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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Herzen und dem leichten Keuchen bei jedem Atemzug absah, das von seiner Bronchitis herrührte. Ihm war schwindlig, und seine Beine drohten jederzeit nachzugeben. Er hoffte wirklich, dass er bei diesem Gefängnisausbruch, oder was immer da gerade vor sich ging, nicht rennen, springen oder über irgendetwas hinüberklettern musste.
    Nach ein paar weiteren Sekunden drehte er sich nach den Männern um.
    Der Gang war völlig leer.
    Plötzlich wurden Türriegel aufgeschoben, das Tor öffnete sich langsam mit quietschenden Angeln, und der Untersuchungshäftling trat ins Freie.
    Walentin Kowalenko hatte in den letzten acht Monaten nur ein paar Stunden lang ein wenig frische Luft atmen können. Einmal in der Woche hatte man ihn zum »Bewegungshof« auf dem Dach hinaufgeführt, wo er zumindest durch ein verrostetes Drahtgitter den freien Himmel sehen konnte. Die warme Morgenbrise, die ihm jetzt an der Schwelle zu seiner neuen Freiheit ins Gesicht wehte, war das erfrischendste und schönste Gefühl, das er je empfunden hatte.
    Draußen gab es keine Drahtverhaue, Gräben, Wachttürme oder Hunde, nur einen kleinen Parkplatz, auf dem entlang der gegenüberliegenden Wand ein paar zweitürige Zivilautos parkten. Rechts von ihm lag eine staubige Straße, die, soweit er dies im Licht der schwachen Straßenlaternen feststellen konnte, immer geradeaus führte.
    Auf einem Straßenschild stand Uliza Matrosskaja Tischina.
    Er war nicht mehr allein. Ein junger Gefängniswärter hatte das Eisentor von außen geöffnet. Walentin konnte ihn jedoch kaum erkennen, da jemand die Glühbirne über der Tür aus ihrer Fassung gedreht hatte. Der Wärter ging an Walentin vorbei in die Haftanstalt zurück und zog das Tor hinter sich zu.
    Wieder war das Quietschen der Angeln zu hören, bevor zwei Bolzenschlösser einrasteten.
    Walentin Kowalenko war ein freier Mann.
    Für etwa fünf Sekunden.
    Dann bemerkte er eine schwarze BMW-7er-Limousine, die mit laufendem Motor auf der anderen Seite der Straße stand. Ihre Scheinwerfer waren ausgeschaltet, aber die heißen Auspuffgase trübten bei ihrem Aufsteigen das Licht der Straßenlaterne. Dies war das einzige Lebenszeichen, das er bemerkte, deshalb ging Kowalenko langsam in diese Richtung.
    Eine Hintertür des Wagens öffnete sich, als wollte sie ihn heranwinken.
    Walentin legte den Kopf schief. Jemand hatte einen Sinn für melodramatische Auftritte. Nach allem, was er durchgemacht hatte, wäre das jedoch kaum nötig gewesen.
    Der ehemalige Spion beschleunigte seine Schritte, überquerte die Straße und stieg in den BMW ein.
    »Schließen Sie die Tür«, forderte ihn eine Stimme aus dem Dunkeln auf. Auch die Innenbeleuchtung war ausgeschaltet. Dabei trennte eine Rauchglasscheibe den Rückraum der Limousine von den Vordersitzen. Kowalenko erkannte am anderen Ende der Rückbank ganz schwach eine Gestalt, die sich ihm offenbar zuwandte. Der Mann war groß und breit, aber seine Gesichtszüge konnte Walentin nicht erkennen. Er hatte gehofft, ein bekanntes Gesicht zu sehen, aber jetzt war er sich sicher, dass ihm dieser Mensch unbekannt war.
    Kowalenko schloss die Tür, und die Limousine setzte sich langsam in Bewegung.
    Plötzlich ging ein schwaches rotes Licht an, dessen Quelle schwer zu bestimmen war, und Kowalenko konnte seinen Begleiter endlich genauer betrachten. Er war viel älter als Walentin. Er hatte einen dicken, fast quadratischen Kopf und tief liegende Augen. Außerdem strömte er eine Aura von Härte und Wichtigkeit aus, die für die Führungsebenen des russischen organisierten Verbrechens typisch war.
    Kowalenko war enttäuscht. Er hatte gehofft, ein früherer Kollege oder ein Regierungsbeamter, der sein Schicksal bedauerte, hätte ihn aus dem Gefängnis befreit. Stattdessen wies jetzt alles darauf hin, dass sein Retter ein Mafioso war.
    Die beiden Männer fixierten einander.
    Schließlich war Kowalenko diesen Anstarr-Wettbewerb leid. »Ich kenne Sie nicht, deshalb weiß ich auch nicht, was ich sagen soll. ›Danke‹ oder eher ›O Gott, nicht Si e ‹?«
    »Ich bin für Sie gar nicht so wichtig, Walentin Olegowitsch.«
    Kowalenko erkannte an seinem Akzent, dass er aus Sankt Petersburg stammte. Dies verstärkte seine Gewissheit, dass er zum organisierten Verbrechen gehörte, denn Sankt Petersburg war eine Hochburg der russischen Mafia.
    »Ich vertrete hier nur die Interessen von Leuten, die gerade eine Menge Geld und Mühe aufgewendet haben, um Sie aus Ihren Verpflichtungen gegenüber dem Staat

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