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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Hauptgesprächsthema seiner Freunde war. Wenn jetzt die Rede auf ihre Aktion in der Hochschule für Schwarze kam, wurde sie üblicherweise mit Humor wiedergegeben oder mit väterlichem Stolz.
    Sie würde nie Karnevalsprinzessin werden, aber sie wurde gesellschaftlich wieder akzeptiert. Trotz ihrer eigenartigen Ansichten gehörte sie zu den Auserwählten; die Schande war überstanden. Inzwischen gehörte es zum Alltag, dass schwarze Schüler weiße Schulen besuchten, und alle versuchten, zu vergessen, wie viel Wirbel New Orleans darum gemacht hatte. Die Stadt hasste es, daran erinnert zu werden, dass sie sich einmal dermaßen quergestellt hatte – und das nicht hätte tun sollen.
    Onkel Hugh kehrte aus Europa zurück und lud sie zu sich nach Bonne Chance ein. Cappy war damit einverstanden, aber sie warnte Dawn. „Da unten ist es schlimmer geworden als vorher.“
    Nervös brachte Cappy die Bücher auf Dawns Nachttisch in eine neue Ordnung, während Dawn sich das länger gewordene Haar bürstete.
    „Noch schlimmer?“
    „Es gab Ärger.“
    Dawn hielt in der Bewegung inne. „Ärger?“
    „Hat Hugh nichts darüber geschrieben?“ Cappy trommelte mit den Fingern auf die Tagesdecke. „Vor ein paar Jahren gab es da ein Problem. Die Erzdiözese hatte angekündigt, die Rassentrennung an den kirchlichen Schulen aufzuheben, und Plaquemines Parish war nicht besonders glücklich darüber.
    Dawn sah ihre Mutter an. „Geht es Onkel Hugh gut?“
    „Ja. Sie haben versucht, die Rassentrennung in einer Schule in Buras aufzuheben. Es gab ein paar sehr hässliche Szenen. Jemand hat Benzin in den Kamin der Schule gekippt und das Dach erheblich beschädigt. Die Schule wurde für immer geschlossen.“
    „Wurde jemand verletzt?“
    „Ich glaube, man hat die Häuser von ein paar Farbigen angezündet, und ein Priester hat wohl ein blaues Auge davongetragen. Leander Perez hat genauso reagiert, wie du es erwartet hattest. Erzbischof Rummel hat ihn exkommuniziert.“
    „Onkel Hugh hat nie ein Wort darüber verloren.“ Dawn setzte sich neben ihre Mutter aufs Bett. „Er wollte mich nicht beunruhigen. Ich war zu weit weg, um etwas unternehmen zu können.“
    „Plaquemines Parish ist ein bewaffnetes Lager. Es ist nicht ungewöhnlich, auf dem Weg dorthin auf der Autobahn in eine Straßensperre zu geraten, und die Fähren werden bewacht. Es wird genau darauf geachtet, wer kommt oder geht. Hugh sagt, der Bezirksrat hat ein Gesetz durchgewunken, nach dem jede öffentliche Versammlung genehmigt werden muss.“
    „Ich dachte, wir leben in Amerika.“
    „Im Plaquemines Parish herrschten immer schon eigene Gesetze.“
    „Gab es auch in Bonne Chance Probleme?“
    „Falls ja, hat Hugh mir nichts davon erzählt.“
    „Und was sagt Daddy dazu?“
    „So wenig wie möglich.“ Cappy nahm Dawns Hand.
    „Leander ist jetzt im Ruhestand, jedenfalls offiziell, und seine Söhne haben übernommen. Aber Largo ist sein eigentlicher Thronfolger. Wenn Leander stirbt, wird es zu einem Machtkampf kommen, und dein Vater denkt, dass Largo ihn gewinnen wird. Für welches Amt auch immer dein Vater in Zukunft kandidieren wird: Es kommt auf Largos Kooperation an.“
    Dawn hatte die Botschaft ihrer Mutter verstanden. Wennsie ihren Waffenstillstand nicht gefährden wollte, sollte sie sich besser nicht in die Politik einmischen.
    „Ich bin hier, um den Sommer zu genießen“, erwiderte sie. „Ich habe Ferien. Aber ich kann weder einfach meine Augen zumachen noch glauben, dass du das von mir verlangst.“
    „Du bist viel zu sehr wie dein Onkel! Warum besteht ihr beide nur immer darauf, ich sei ein Fan der Integration?“
    Dawn erhob sich vom Bett und ging zum Spiegel. „Vielleicht gehören wir beide zu den wenigen Menschen, die glauben, dass du eine andere Meinung als Daddy haben könntest.“ Sie bedauerte ihre Worte sofort, aber es war zu spät, um sie zurückzunehmen.
    „Das klingt nicht so, als würdest du das wirklich glauben.“ Dawn rang nach versöhnlichen Worten, aber als die Tür hinter ihrer Mutter ins Schloss fiel, suchte sie immer noch danach.
    Die Fahrt nach Bonne Chance verlief unspektakulär und Bonne Chance wirkte unverändert. Ohne Cappys Warnung hätte Dawn nicht bemerkt, dass etwas anders war als sonst. Es gab noch immer eine Million Dinge, denen eine Veränderung gutgetan hätte.
    Das Pfarrhaus schien noch zerfallener zu sein, als sie es in Erinnerung hatte. Die Sonne schien auf das dünne Schindeldach, das nur noch von Rost

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