben, aber das ist lange vorbei. Sie können es sich jetzt nicht mehr leisten, jemand wie mich mit ›Idi na hui‹ zu beschimpfen. Sie sind jetzt ein gewöhnlicher Verbre cher, der hier und überall auf der Welt gesucht wird. Wenn ich meinem Auftraggeber erzähle, dass Sie ›Idi na hui‹ zu mir gesagt haben, wird er Sie Ihrem Schicksal überlassen. Ich kann Sie aber auch am Bahnhof absetzen. Dann können Sie zu Ihrer verhurten Frau heimfahren, die Sie sofort bei der Polizei anzeigen wird.«
    In diesem Moment öffnete der Fahrer die Tür des BMW.
    Bei der Vorstellung, in dieses Gefängnis zurückkehren zu müssen, lief es Kowalenko heiß und kalt über den Rücken. Nach einigen Sekunden absoluter Stille zuckte Walentin die Achseln. »Sie haben mich überzeugt. Bringen Sie mich fort von hier.«
    Der Mann mit dem Quadratschädel blickte ihn unverwandt an. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Schließlich schaute er zu seinem Chauffeur hinaus und sagte: »Fahren wir.«
    Die Hintertür schloss sich, der Fahrer setzte sich wieder ans Steuer, und Walentin wurde zum zweiten Mal in fünf Minuten von der Untersuchungshaftanstalt weggebracht.
    Er starrte aus dem Fenster und versuchte sich wieder so weit zu

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