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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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hinführen?“
    Tadpole brach in Gelächter aus. Nicky machte einen verspielten Tanzschritt und ging vorweg. Am Tisch sprühte sie vor Charme. Sie kümmerte sich um jeden, wandte Gerard jedoch den Rücken zu. Nicky ertrug die gelegentlichen Anspielungen weißer Amerikaner, die ihre Vorurteile selbst in der toleranten Atmosphäre von Paris nicht ganz vergessen konnten, aber sie erinnerte sich nicht daran, jemals von ihresgleichen dermaßen von oben herab behandelt worden zu sein.
    Sie war jedermanns Liebling, die freche, wilde Enkelin von Clarence Valentine. Sie hatte für den Prince of Wales und die Prinzessin de Polignac gesungen und getanzt. Künstler, Autoren und Dichter gehörten zu ihrer Welt wie Hilfskellner und Blechbläser. Es war ihr unbegreiflich, womit sie Gerards Spott verdient haben konnte.
    Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Taille. „Dann haben Sie meine Arbeit gelesen?“, drang eine tiefe Stimme an ihr Ohr.
    „Klar, hab ich.“ Sie wandte ihren Kopf, bis sie Gerard ins Gesicht sehen konnte. „Kann nicht gerade behaupten, dass es mir gut gefallen hat. Diese ganzen Typen, die sich von den Bäumen schwingen und lebendig begraben werden.“
    „Vielleicht sind Sie einfach zu lange nicht mehr in unserem schönen Amerika gewesen. Sie wirken eher weiß als schwarz.“
    „Oh, in mir vereint sich das Beste von allem.“
    „Möglich.“
    Sie sah ihm in die Augen und schenkte ihm ein feines Lächeln. Außerdem entschied sie sich, ihm zu verzeihen. „Sie sollten es besser glauben.“
    Dann verließ sie den Tisch und ging zu Clarence. Er spielte eine schwungvolle Nummer und ließ nicht einen Beat aus. Der Rest der Band nahm sein Thema auf. Das Les Américains war zu klein für Jazzorchester wie sie im Théatre des Ambassadeurs in der Avenue Gabriel spielten. Doch was Clarence’ Band an Größe fehlte, machte sie mit ihrer Schneidigkeit wett.
    Sie klatschte den Rhythmus, der immer progressiver wurde, mit. Jemand richtete den Scheinwerfer auf sie und dämpfte das Licht.
    „Guten Abend, Ladies and Gentlemen“, sagte sie, nachdem Clarence ein sensationelles Finale gespielt hatte. „Und willkommen im Les Américains, das Ihnen heute Abend Clarence Valentine and The Valentine Sweethearts vorstellen möchte.“ Sie machte einen Schritt nach vorne und faltete ihre Hände. Auf Clarence’ Zeichen begann sie mit einer ergreifenden Ballade über einen verliebten Mann. Ihre Stimme war zögernd. Es wurde stiller, bis sie das Intro in trauriger Nachdenklichkeit mit einem Finger an ihren Lippen beendete. Es folgte eine kurze Pause und dann war sie nicht mehr länger zu halten.
    „Yes Sir, that’s my Baby!“ Clarence und seine Band legten los. Und Nicky machte es ihnen nach. Sie stemmte die Hände in die Hüften, während sie sang, und tanzte einen wilden Charleston. Ihre Füße und Hände schienen zu fliegen und ihre dunklen Locken wippten.
    Es gab großen Applaus, als sie ihre Hüften bewegte und ihr Paillettenkleid im Scheinwerferlicht glitzerte. Sie lächelte kokett, während sie sang. Ihre Füße bewegten sich in rasendem Tempo, während sie graziös die Hände über ihren Knien kreuzte und auf der Tanzfläche herumwirbelte. Nach ihrem Auftritt füllte sich die Tanzfläche schnell mit heißblütigen Tänzern.
    Bevor Nicky an Clarence’ Seite zurückkehrte, nahm sie eine Menge Komplimente entgegen und wusste, dass sie tanzen und singen würde, wann immer sich eine Möglichkeit bot.
    „Du bist ein Hit, Schätzchen!“
    Nicky war ganz außer Atem. „Du sorgst dafür, dass ich mein Geld verdiene.“
    Clarence grinste und sie küsste seine raue Wange. „Ich hab gesehen, wie du diesem Kerl schöne Augen gemacht hast.“
    „Quatsch! Ich hab nur auf meine Füße geschaut.“
    Seine Hände flogen über die Klaviatur. „Ich werde nicht immer auf dich aufpassen können.“
    „Sag so was nicht.“
    „Mach bloß keine Dummheiten!“
    „Ich bin fast zwanzig. Da bin ich über das Alter der Dummheiten schon weg.“
    „Du steckst mittendrin. Ich wünschte, dein Vater wäre hier, um dir zu zeigen, wie man sich benimmt.“
    Sonst erwähnte er Rafe so gut wie nie. „Du bist wie ein Vater für mich. Manchmal vergesse ich, dass du es nicht bist.“
    „Vergiss nicht.“ Er hob den Kopf, um sie anzusehen. „Es wäre alles anders gekommen, wenn dein Daddy noch leben würde.“
    „Miss Valentine?“
    Sie wirbelte herum. Hinter ihr stand Gerard Benedict. Die Musik spielte einen Foxtrott. Immer mehr Tänzer eroberten

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