Gefahrenzone (German Edition)
ich dies noch hinzufügen darf.«
Wei lächelte. Er wusste, dass ihn Sus Unterstützung etwas kostete. Sie hing davon ab, dass er dessen politischem Kurs folgte.
Genau das würde Wei jetzt tun. »Erzählen Sie mir vom Bereitschaftsgrad unserer Streitkräfte.«
»Dem Bereitschaftsgrad?«
»Ja. Sind wir stark? Sind wir vorbereitet?«
Su runzelte die Stirn. »Vorbereitet worauf ? «
Wei seufzte. »Ich habe schwierige, aber absolut notwendige staatliche Sparmaßnahmen in die Wege zu leiten versucht. Ich konnte diese allerdings nicht durchsetzen. Wenn wir jedoch gar nichts tun, wird die chinesische Entwicklung am Ende des gegenwärtigen Fünfjahresplans um mindestens eine Generation zurückgefallen sein. Wir selbst werden die Macht verloren haben, und die neuen Führer werden unser Land noch weiter in die Vergangenheit zurücklenken.«
Su sagte kein Wort.
»Ich sehe mich deshalb gezwungen, eine ganz neue Richtung einzuschlagen, um ein stärkeres China zu schaffen«, fuhr Wei fort.
Er schaute Su in die Augen und bemerkte darin eine wachsende Freude, als dem General die Bedeutung seiner Worte langsam klar wurde.
»Wird diese neue Richtung den Einsatz unserer Streitkräfte erfordern?«, fragte Su.
Wei nickte. »Anfangs könnte es vielleicht ... Widerstände gegen meinen Plan geben.«
»Widerstände von innen oder welche von außen?«, fragte Su und nahm einen weiteren Schluck Tee.
»Ich spreche von ausländischem Widerstand, Genosse Vorsitzender.«
»Ich verstehe«, sagte Su, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen. Wei wusste jedoch, dass er diesem Mann gerade das gab, was dieser begehrte.
Su stellte seine Teetasse ab und fragte: »Und was schlagen Sie vor?«
»Ich schlage vor, dass wir unsere militärische Macht dazu benutzen, endlich wieder die Führungsposition in unserer Region zu übernehmen.«
»Und was wird uns das bringen?«
»Wir werden überleben.«
»Überleben?«
»Wir können einen Zusammenbruch unserer Wirtschaft nur noch abwenden, indem wir unser Territorium erweitern und uns neue Rohstoffquellen, Produkte und Absatzmärkte sichern.«
»Von welchem Territorium sprechen Sie?«
»Wir müssen vor allem im Südchinesischen Meer unsere Interessen viel aggressiver vertreten.«
Su tat jetzt endlich nicht mehr so, als ob ihn das Ganze kaltlassen würde, und nickte heftig. »Ganz meine Meinung. In letzter Zeit haben sich unsere Nachbarn viel zu viel herausgenommen. Die Kontrolle über das Südchinesische Meer ist unser gutes, angestammtes Recht. Trotzdem entgleitet sie uns gegenwärtig zusehends. Der Kongress der Philippinen hat vor Kurzem ein Gesetz erlassen, in dem ›die Grundlinie der Territorialgewässer des philippinischen Archipels‹ festgelegt wurde. In diesem beanspruchen sie unter anderem die Huangyan-Inseln, die schon seit ewigen Zeiten zu unserer Nation gehören. Indien hat sich mit Vietnam zusammengetan, um vor der vietnamesischen Küste nach Öl zu bohren. Sie drohen jetzt, ihren neuen Flugzeugträger in diese Gewässer zu schicken, um uns auf provokante Weise herauszufordern und unsere Entschlossenheit zu testen.
Malaysia und Indonesien weigern sich, unsere Wirtschaftszonen im Südchinesischen Meer zu respektieren, und behindern immer wieder unsere dortigen Fischfangoperationen.«
»In der Tat«, sagte Wei und bestätigte Sus Ausführungen mit einem Nicken.
Der Vorsitzende der Militärkommission lächelte und sagte: »Mit einigen wohlkalkulierten Aktionen im Südchinesischen Meer werden wir die Finanzen unseres Landes aufbessern können.«
Wei schüttelte den Kopf wie ein Lehrer, dessen Schüler das Grundprinzip seiner Ausführungen nicht verstanden hatte. »Nein, Vorsitzender Su. Das wird uns nicht retten. Vielleicht habe ich Ihnen den Ernst unserer wirtschaftlichen Probleme nicht ganz klarmachen können. Wir werden unseren Wohlstand nicht durch das Fangen von Fischen wiedergewinnen.«
Su ließ diese herablassende Abfuhr an sich abgleiten. »Ihre Pläne gehen also noch weiter.«
»Die totale Dominanz über das Südchinesische Meer ist natürlich der erste Schritt, dem jedoch noch zwei weitere Schritte folgen müssen.« Wei machte eine Pause, da er wusste, dass Su auf das Folgende nicht gefasst war.
Wei wusste jedoch auch, dass es danach kein Zurück mehr geben würde.
Nach einem kurzen Zögern fuhr er fort: »Schritt zwei ist die Rückkehr Hongkongs zum Mutterland, die Abschaffung des Hongkonger Grundgesetzes und die Umwandlung des gesamten Territoriums in eine normale
Weitere Kostenlose Bücher