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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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mit seinem Vater politisch einer Meinung gewesen wäre, wäre Henry vielleicht stolz auf seinen Lieblingssohn gewesen, aber Ferris unterstützte Henrys Gegenkandidaten. Henry war außer sich vor Wut. Dabei hatte er selbst seinem jüngsten Sohn beigebracht, immer zuerst an sich zu denken.
    Dabei hatte Henry übersehen, dass das, was für Ferris das Beste war, nicht unbedingt auch für Henry das Beste sein musste. Nun war Henrys Wiederwahl gefährdet.
    Aurore wollte ihm lieber nicht begegnen, wenn er nach einer Niederlage nach Hause kam. Und sie wollte erst recht nicht, dass Dawn zu Hause war, wenn das geschah. In diesem Fall bevorzugte Aurore es, Dawn über Nacht zu ihren Eltern nach Hause zu bringen. Im Siegesfall war diese Maßnahme unnötig, weil Henry die ganze Nacht feiern würde.
    Gegen sieben Uhr saßen Dawn und sie in Aurores geräumigem Büro. Seit sie sich gezwungen gesehen hatte, Hugh von Nicky und Rafe zu erzählen, waren mittlerweile drei Jahre vergangen. Hugh war erst nach dem Krieg wieder zu Hause aufgetaucht. Er hatte ihr nach seiner Priesterweihe in einem unpersönlichenSchreiben mitgeteilt, dass er in einer kleinen Kirche in Mississippi arbeiten würde. Er hatte sie jedoch nie eingeladen, ihn zu besuchen.
    Aurore dachte jeden Tag an Hugh – an Hugh und ihre Tochter, die sie verloren hatte, obwohl sie noch lebte. Nun gab es für sie nur noch Dawn. Dawn, die in ihrer kindlichen Unschuld noch an Wunder glaubte.
    „Auf dem Fluss ist Rauch.“ Dawn zeigte aus dem Fenster. „Das ist Nebel“, erklärte Aurore sanft.
    „Ich kann Nebel malen.“
    „Ich weiß.“ Dawns Zeichnungen waren für ein Kind in ihrem Alter bemerkenswert gut. Sie verfügte über eine ungewöhnliche Geduld und konnte minutenlang still sitzen, um sich auf eine Sache zu konzentrieren, so als ob sie das Wesen der Dinge erst vollständig erfassen wollte, bevor sie etwas zu Papier brachte.
    „Ich werde meinen Bleistift nehmen.“
    Aurore ahnte, dass sie eine Menge von Kringel und Krakeleien sehen würde, wenn Dawn fertig war. Und irgendwie würden sie dem aufsteigenden Nebel tatsächlich ähnlich sehen.
    „Was gefällt dir am besten an diesem Fluss?“, fragte Aurore, während sie den Arm um Dawns Taille schlang.
    Dawn zappelte aufgeregt. „Bananenschiffe.“
    Aurore hatte Dawn einmal zur Entladung eines Bananendampfers mitgenommen und seitdem wollte Dawn immer wieder dorthin. Sie hatte aufmerksam beobachtet, wie die Arbeiter Bananenstauden auf ihren Schultern trugen. Seitdem schleppte sie manchmal Bananen von der Küche ins Kinderzimmer und wieder zurück. Es war ein Spiel, das nur sie richtig verstand.
    „Ich male jetzt.“ Dawn rannte zu dem kleinen Tisch hinüber, den Aurore ihr hatte aufbauen lassen. Aurore ging zu ihrem Schreibtisch zurück. Seit Kriegsende war ihr Arbeitspensum merklich zurückgegangen. Dennoch ging es ihr nicht schlecht. Sie schickte ihre Schiffe nicht länger mit einem Gebet für einesichere Heimkehr auf Reise. Inzwischen transportierten ihre Schiffe Materialien, die benötigt wurden, um wieder aufzubauen, was im Krieg zerstört worden war – und das Geschäft lief besser, als sie es sich in ihren kühnsten Träumen jemals vorgestellt hatte.
    Wenn ihr Großvater und ihr Vater nur sehen könnten, wie sich das Unternehmen entwickelt hatte! Sie hätten sicher nicht allzu viel daran auszusetzen.
    „Wie gemütlich!“ Eine Tür fiel ins Schloss und kündigte Henrys Ankunft an.
    Aurore erhob sich. Sie hatte nicht daran gedacht, dass Henry ihnen vielleicht Gesellschaft leisten würde. Er kam nur selten in die Reederei. Sie hatte vermutet, dass er mit seinem Ärger zu Hause auf sie warten würde, falls die Wahl nicht gut für ihn ausgegangen war. Ihr Blick fiel auf Dawn. Das kleine Mädchen hob kurz den Kopf und malte dann weiter.
    „Kennst du die Wahlergebnisse schon?“, fragte Aurore, ein Interesse vortäuschend, das sie gar nicht empfand.
    Henry ignorierte ihre Frage. Sein gestreifter Anzug saß makellos, aber seine Krawatte saß schief, als ob er den ganzen Abend daran herumgespielt hatte. Er knallte seinen Hut auf den Hutständer. Offenbar hatte er vor zu bleiben.
    „Du weißt sicher noch nichts“, fuhr Aurore fort. „Es ist noch zu früh, oder?“
    „Da ist ja auch Dawn.“
    „Ferris und Cappy …“ Sie war kurz davor, ihm zu erzählen, dass Ferris und Cappy das Wahlergebnis in der Parteizentrale von Henrys Gegner abwarteten, aber sie besann sich eines Besseren. „… haben mich gebeten, sie heute

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