Gefahrenzone (German Edition)
auf seine fleischlichen Gelüste und nicht auf seinen gesunden Menschenverstand gehört hat, ist es nicht so?«
Todd nickte eifrig. Seine Hoffnung lebte wieder auf.
»Ich könnte mit meinen Vorgesetzten reden, ob wir nicht doch noch einen Ausweg für Sie finden.«
»Hören Sie ... was immer ich dafür tun muss ... ich werde es tun.«
Wu nickte nachdenklich. »Ich glaube, dass dies auch im Interesse Ihrer Frau und Ihrer beiden kleinen Kinder wäre. Lassen Sie mich kurz telefonieren.«
W u verließ den Raum, führte jedoch kein Telefongespräch, da er tatsächlich mit niemand reden musste. Er war weder Inspektor der Shanghaier Stadtpolizei noch Familienvater, und er war auch nicht hier, um die Prostitution in diesem Hotel zu bekämpfen. Nein, er war Agent des Ministeriums für Staatssicherheit, und Todd Wicks war gerade in seine Sexfalle geraten.
Normalerweise lockte er Gelegenheitsopfer in die Falle, aber Todd Wicks aus Richmond, Virginia, war ein besonderer Fall. Seine Vorgesetzten hatten ihm vor Kurzem eine Liste mit den Namen einiger amerikanischer IT-Händler und -vertreter übergeben. Die Shanghai-Hightech-Expo war eine der wichtigsten Technologiemessen der Welt, deshalb war es auch keine große Überraschung, dass drei Männer auf der Wunschliste seiner Vorgesetzten an ihr teilnahmen. Zwar war der erste Mann Wu durch die Lappen gegangen, aber der zweite war dann ein voller Erfolg. Während Wu auf dem Hotelgang stand, wusste er, dass auf der anderen Seite der Wand, an die er sich gerade lehnte, ein Amerikaner saß, der sich in seiner Verzweiflung bereit erklären würde, für China zu spionieren.
Er wusste nicht, wozu seine Vorgesetzten diesen Todd Wicks benötigten, es gehörte nicht zu seinem Job, das zu wissen, und im Übrigen kümmerte es ihn auch nicht weiter. Wu lebte wie eine Spinne. Sein ganzes Leben, seine gesamte Existenz, war darauf ausgerichtet, das leise Zucken in seinem Netz zu spüren, das ihm signalisierte, dass ein neues Opfer angebissen hatte. Er hatte Todd Wicks wie schon so viele zuvor in sein Netz eingesponnen. Jetzt dachte er bereits über einen japanischen Chefverkäufer im selben Hotel nach, ein Gelegenheitsziel, das Wu noch vor Sonnenaufgang in sein Netz zu verwickeln hoffte.
Wu liebte diese Shanghai-Hightech-Expo.
T odd war immer noch nackt. Allerdings hatte er einen Polizisten durch wiederholte Handzeichen dazu gebracht, ihm ein größeres Handtuch zu bringen, das er nicht ständig festhalten musste, um seine Blöße zu verbergen.
Als Wu ins Zimmer zurückkehrte, schaute ihn Todd hoffnungsvoll an. Der Chinese schüttelte jedoch nur bekümmert den Kopf und sagte dann etwas zu einem der jüngeren Beamten.
Dieser zückte seine Handschellen, und seine Kollegen zogen Todd vom Bett hoch.
»Ich habe mit meinen Vorgesetzten gesprochen. Sie bestehen darauf, dass ich Sie einliefere.«
»O mein Gott. Sehen Sie, ich kann nicht ...«
»Das örtliche Gefängnis ist wirklich schrecklich, Todd. Ich empfinde es als persönliche und berufliche Schande, einen gebildeten Ausländer dorthin bringen zu müssen. Es entspricht leider nicht den Standards Ihres Landes, muss ich zugeben.«
»Ich flehe Sie an, Mr. Wu. Bringen Sie mich nicht ins Gefängnis. Meine Familie darf von dieser Sache hier nichts erfahren. Ich werde alles verlieren. Ich bin erledigt. Ich weiß, dass ich selbst daran schuld bin, aber ich flehe Sie an, mich gehen zu lassen.«
Wu schien einen Moment zu zögern. Nach einem müden Schulterzucken, das wohl seine innere Teilnahmslosigkeit signalisieren sollte, sprach er leise mit den fünf anderen im Raum, die daraufhin die Suite verließen. Wu und Todd blieben allein zurück.
»Todd, Ihren Reiseunterlagen entnehme ich, dass Sie China eigentlich in drei Tagen verlassen wollten.«
»Das stimmt.«
»Ich kann vielleicht verhindern, dass Sie ins Gefängnis müssen, aber dann müssen Sie mir Ihrerseits entgegenkommen.«
»Ich schwöre Ihnen, dass ich alles tun werde, was Sie von mir verlangen.«
Wu schien immer noch mit sich zu kämpfen, als könnte er sich nicht recht entscheiden. Doch schließlich trat er dicht an den Amerikaner heran und sagte leise: »Gehen Sie auf Ihr Zimmer zurück. Morgen werden Sie Ihre normale Arbeit hier auf der Messe wieder aufnehmen. Und Sie dürfen mit niemand über das hier sprechen.«
»Natürlich! Natürlich. O mein Gott, ich kann Ihnen gar nicht genug danken!«
»Man wird Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Dies wird wahrscheinlich jedoch erst nach
Weitere Kostenlose Bücher