Gefahrliche Sunden
hin gelebt. Und jetzt hatte sie plötzlich das Gefühl, als hätte jemand ihre Welt auf den Kopf gestellt. Nichts war mehr eindeutig. Nichts mehr klar. In ihrem Leben war das vollkommene Chaos ausgebrochen, seit Reeves Grant erschienen war.
Als der Fahrstuhl lautlos hielt, führte Helmut sie in das Foyer und legte fürsorglich ihr Tuch um ihre S chultern, als sie plötzlich einen Mann und eine Frau durch die breite Eingangstür des Palace-Hotel kommen sah.
Die Frau war Mitte zwanzig, rothaarig und gut gebaut. Ihre langen, schlanken Beine hatte sie in eine enge grasgrüne Satinhose gezwängt, und der tiefe Ausschnitt ihres weiten, paillettenbesetzten, ebenfalls grasgrünen Oberteils gab den Blick auf ihre straffen Brüste frei.
Billig, dachte Jordan. Diese Frau wirkte einfach billig und geschmacklos.
Reeves hingegen sah fantastisch aus. Er trug eine graue Flanellhose und einen marineblauen Blazer, und sein weiÃes Seidenhemd war hälftig aufgeknöpft. Schwarze, blank geputzte Bally-Slipper lugten unter den Bügelfalten der Hose hervor. Er war teuer gekleidet, gleichzeitig aber leger genug, um deutlich zu machen, dass ihm die Tradition der Alten Welt am Allerwertesten vorbeiging.
Jordan konnte nichts dagegen tun, dass sich ihr Hals zusammenzog. Obwohl sie wütend auf ihn war, war sie noch wütender auf sich, weil seine unverhohlene Sinnlichkeit ihr Herz mal wieder höher schlagen lieÃ. Denn der Anblick seiner gut geschnittenen Garderobe rief in ihr Gedanken an den makellosen, kraftstrotzenden Körper wach, der darunter verborgen war.
Die beiden waren auf dem Weg in Richtung Bar, als Helmut sie entdeckte. »Reeves«, rief er durch die elegante Eingangshalle des berühmten Hotels. »Reeves Grant.« Jordan fuhr zusammen. Sie hatte gehofft, sie könnten gehen, ohne dass der Mann sie sah.
Reeves riss den Kopf herum und sah sie mit einem entwaffnenden Lächeln an. »Hallo, Helmut. Jordan.« Noch immer lag sein Arm fest um die Wespentaille seiner Begleiterin. »Meine beiden Lieblingsmotive. Was machen Sie denn hier?«
»Wir waren zum Essen eingeladen«, antwortete Helmut ihm.
»Oh ja.« Reeves schnippte mit den Fingern. »Jetzt erinnere ich mich. Sie hatten etwas in der Richtung erzählt.«
Dieser elendige Lügner, ging es Jordan durch den Kopf. Er wusste ganz genau, was sie hier taten. Und seit Helmut ihn gerufen hatte, hatte er sie noch nicht einmal direkt angesehen.
»Darf ich Ihnen ⦠uh ⦠Diane? Ja, genau, Diane ⦠uh �«
»Moffett«, klärte ihn der Rotschopf auf, während er ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen stieÃ, als wolle er sagen: Oh, was bist du für ein ungezogener Kerl.
Jordan ballte die Fäuste unter ihrem Tuch. Konnte diese Frau nicht aufrecht stehen? Musste sie sich derart an Reeves anlehnen?
»Richtig, Diane Moffett«, meinte Reeves. Endlich sah er Jordan an, wobei ein triumphierender Glanz in seinen Augen lag. »Diane, das hier sind Mrs Jordan Hadlock und Mr Helmut Eckherdt. Diane ist praktisch eine Nachbarin von mir. Sie kommt aus Los Angeles. Ist es nicht ein Glück, dass wir uns heute Abend zufällig über den Weg gelaufen sind?«
Da Jordan seinen Blick nicht mehr ertrug, wandte sie sich an die Frau, die unglaublich dumm aussah. »Hallo, Miss Moffett«, grüÃte sie mit kalter Höflichkeit.
»Hi. Ein hübsches Kleid haben Sie da an«, erwiderte die andere kess.
»Danke.« Jordan war nur froh, dass sie sich für dieses Kleid entschieden hatte, weil sie wusste, dass es ihr ganz ausgezeichnet stand. Es war ein ärmelloses Stück aus schwarz schimmerndem Satin mit einem tiefen, hübsch geschnittenen Ausschnitt. Und auch
ihre schlanke Taille wurde durch den leuchtend pinkfarbenen Kummerbund vorteilhaft betont. Das Haar hatte sie zu einem schlanken, tiefsitzenden Knoten aufgesteckt, und die kleinen Diamantstecker in ihren Ohren waren der einzige Schmuck, den sie an diesem Abend trug. AuÃer natürlich Helmuts Ring.
»Wir wollten uns gerade noch einen Schlummertrunk in der Bar genehmigen. Kommen Sie doch mit«, schlug Reeves unbekümmert vor.
Jordan hätte fast nach Luft gerungen angesichts einer derartigen Dreistigkeit. Der Zorn schnürte ihr die Kehle zu. Der Kerl hatte nicht den geringsten Anstand, dachte sie erbost. Wie hatte er es wagen können, eine andere aufzureiÃen, kaum nachdem er sie verlassen
Weitere Kostenlose Bücher