Gefahrenzone (German Edition)
Fahrzeugen bestehenden Konvoi, der ihn die dreihundert Kilometer zurück in die Hauptstadt bringen würde. Er wurde von seinem Adjutanten Xia, einem Zweisternegeneral, begleitet, der während seines gesamten Aufstiegs unter ihm gedient hatte. Xia war während der Besprechung mit Wei im Konferenzraum gewesen, hatte still zugehört und sich immer wieder Notizen gemacht.
Als sie beide auf der Rückbank der gepanzerten Roewe-950-Limousine saßen, schauten sie sich eine ganze Zeit lang an, ohne etwas zu sagen.
»Was denken Sie?«, fragte der Zweisternegeneral schließlich seinen Boss.
Su zündete sich eine Zigarette an. »Wei glaubt, wir könnten einfach ein paar Warnschüsse ins Südchinesische Meer feuern und die ganze Weltgemeinschaft würde einen Rückzieher machen und uns ungehindert weitermachen lassen.«
»Und was glauben Sie ? «
Über Sus Gesicht huschte ein verschmitztes Lächeln, während er sein Feuerzeug in die Manteltasche zurücksteckte. » Ich glaube, dass es Krieg geben wird.«
»Krieg? Mit wem ? «
Su zuckte die Achseln. »Mit Amerika. Wem sonst?«
»Vergeben Sie mir die Bemerkung, Sir, aber Sie scheinen darüber nicht gerade unglücklich zu sein.«
Jetzt musste Su hinter seiner Zigarettenrauchwolke laut lachen. »Ich begrüße diese Entwicklung tatsächlich. Wir sind bereit, und nur wenn wir diesen fremden Teufeln ihre Nasen in einer schnellen und entscheidenden Aktion blutig schlagen, werden wir unsere Ziele in unserer Region erreichen.« Er machte eine Pause, wobei sich sein Gesicht etwas verdüsterte. »Wir sind bereit ... aber nur, wenn wir jetzt sofort handeln. Weis Fünfjahresplan ist rundheraus töricht. Alle seine Absichten müssen innerhalb eines Jahres verwirklicht werden, oder wir werden die Gelegenheit verpassen. Ein Blitzkrieg, ein Angriff an allen Fronten, wird auf unserem gesamten Kontinent eine neue Realität schaffen, die die gesamte Welt akzeptieren muss. Nur so werden wir Erfolg haben können.«
»Wird Wei dem zustimmen?«
Der General schaute aus dem Fenster, während der Konvoi nach Westen in Richtung Peking brauste.
»Nein«, antwortete er in entschiedenem Ton. »Deshalb werde ich eine Realität schaffen, in der er keine andere Wahl haben wird, als meinem Plan zuzustimmen.«
13
W alentin Kowalenko wachte kurz vor fünf Uhr morgens in seinem Zimmer im Blue Orange auf, einem Hotel im Let ň ani-Viertel im Prager Nordosten, das vor allem für seinen Wellnessbereich bekannt war. Er hatte ganze drei Tage dort verbracht, die Sauna besucht, sich einige Massagen gegönnt und ganz ausgezeichnet gegessen. Daneben hatte er sich jedoch auf eine Operation vorbereitet, die für diesen Morgen geplant war.
Wie es der Mafioso prophezeit hatte, der ihm bei seinem Gefängnisausbruch half, hatte er seine Befehle mittels eines gesicherten Instant-Messaging-Programms namens Cryptogram erhalten. Kurz nach seiner Ankunft in dem Unterschlupf, den ihm die Sankt Petersburger Mafia eingerichtet hatte, übergab man ihm einen Computer mit der entsprechenden Software, neue Ausweise und Geld und erteilte ihm die Anweisung, sich nach Westeuropa abzusetzen. Er tat, wie ihm geheißen, und ließ sich in Südfrankreich nieder. Einmal am Tag schaute er in seinem Rechner nach, ob irgendwelche Befehle für ihn eingetroffen waren.
Zwei Wochen lang gab es keinerlei Kontakt. Er suchte einen örtlichen Arzt auf und ließ sich gegen die Krankheiten behandeln, die er sich im Moskauer Gefängnis eingefangen hatte. Nach kurzer Zeit ging es ihm besser. Eines Morgens öffnete er wieder einmal Cryptogram und begann seinen täglichen Passwort- und Authentifizierungsprozess. Schließlich erschien eine einzelne Textzeile im Fenster des Instant Messengers.
»Guten Morgen.«
»Wer sind Sie?«, tippte Kowalenko ein.
»Ich bin Ihr Führungsagent.«
»Wie soll ich Sie nennen?«
»Nennen Sie mich Center.«
Mit einem halben Lächeln gab Walentin ein: »Darf ich wissen, ob es sich um Mr. oder Ms. Center handelt, oder sind Sie ein reines Internetkonstrukt?«
Diese Pause war länger als die bisherigen.
»Ich glaube, Letzteres ließe sich so sagen.« Nach einer kurzen Pause erschienen die Wörter auf Kowalenkos Bildschirm in viel schnellerem Rhythmus. »Sind Sie bereit, mit Ihrer Arbeit zu beginnen?«
Walentin feuerte eine schnelle Antwort ab. »Ich möchte wissen, für wen ich arbeite.« Die Frage erschien ihm nur zu berechtigt, wenngleich der Mafioso ihn gewarnt hatte, dass sein neuer Arbeitgeber dies ganz und
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