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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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einem Kabinettsmitglied der neuen Regierung machte.
    Jack war erst halb angezogen, aber er musste nachher nicht so weit fahren. Sein Arbeitsplatz lag nur ein Stück die Straße hinunter in West Odenton. Er zog also in aller Gemütlichkeit seinen Anzug an, band seine Krawatte und gönnte sich dann noch eine weitere Tasse Kaffee, während er auf seinem 60-Zoll-Plasmafernseher im Wohnzimmer die Morgennachrichten von CNN anschaute. Kurz nach acht Uhr ging er die Treppe zur Tiefgarage hinunter. Dort unterdrückte er den gewohnheitsmäßigen Impuls, nach seinem ehemaligen riesigen kanariengelben Geländewagen Ausschau zu halten. Stattdessen stieg er in den schwarzen BMW der 3er Reihe, den er seit sechs Monaten fuhr, und machte sich auf den Weg.
    Der Hummer war ein richtiges Spaßfahrzeug gewesen. Er war ein Ausdruck seiner Persönlichkeit und seines abenteuerlustigen Geistes. Vom Sicherheitsstandpunkt aus hätte er jedoch genauso gut eine drei Tonnen schwere Signalbake fahren können. Jeder, der ihm durch den Hauptstadtverkehr folgen wollte, konnte den normalen Verfolgungsabstand auf das Dreifache erhöhen.
    Eigentlich hätte Jack selbst dieses Sicherheitsrisiko berücksichtigen müssen, denn in seinem gegenwärtigen Beruf musste er rund um die Uhr wachsam sein und nach möglichen Verfolgern Ausschau halten. Trotzdem war es nicht seine Idee gewesen, auf diese kanariengelbe Zielscheibe zu verzichten.
    Tatsächlich war es ein höflicher , aber umso deutlicherer Vorschlag des Secret Service gewesen.
    Obwohl Jack auf den Personenschutz durch den Secret Service verzichtet hatte, der einem erwachsenen Kind des amtierenden Präsidenten eigentlich zustand, hatte ihn die Schutzeinheit seines Vaters dringend zu einer Reihe von privaten Treffen mit Agenten aufgefordert, die ihm Sicherheitsratschläge geben sollten.
    Obwohl seine Eltern es durchaus gern gesehen hätten, wenn er sich unter professionellen Schutz gestellt hätte, verstanden sie doch beide, warum er darauf verzichten musste. Es wäre, gelinde gesagt, »problematisch« gewesen, wenn Jack Ryan jr. seine Operationen flankiert von staatlichen Agenten durchgeführt hätte. Der Secret Service war über diese Entscheidung überhaupt nicht glücklich. Er wäre jedoch noch unendlich unglücklicher gewesen, hätte er auch nur die geringste Ahnung gehabt, wie oft Jack sich in allerhöchste Gefahr begab.
    Während der Treffen hatten die Agenten ihn mit Tipps und Vorschlägen überschüttet, wie er sich möglichst unauffällig und bedeckt halten könne. Das erste Thema war dabei leider sein Hummer gewesen.
    Also musste er seinen Hummer schweren Herzens abschaffen.
    Natürlich verstand Jack die Logik dieses Schritts. Auf den Straßen fuhren Zehntausende schwarze BMW. Außerdem machten ihn die getönten Scheiben seines neuen Wagens noch weniger sichtbar. Jack war klar, dass er sein Fahrzeug viel leichter auswechseln konnte als sein Gesicht. Er sah immer noch wie der Sohn des Präsidenten der Vereinigten Staaten aus. Daran konnte er ohne kosmetische Chirurgie auch kaum etwas ändern.
    Er musste sich damit abfinden, dass er bekannt war. Er war jedoch beileibe kein Promi, den jeder sofort auf der Straße erkannte.
    Seine Eltern hatten sich bemüht, ihn und seine Geschwister von den Kameras fernzuhalten, seit sein Vater in die Politik gegangen war. Jack selbst hatte alles vermieden, was ihn ins Rampenlicht gerückt hätte. Einzige Ausnahme waren seine halb offiziellen Pflichten als Sohn eines Präsidentschaftskandidaten und dann amtierenden Präsidenten. Im Gegensatz zu Zehntausenden von zweitrangigen Promis und amerikanischen Möchtegern-Reality-Stars hatte Jack den sogenannten Ruhm für ausgesprochen lästig gehalten. Dies hatte sich verständlicherweise noch verstärkt, seitdem er für den Campus Geheimoperationen durchführte.
    Er hatte seine Freunde, und er hatte seine Familie. Warum sollte er sich darum scheren, ob Leute, die ihm selbst unbekannt waren, wussten, wer er war?
    Mit Ausnahme des Wahlabends und der Amtseinführungsfeier seines Vaters zwei Monate später war Jack nicht im Fernsehen zu sehen gewesen. Obwohl der Durchschnittsamerikaner wusste, dass Jack Ryan einen Sohn genannt »Junior« hatte, hätte er ihn bei einer Gegenüberstellung nicht aus einer Gruppe von großen, dunkelhaarigen, gut aussehenden amerikanischen Männern Mitte bis Ende zwanzig herausfinden können.
    Jack wollte es gern dabei belassen. Einerseits entsprach dies seinem Selbstverständnis, andererseits

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