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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Erinnerungen ausbreitete.

22. KAPITEL
    D awn liebte Aurores Garten genauso, wie Hugh ihn einst geliebt hatte. Mit nackten Füßen tastete sie sich vorsichtig von Stufe zu Stufe, während Aurore ihre Fortschritte beobachtete.
    „Sie ist noch nicht gebadet“, rief Pelichere. „Und sie hat im Dreck gespielt.“
    „Hat sie Blumen gepflanzt?“
    „Sie hat Matschkuchen gebacken.“
    Aurore streckte ihre Arme aus und hob ihr kleines Mädchen, die Schlammspritzer auf seiner kurzen Hose ignorierend, auf den Schoß. „Hast du mir einen Kuchen gebacken?“
    „Hast du probiert?“
    „Nur ein bisschen.“ Aurore lachte und umarmte ihre Enkelin. „Du gehst jetzt besser in die Badewanne. Wir werden heute Abend ins Büro gehen.“
    Dawn klatschte in die Hände. Sie war zwar noch klein für ihre drei Jahre, aber sie hatte bereits das Zartgefühl eines älteren Kindes. Aurore gab sich die Schuld daran. Sie glaubte, dass sie ihre Enkelin – entweder zu früh oder zu spät – aus der Obhut ihrer Mutter gerissen hatte. Dawn gedieh zwar prächtig, seit sie zur Welt gekommen war, aber ihr Verhältnis zu Cappy war nie erblüht. Aurore hatte gehofft, dass Cappy mit der Zeit lernen würde, das Zusammensein mit ihrer Tochter zu genießen. Doch das war nie geschehen.
    Später, als Dawn älter geworden und Ferris aus dem Krieg zurückgekehrt war, verbrachte das Mädchen genauso viel Zeit bei seinen Eltern wie bei Aurore. Ferris hatte darauf bestanden; Cappy und er sollten wenigstens nach außen wie gute Eltern wirken. Obwohl Dawn die Aufmerksamkeit ihres Vaters liebte, lebte sie lieber bei ihrer Großmutter, die sie so gut verstand.
    „Kann ich Schiffe gucken?“, fragte Dawn.
    „Mal sehen.“ Dawn liebte den Fluss; er faszinierte sie unendlich. Sie wollte Schlepperkapitän werden und auf ihremeigenen Schlepper schlafen. Die blau-weiß gestreifte Kapitänsmütze, die ihr einer der Ingenieure angepasst hatte, war ihr stolzester Besitz.
    „Kann ich Boot fahren?“
    Aurore umarmte ihre Enkelin noch einmal herzlich, bevor sie sie wieder auf dem Boden absetzte. „Heute nicht, aber bald. Das verspreche ich dir.“
    „Darf ich steuern?“
    „Du kannst in die Badewanne.“ Aurore deutete auf Pelichere. Sie besaß dasselbe Lächeln wie ihre Mutter. Einen Moment lang spürte Aurore den Verlust Ti’Boos genauso stark wie am Tag, an dem ihre Freundin gestorben war.
    „Wenn du dich beeilst, findest du vielleicht noch eine Überraschung in der Badewanne“, sagte Pelichere lächelnd.
    Dawn zögerte zunächst. Doch dann nahm ihre Neugier überhand. „Welche Überraschung?“
    „Ein neues Stück Seife.“
    „Ich mag keine Seife.“
    „Nicht mal, wenn sie wie eine Blume aussieht?“
    Aurore lauschte ihnen, bis sie außer Hörweite waren. Im Haus roch es nach Knoblauch und Paprikapulver. Sie hatte den Koch gebeten, einen nur leicht gewürzten Gumbo vorzubereiten, weil Dawn mit ihr zu Abend essen würde. Das Mädchen hatte gerade erst gelernt, wie man Garnelen auseinandernahm, und liebte es, ihnen die Köpfe umzudrehen. Wenn Henry nicht zu Hause war, waren ihre Abendessen eine lebhafte Angelegenheit. Dawn stellte tausend Fragen, und Pelichere leistete ihnen am Tisch Gesellschaft.
    War Henry zu Hause, aß Dawn im Kindergarten. Henry hatte nicht viel für Dawn übrig, obwohl sie Ferris’ Kind war. Wenn man sie ihm vom Leib hielt, vergaß er, dass es sie gab, und das war Aurore lieber.
    Seit Kriegsende verbrachte Henry die meisten Abende außer Haus. Er machte seine eigenen Geschäfte und stürzte sich immer in die größtmögliche Aufregung. Aurore war zwarmachtlos gegen ihn, sorgte aber dafür, dass Henrys Unternehmungen ihr nicht schaden konnten. Henry war mit der Zeit immer unvernünftiger geworden.
    Manchmal fürchtete Aurore tatsächlich um ihr Leben. Einmal hatte Henry sie in der Öffentlichkeit geschlagen, weil er sich nach einem Wohltätigkeitsdinner über eine Bemerkung von ihr geärgert hatte. Wenn ein zufällig vorbeikommender Passant sie nicht aufgefangen hätte, wäre Aurore zu Boden gestürzt. Henry hatte sich einfach ins Auto gesetzt und war weggefahren. Gedemütigt hatte Aurore das Angebot des Fremden, sie nach Hause zu bringen, abgelehnt und war zurück ins Hotel gegangen, um von dort aus Pelichere anzurufen.
    Aurore hatte kein Mitleid mit ihrem Mann, aber sie kannte die Ursache seines Ärgers. Ferris war mit einer Reihe von Auszeichnungen aus der Marine ausgeschieden und setzte seine Zukunftspläne in die Tat um. Wenn er

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