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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Fingerspitzen berührte, während ihr Arm halb aus dem offenen Fenster hing. Er mochte es, wie der Wind ihr durchs Haar wirbelte. Sie hatte dichtes, störrisches Haar, und er liebte es, ihre Haare mit den Fingern zu zerzausen wie der Wind. Doch sie war an diesem Abend schon früher losgefahren und sie würden sich im Haus ihrer Eltern treffen.
    Er hatte sechs langstielige weiße Rosen für Mrs Gerritsen gekauft, weil er glaubte, dass die Blumen die ersten Minutenüberbrücken würden. Danach würde er sich anderweitig behelfen müssen.
    Er hatte außerdem eine Gardenie besorgt, die sich Dawn ins Haar stecken konnte. Als er ein kleiner Junge war, hatten Gardenien vor seinem Fenster geblüht. Er war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, sie Dawn zu schenken, wenn sie nicht alleine waren. Aber der Duft hatte ihn an seine Kindheit erinnert und er konnte nicht anders.
    Es war schon gegen fünf, als er die Blumen auf den Beifahrersitz legte und einen Blick auf die Tankuhr warf. Dann war er bereit, die Gerritsens in ihrer Höhle aufzusuchen, und lenkte den Wagen Richtung New Orleans.
    Er war später dran, als er vorgehabt hatte, deshalb trat er aufs Gas und behielt den Rückspiegel im Auge, um Ärger zu vermeiden. Doch der Ärger tauchte in Form eines Sheriffs vor ihm auf. Ben fuhr direkt auf eine Straßensperre zu und bremste gerade noch rechtzeitig ab.
    Er war außerhalb der Stadt noch nie in eine Straßensperre geraten, obwohl er schon einige Geschichten darüber gehört hatte. Man konnte die schwarze Bevölkerung auf viele Arten erschrecken. Eine Möglichkeit waren Straßenblockaden. Ben wusste, dass man seinen Führerschein kontrollieren, sein Ziel abfragen und seine politischen Auffassungen lang und breit diskutieren würde. Er hielt es sogar für möglich, verprügelt zu werden.
    Seine Verwirrung schlug in Vorsicht um, als einer der Hilfssheriffs vor ihm auftauchte. Er erkannte den Mann, einen untersetzten, schielenden Stiernacken, der unter den Achseln und an der Stirn schwitzte. Ben hatte mit dem kleinen Davey Martinez zusammen die Oberschule abgeschlossen. Sie waren nie gute Freunde gewesen.
    „Wie geht’s, Davey?“, fragte Ben und holte seinen Führerschein aus der Sportjacke.
    Plötzlich spürte er kalten Stahl an seiner Schläfe. Ben wurde bewusst, dass Davey seinen Dienstrevolver gezückt hatte.
    „Keine falsche Bewegung, Ben!“, schnauzte der ihn an. „Steig einfach aus und heb die Hände über den Kopf!“
    „Ich wollte nur meinen Führerschein rausholen.“
    „Ja. Sicher.“
    „Ich werde meine Hände über den Kopf heben. Und dann warte ich, bis du die Tür aufmachst.“
    Die Sonne brannte Ben auf den Nacken, während Davey ihn durchsuchte und ihm Handschellen anlegte. Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass da noch andere standen, bevor Davey ihn gegen das Auto stieß. Ben wagte nicht, den Kopf zu bewegen, um zu sehen, wer ihn beobachtete. Er wusste, dass eine falsche Bewegung eine Tragödie auslösen konnte.
    „Er ist nicht bewaffnet“, rief Davey jemandem zu.
    „So mag ich das. Du bist doch einer von diesen gewaltfreien Aufwieglern, Ben?“
    Ben erkannte die Stimme. Jedes Kind in Bonne Chance kannte Largo Haines. „Ich wiegele niemanden auf, Mr Haines“, sagte er ruhig. „Ich bin auf dem Weg zu einem Dinner in New Orleans.“
    Davey riss Ben herum. Haines wurde von zwei bewaffneten und uniformierten Männern flankiert. Er trug einen breitkrempigen Panamahut und einen hellblauen Anzug. Die Sonne hatte seine rötliche Gesichtsfarbe noch verstärkt. „Es scheint mir“, meinte Haines, „als ob sogar Aufwiegler essen müssen, mein Sohn. Was hast du vor?“
    Ben bemühte sich, seine brodelnden Gefühle zu verbergen. „Ich habe neulich gehört, dass es kein Gesetz gibt, wonach amerikanische Bürger erklären müssten, wohin sie gehen und was sie tun wollen, wenn sie dort ankommen.“
    „Du warst zu lange weg und du hast ein paar Dinge vergessen. Wir bleiben den Leuten hier auf den Fersen. Wir haben keine andere Wahl. Wir sind wachsam. Wir achten sehr genau darauf, nicht die falschen Leute in die Stadt rein- oder rauszulassen.“
    „Dann können Sie mich ja gehen lassen. Ich gehöre exakt zuder Art von Leuten, an denen es in Bonne Chance mangelt.“
    Haines lachte. Er klang sehr amüsiert. „Das glaube ich nicht, mein Sohn.“ Er nickte Davey zu, der Ben daraufhin mit der Faust in den Magen boxte. Ben krümmte sich vor Schmerz.
    „Steh auf wie ein Mann!“, befahl Haines.
    Ben war

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