Gefahrenzone (German Edition)
taugte, war dieser Virus versteckt und so entworfen, dass er in dem Moment tätig wurde, wenn er an den USB-Port eines hiesigen Netzwerk-Computers angeschlossen wurde. Der Plan war also ganz einfach. Jemand würde den Speicherstick hier finden und ihn in seinen Computer stecken, um nachzuschauen, welche Dateien er enthielt. Sobald jemand den USB-Stick öffnete, würde irgendein Virus den Rechner und dadurch das ganze Netzwerk des Forschungszentrums infizieren.
Walentin hatte die Instruktion erhalten, jeweils nur einen einzigen Stick vor jedes Gebäude auf dem Gelände zu legen, um die Erfolgschancen der Operation zu erhöhen. Wenn ein halbes Dutzend Forschungsangestellte gleichzeitig dasselbe Gebäude betreten würden, nachdem jeder von ihnen gerade auf dem Parkplatz einen mysteriösen Datenträger gefunden hatte, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass zwei oder drei sich begegnen würden und dann natürlich Misstrauen schöpften. Natürlich würden wohl die meisten Menschen, die einen solchen Speicherstick fanden, misstrauisch werden. Kowalenko wusste jedoch aufgrund seiner eigenen Recherchen, dass sämtliche Forschungsabteilungen durch ein einziges Computernetzwerk miteinander verbunden waren. Es würde also die erfolgreiche Infektion eines einzigen Client-Rechners irgendwo im VZLÚ genügen, um in das gesamte Netz einzudringen.
Walentin Kowalenko war also ein Angriffsvektor, der durchaus mit einer Phishing-E-Mail verglichen werden konnte.
Es war gar kein schlechter Plan, musste Walentin zugeben. Allerdings hätte er die Einzelheiten der Mission kennen müssen, um die Erfolgsaussichten wirklich bewerten zu können. Er fragte sich, was passieren würde, wenn die IT-Abteilung des Forschungs- und Prüfungsinstituts erfuhr, dass gerade zwei Dutzend ähnliche oder identische Speichersticks auf ihrem Gelände aufgetaucht waren. Sie würden dann doch ganz bestimmt annehmen, dass man einen Hackerangriff gegen ihr Computernetz durchführen wollte, und daraufhin das Netz abschalten, um nach dem Virus zu suchen. Obwohl Walentin nicht allzu viel über Computerspionage wusste, konnte er sich kaum vorstellen, dass man den Virus nicht entdecken und löschen würde, bevor das ganze System ernsthaft Schaden genommen hatte.
Allerdings hatte ihn Center ja auch nicht an der Planung der Operation beteiligt. Eigentlich fand er das ziemlich kränkend. Kowalenko nahm an, dass er für eine Industriespionage-Organisation tätig war. Dieser Typ und seine Handlanger wussten doch wohl, dass er ein hochrangiger Geheimagent gewesen war, der in einem der besten Spionagedienste der Welt, dem SWR, einen wichtigen Posten bekleidet hatte.
Während er auf dem Parkplatz in der Nähe des kleinen Grasflugplatzes des Instituts auf Händen und Knien zwischen zwei Lieferwagen hindurchkroch, um einen weiteren USB-Stick auf dem nassen Beton zu hinterlassen, fragte er sich, was zum Teufel sich diese billigen Industriespione dabei dachten, ausgerechnet ihn als ihren Laufburschen zu benutzen.
Er musste jedoch zugeben, dass das immer noch besser war als das Gefängnis. Außerdem war das Risiko gering und die Bezahlung gut.
14
D as zweite Treffen zwischen Wei Zhen Lin und Su Ke Qiang fand in Zhongnanhai, dem Regierungskomplex in der Mitte Pekings, statt. Dort befanden sich Sus und Weis Büros sowie Weis Privatresidenz. Die beiden vereinbarten ein abendliches Treffen in Weis persönlichem Arbeitszimmer.
Wie vor einer Woche in Beidaihe waren außer ihnen noch Weis Sekretär und Sus Adjutant zugegen. Alle Anwesenden warteten jetzt darauf, dass der Vorsitzende Su seine Vorstellungen darlegte.
Wei hatte Su eine Woche Zeit gegeben, um mit seinem Geheimdienststab einen Plan zu entwickeln, wie man die Herrschaft über das Südchinesische Meer festigen konnte. Dies sollte der Ausgangspunkt für Weis nächste Schritte werden, die die Annektierung Hongkongs und Taiwans vorsahen. Er wusste, dass Su in der Zwischenzeit kaum geschlafen, kaum etwas gegessen und an nichts anderes gedacht hatte.
Tatsächlich dachte Su seit mehr als einem Jahrzehnt daran, mit Soldaten, Schiffen und Flugzeugen das Südchinesische Meer unter chinesische Kontrolle zu bringen.
Als sie sich zu dem Treffen niederließen, hielt der Vorsitzende der Zentralen Militärkommission seinen Bericht in der Hand. Bevor er ihn jedoch dem Präsidenten übergab, sagte er: » Tongzhi, erst kürzlich wurden Sie beinahe gestürzt, weil Sie Ihrer Umgebung die Wahrheit gesagt haben. Diese Wahrheit war
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