Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
als Kriegstreiber verunglimpft wurde, hoffte er dennoch inständig, dass im Pazifik kein offener Krieg drohte.
    »Okay«, fuhr Ryan fort. »Wei behauptet, China habe einen historischen Anspruch auf diese Gewässer. Was ist mit dem Völkerrecht? Oder dem Seerecht, was immer hier in Betracht kommt. Können die Chinesen hier irgendwelche Ansprüche geltend machen?«
    Außenminister Adler schüttelte den Kopf. »Nicht die geringsten, aber die Chinesen sind clever. Sie waren stets darauf bedacht, keine bindenden Abkommen abzuschließen, die es ihren Nachbarn erlauben würden, sich in dieser oder einer anderen Frage zusammenzuschließen. Für die Chinesen ist das Südchinesische Meer keine internationale Angelegenheit. Sie nennen es ein bilaterales Problem, das sie mit jedem der beteiligten Staaten individuell behandeln müssen. Sie wollen nicht, dass die Sache vor die UN oder eine andere internationale Organisation kommt. Sie wollen ihre Ansprüche nacheinander gegenüber jedem einzelnen betroffenen Land durchsetzen.«
    »Teile und herrsche«, murmelte Jack.
    »Teile und herrsche«, bestätigte Adler.
    Jack stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen, wie er es immer tat, wenn er sich über etwas klar werden wollte. Plötzlich blieb er stehen und sagte: »Was wissen wir überhaupt von dem, was gerade in China vor sich geht?«
    Jetzt waren die anwesenden Geheimdienstleute am Zug.
    In den nächsten zwanzig Minuten informierten der Nationale Sicherheitsberater, der Chef der CIA und die Direktorin der Nationalen Nachrichtendienste die übrigen Teilnehmer über sogenannte »verdeckte technische Spionagemittel«. Damit waren Flugzeuge und Schiffe gemeint, die hart an der chinesischen Grenze entlangflogen oder -fuhren und dabei das Land abhörten, Satelliten, die China regelmäßig überflogen, ebenso wie weiter entfernte Funkempfangsstationen, die einen Großteil der chinesischen unverschlüsselten Kommunikationen auffingen.
    Ryan zeigte sich befriedigt, dass Amerikas elektronische Augen auf das Reich der Mitte gerichtet waren. Dabei kamen die drei entscheidenden modernen Informationsgewinnungsmethoden zum Einsatz: »Signals Intelligence« oder SIGINT , die Informationsgewinnung aus abgehörten Funksignalen, MASINT oder »Measurement and Signatures Intelligence«, die sich mit der Aufdeckung von Waffenfähigkeiten und industriellen Aktivitäten befasste, und ELINT , »Electronic Intelligence Means«, die »Elektronische Aufklärung«, also das Abfangen und die Auswertung von elektromagnetischer Strahlung, die nicht zur Kommunikation genutzt wurde, mit dem Ziel, Informationen über den Emitter zu gewinnen, zu dem etwa Waffensysteme gehören konnten.
    Aber etwas fehlte Ryan. »Jetzt habe ich eine Menge über alle möglichen elektronischen Spionagemethoden gehört. Wie steht es denn mit den menschlichen Quellen, die für uns in der Volksrepublik tätig sind?« Die Frage war natürlich für den Direktor der CIA bestimmt.
    »Was die HUMINT, die ›Human Intelligence‹ angeht, haben wir leider nicht viel zu bieten, Sir«, erklärte Direktor Canfield. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen berichten, dass wir in Zhongnanhai wichtige Informanten hätten, Mr. President. Das ist jedoch nicht der Fall. Tatsächlich beschränkt sich unsere Spionagetätigkeit weitgehend auf unsere in der US-Botschaft residierenden Agenten, die nur ein paar relativ niedrig angesiedelte chinesische Informanten führen. Unsere besten Quellen sind im vergangenen Jahr verhaftet worden.«
    Ryan hatte davon gehört. Nachdem ein für die USA arbeitender Agentenring im Frühjahr aufgeflogen war, entstand das Gerücht, dass es in der CIA einen Maulwurf gebe, der für die chinesische Regierung tätig sei. Eine interne Untersuchung war jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass dies unwahrscheinlich war.
    »Wenn ich das recht verstehe, haben wir keinen einzigen verdeckten Agenten oder Informanten in ganz Peking?«, fragte Ryan.
    »Ja, Sir. Wir haben ein paar im übrigen China, aber keinen in Peking. Außerdem bekleidet keiner unserer Agenten eine herausgehobene Stellung. Wir arbeiten ständig daran, mehr Agenten in die Volksrepublik einzuschleusen, aber unsere Anstrengungen werden immer wieder von erstaunlich robusten Spionageabwehr-Operationen zunichtegemacht.«
    Erstaunlich robuste Spionageabwehr-Operationen, wiederholte Ryan im Stillen. Er wusste, dass es sich dabei um eine vorsichtige Umschreibung der Tatsache handelte, dass die verdammten Chinesen jeden

Weitere Kostenlose Bücher