Gefahrenzone (German Edition)
Office. Seine Mitarbeiter saßen schweigend da und warteten, bis er seine Gedanken geordnet hatte.
Schließlich sagte er: »Ich glaube auch, dass so etwas dahintersteckt. Aber nur teilweise. Ich bin mir sicher, dass Wei noch etwas in der Hinterhand hat. Er weiß doch, dass dies geschäftsschädigend ist. Wenn man sich seine ganze Karriere anschaut, wird man keine einzige Aktion finden, die den Handel mit dem Westen hätte gefährden können, außer wenn sie für seine innenpolitische Situation unverzichtbar war. Sicher, er hat Entscheidungen der Hardliner im Ständigen Ausschuss unterstützt, Aufstände auf eine Weise niederzuschlagen, die der Wirtschaft schadete, aber das waren Dinge, von denen er glaubte, sie seien für die Aufrechterhaltung der absoluten Macht der Partei notwendig. Ich glaube deshalb, dass sich hinter seinen Äußerungen noch etwas anderes verbirgt.«
Admiral Mark Jorgensen hob langsam die Hand, um die Aufmerksamkeit des Präsidenten auf sich zu ziehen.
»Admiral?«
»Sir, nur eine Spekulation.«
»Spekulieren Sie«, sagte Ryan.
Jorgensen machte ein Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen, während er etwas zögerte. Schließlich sagte er: »Su möchte Taiwan übernehmen. Daraus hat er auch noch nie einen Hehl gemacht. Wei möchte seine Wirtschaft stärken. Wenn Taipeh unter rotchinesische Herrschaft käme, könnte das durchaus passieren. Eine Herrschaft über das Südchinesische Meer wäre der erste notwendige Schritt, wenn die chinesischen Kommunisten tatsächlich Taiwan im Visier haben. Wenn sie den Zugang zur Straße von Malakka nicht unter ihre Kontrolle bringen, könnten wir ihnen den Ölhahn zudrehen, und ihr ganzes Land würde zum Stillstand kommen. Es könnte sich also durchaus um den ersten Schritt in ihrem Bemühen handeln, sich Taiwan in naher Zukunft unter den Nagel zu reißen.«
Einige Sekunden lang war es im Oval Office totenstill. »Das war nur so ein Gedanke, Sir«, fügte Jorgensen schließlich hinzu.
Scott Adler war offensichtlich völlig anderer Meinung. »Das sehe ich nicht so. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Rotchina und Taiwan sind gegenwärtig ziemlich gut, zumindest besser als früher. Es gibt Direktflüge, einen regen Geschäftsverkehr, der Zugang zu den direkt vor der Festlandsküste liegenden, von Taiwan verwalteten Inseln ist problemlos ... die Lage ist absolut friedlich. Die Taiwanesen investieren jährlich hundertfünfzig Milliarden Dollar in Festlandchina.«
»Eine gute wirtschaftliche Zusammenarbeit bedeutet noch lange nicht, dass nichts Schlimmes passieren wird«, warf Verteidigungsminister Burgess ein.
Präsident Ryan unterstützte Burgess’ Einwand. »Die Tatsache, dass jeder im Moment Geld verdient, hält die chinesischen Kommunisten nicht unbedingt davon ab, dem gegenwärtigen Zustand ein Ende zu bereiten. Geld war ja noch nie ihr einziges Ziel. Ihre Macht beruht auf ganz anderen Fundamenten. Sie könnten durchaus recht haben, Scott, vor allem wenn man die augenblicklich guten Beziehungen zwischen dem Festland und Taiwan in Betracht zieht. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass die KPCh diese Annäherung von jetzt auf nachher beenden kann. Die Parteiführung ist bekanntlich, was Taiwan angeht, mit dem Status quo überhaupt nicht zufrieden. Sie wollen es unbedingt zurückhaben, und sie wollen der Republik China in Taipeh ein Ende setzen. Ein paar Direktflüge zwischen Shanghai und Taipeh werden sie von diesem langfristigen Ziel ganz bestimmt nicht abbringen.«
Adler räumte die Stichhaltigkeit dieses Arguments ein.
Ryan seufzte. »Also ... der Admiral hat uns das Worst-Case-Szenario vorgelegt, von dem ich möchte, dass es jeder im Kopf behält, während wir diese ganze Sache behandeln. Wir dachten eigentlich, dass Weis Präsidentschaft die Taiwan-freundlichste aller bisherigen werden würde, aber der Putschversuch und General Sus neu gewonnene Stärke haben dies möglicherweise geändert.«
Ryan konnte sehen, dass die meisten Anwesenden Jorgensen für viel zu pessimistisch hielten. Er selbst hatte seine Zweifel, ob Wei wirklich Taiwan vereinnahmen wollte, selbst wenn ihn Su dazu drängen sollte. Er wollte jedoch auch nicht, dass seine Topleute kalt erwischt wurden, wenn es denn tatsächlich geschehen sollte.
Die Vereinigten Staaten hatten Taiwan offiziell anerkannt. Wenn zwischen den beiden Ländern Krieg ausbrach, konnten die Amerikaner also ganz leicht mit hineingezogen werden. Obwohl Ryan in einem Großteil der Weltpresse
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