Gefahrenzone (German Edition)
seine eigenen persönlichen Vorurteile in irgendwelche Analysen einfließen ließ. Aber tief innen wusste er, dass Rick recht hatte. »Verstanden. Wir versuchen immer noch, dieses Puzzle zusammenzusetzen. Ich bleibe dran.«
»Eines verstehe ich nicht, Gavin«, sagte Chavez.
»Was denn?«
»Center ... dieser Typ, der offensichtlich diesen Rechner kontrollierte. Er wollte anscheinend, dass Ryan mitbekam, dass er ihn beobachtete.«
»Ja, offensichtlich.«
»Wenn er seine gesamte Schadsoftware mit Ausnahme einer ganz schwachen Spur löschen konnte, warum hat er dann nicht auch alle E-Mails gelöscht, die mit ihm und seinen Operationen zu tun hatten?«
»Ich habe mir wochenlang den Kopf über genau diese Frage zerbrochen, Domingo, und ich glaube, ich habe die Antwort gefunden«, erwiderte Gavin. »Center hat den Verbreitungsmechanismus der Schadsoftware gelöscht, sobald er erfolgreich in diesen Computer eingedrungen war, er hat jedoch den Rest der Festplatte wie etwa die E-Mails und die anderen Sachen draufgelassen, damit Kartal nicht merkte, dass er seinen Rechner gehackt hatte. Als Ryan dann dorthin kam und Kartal ins Jenseits beförderte, lud Center diese Fotos vom Rest des Teams auf den Computer, damit Ryan sie sehen würde und sie per E-Mail an seine eigene Adresse schickte oder sie auf einem USB-Stick oder einer DVD speicherte.«
Jack unterbrach ihn. »Und dann hätte ich sie hier zum Campus mitgenommen und sie auf meinen eigenen Rechner geladen.«
»Genau. Die Idee war hervorragend, aber sie hat dann doch nicht geklappt. Er dachte an alle Arten, wie Jack diese Daten zum Campus mitnehmen könnte, außer an eine.«
»Dass er den ganzen verdammten Computer stehlen würde«, sagte Hendley.
»Das stimmt. Center konnte sich ganz bestimmt nicht vorstellen, dass Jack mit dem Rechner unter dem Arm aus der Wohnung stürmen könnte. Das war so hirnrissig, dass es schon wieder brillant war.«
Jack kniff die Augen zusammen. »Vielleicht war es auch nur brillant.«
»Wie auch immer. Wichtig ist nur, dass du nicht nur den Inhalt der Festplatte nach Hause gebracht hast, um ihn hier zu untersuchen.«
Ryan erklärte den anderen im Raum, die Bierys Argumentationslinie nicht gefolgt waren oder folgen konnten, was er damit meinte. »Center hat versucht, mit meiner Hilfe einen Virus in unser System einzuschleusen.«
»Verdammt richtig«, bestätigte Biery. »Er hat dir diese E-Mails als Köder vor die Nase gehalten, damit du anbeißt, was du dann auch getan hast. Allerdings dachte er, du würdest mit den digitalen Daten und nicht mit dem ganzen Gerät verschwinden. Ich bin mir sicher, dass er den Computer vollkommen ›gereinigt‹ hätte, bevor die Polizei aufgetaucht wäre.«
»Hätte Center auf diese Weise unser Netzwerk infizieren können?«, wollte Hendley von Biery wissen.
»Wenn diese Schadsoftware gut genug war, ganz bestimmt. Mein Netzwerk verfügt über Abwehrfunktionen, die besser sind als die sämtlicher Regierungsnetze. Trotzdem ... es braucht nur ein Arschloch mit einem Speicherstick oder einem USB-Kabel, um sie alle außer Gefecht zu setzen.«
Gerry blickte einen Augenblick ins Leere und sagte dann: »Meine Herren ... alles, was Sie uns heute erzählt haben, verstärkt meine Gewissheit, dass jemand viel mehr über uns weiß, als uns recht sein kann. Ich weiß nicht, wer dieser potenzielle Gegner ist, aber solange wir dessen Hintergründe nicht kennen, werden wir keine Operationen mehr durchführen. Rick, Jack und der Rest des Analyseteams werden weiterhin den Datenverkehr aus Fort Meade und Langley abfangen und versuchen, durch dessen Auswertung Centers Identität herauszufinden.«
Hendley schaute Gavin Biery an. »Gavin? Wer ist dieser Center? Für wen arbeitet er? Warum hat er das alles unternommen, um uns auf fl iegen zu lassen?«
»Da bin ich überfragt. Ich bin kein Analyst.«
Gerry Hendley schüttelte den Kopf. Diese ausweichende Antwort stellte ihn nicht zufrieden. »Ich frage Sie nach Ihrer besten Einschätzung.«
Gavin Biery setzte seine Brille ab und säuberte sie mit dem Taschentuch. »Meiner Einschätzung nach handelt es sich bei diesen Leuten um die fähigsten, bestorganisierten und skrupellosesten Cyberspionage- und Cyberkriegsexperten auf diesem Planeten. Ich würde sagen, es sind die Chinesen.«
Im ganzen Konferenzraum erklang ein leises Stöhnen.
12
W ei Zhen Lin nippte an einem großen Glas gelben Pfirsichsaft, während er die Wärme der Sonne genoss. Seine Zehen waren
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