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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Registrierungsformular zu kämpfen, an dem sie alle schon einmal gescheitert waren.
    Dawn mochte und respektierte die Frauen, die sie besuchte. Sie hatte wundervolle Porträtfotos von jeder von ihnen gemacht. Ben fand, dass diese Fotos ihre Sensibilität verrieten. Und egal, wie sehr er sich darum bemühte, seine Gefühle zu verdrängen, ging er jede Nacht mit dem Gedanken an Dawn ins Bett.
    Ben wusste, dass er verloren war, als er sie vor Pater Hughs Haus hatte stehen sehen. Ihr Blick hatte ihn elektrisiert. Dawn wirkte inzwischen nicht mehr schutzlos und unschuldig. Sie behielt zwar ihre Geheimnisse für sich, aber es gab deutliche Anzeichen für tief empfundene Gefühle.
    In den dreieinhalb Jahren, seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte, hatte Ben nur selten an sie gedacht, und wenn, dann eher mit einer brüderlichen Zuneigung. Doch Dawn war eine Frau geworden, die kein Mann so leicht vergessen konnte. Von dem Schulmädchen, das ihn küssen wollte, war nicht mehr viel übrig. Diese Frau war gründlich geküsst worden. Dass die Lippen eines anderen Mannes ihre Lippen berührt und fremde Hände von ihrem Körper Besitz genommen hatten, war nur schwer zu verdrängen.
    Ben wusste alles über Doppelmoral und er empfand sich selbst dieser Art der bürgerlichen Moral überlegen. Seine drei Jahre in Boston hatte er mit der intensiven Erforschung des anderen Geschlechts verbracht. Er war sogar einmal ernsthaft verliebt gewesen, hatte ansonsten aber nur Affären gehabt. Für den Sohn eines Baptistenpredigers hatte er ein zu großes Interessean körperlichen Genüssen; er hielt nicht besonders viel von Keuschheit. Die Vorstellung von Dawn in den Armen eines anderen Mannes störte ihn jedoch gewaltig. Dawn weckte seinen Beschützerinstinkt und den Wunsch, sie zu besitzen.
    Sie erregte ihn.
    Dann nahte der vierte Juli, der Unabhängigkeitstag. Es war so schwül, dass die Luft förmlich nur noch aus Wassertropfen zu bestehen schien. Ben spürte, dass er sein Verlangen kaum noch zügeln konnte. Als Dawn am späten Vormittag mit einem gut gefüllten Picknickkorb und einer frischen Röte auf dem Gesicht erschienen war, merkte er, wie es um ihn stand. Er rief sich in Erinnerung, dass Dawn Pater Hughs Nichte war, die als Teenager mal einen Narren an ihm gefressen hatte. Er stellte sich sogar vor, dass sein Vater ihn, falls es so etwas wie einen Himmel gab, von dort oben beobachten und nur darauf warten würde, dass er wieder einmal alles vermasselte. Doch als er auf Dawns lange, gebräunte Beine und die Rundung ihrer Brüste blickte, wurde seine enge Jeans peinlicherweise plötzlich schmerzhaft eng.
    „Ist Onkel Hugh da?“, fragte sie.
    Ihr Lächeln strahlte wie die Sonne, aber es wirkte gleichzeitig ziemlich unpersönlich. Ben hatte Dawns Benehmen ihm gegenüber genauestens beobachtet. Bei ihrem Wiedersehen vor einem Monat hatte es ausgesehen, als freute sie sich sehr, ihn zu treffen. Seitdem schien sie beiläufig mit ihm zu flirten, wenn sie zusammen waren. Doch ihr Verhalten war distanziert genug, um ihm seinen ersten Eindruck zu bestätigen, dass sie nicht nur reifer, sondern auch vorsichtiger geworden war. Sie wusste, auf wie viele Arten man sie verletzen konnte, und wollte sich vor dem Schmerz schützen.
    Ben führte sie ins Haus. „Es tut mir leid, er ist weggefahren. Man hat ihn heute Morgen schon früh angerufen. Jemand aus der Gemeinde musste notoperiert werden und er wartet bei der Familie.“
    „Ich hätte vorher anrufen sollen. Ich habe ihm letzte Wochegesagt, dass ich ein Picknick mitbringen werde. Hat er dir nichts davon erzählt?“
    „Es war eine anstrengende Woche. Es tut mir leid, ich glaube, er hat es einfach vergessen. Er wollte nachher runter nach Buras gehen, um einen anderen Priester zu besuchen.“
    Sie stellte den Korb auf dem Küchentisch ab und lehnte sich dagegen. „Was ist hier los, Ben?“
    Unglücklicherweise lief momentan vieles nicht besonders gut. Am Montag hatten Lester Narrows und seine Söhne erfahren, dass sie ihre Jobs als Grasschneider los waren. Am Mittwoch hatte man einem anderen Mann, der sich ebenfalls als Wähler registrieren lassen wollte, mitgeteilt, dass die Miete für sein Haus – vier Zimmer plus Außentoilette – verdoppelt worden war. Und am Freitag hatte Ben den Priester der Kirche besucht, die früher sein Vater geleitet hatte. Es hatte Wochen gedauert, diesen Priester auf dieses Datum festzunageln, aber es genügten nur wenige Minuten, um gesagt zu bekommen, dass die

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