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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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wären. Als sie ihn darauf hinwies, dass der amerikanische Bundesstaatsanwalt Kommunismussympathisanten ungeachtet der Hautfarbe ins Gefängnis werfen oder ausweisen ließ und dass zwei weiße und nicht etwa schwarze Italiener demnächst vermutlich wegen ihrer linken Ideale hingerichtet würden, bekamen sie Streit.
    „Du hast doch überhaupt keine Ahnung, wovon du sprichst! Du verstehst nicht! Überhaupt nichts!“, warf er ihr vor. „Du weißt doch gar nicht mehr, was zu Hause wirklich vor sich geht. Du hast doch gar keinen Kontakt mehr zu den Menschen dort. Schau dich an! Verwöhnt, verhätschelt und in einem fremden Land versteckt wie eine ausgeblichene, unechte Neger-Darstellerin!“
    Sie war schockiert und verletzt. Doch als er sich wieder beruhigt hatte, entschuldigte er sich bei ihr und zog sie an sich.Das waren aber nicht die einzigen Dinge, die sie mit Unbehagen erfüllten. Gerards Arbeit war untrennbar mit seinem Stolz verbunden. Wenn alles gut ging, wechselten sich Erfolg und Misserfolg im Leben eines Schriftstellers ab. Wenn es schlecht lief, war Misserfolg sein einziger Begleiter. Nicky hatte auch schon Schriftsteller wie F. Scott Fitzgerald in ihren schlechtesten Zeiten erlebt. Daran erinnerte sie sich besorgt, wenn Gerard sie nächtelang von Bar zu Bar schleppte und sie ihn anschließend nach Hause bringen musste.
    An einem Abend Ende August, als Gerard auf einer Welle des Erfolgs zu reiten schien, trafen sie sich mit seinen Freunden zum Abendessen im Chez Rosalie. Das Bistro gehörte zu den bevorzugten Plätzen von Ausländern und Einheimischen. Dort gab es das feinste Essen auf dem Montparnasse und es war nicht einmal so teuer.
    Nicky kannte die Trumbles schon von früher. Sie waren ein New Yorker Paar in mittleren Jahren, die der Atmosphäre und der Kultur wegen nach Montparnasse gekommen waren. Amy Trumble arbeitete als Bildhauerin, Garth Trumble bezeichnete sich selbst als Kunstkenner. Das Vermögen der Familien war so groß, dass Garth sich alles kaufen konnte, was ihm gefiel.
    Nicky kleidete sich sorgfältig für diesen Abend. Gerard war guter Laune und sie wollte sie ihm nicht verderben. Insgeheim befürchtete sie, dass ihr ein langweiliger Abend bevorstand. Sie hätte Gerard lieber für sich alleine gehabt; sie hatten schon den Großteil der Woche mit Freunden verbracht, die nach den Sommerferien in die Stadt zurückgekehrt waren.
    Nicky kämmte sich ihr Haar, als er plötzlich hinter ihr stand. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“
    Sie betrachtete ihn überrascht im Spiegel. Vom Honorar für seine Bücher konnte er sich nur wenige lebenswichtige Dinge erlauben. Nicky half ihm häufiger mit Geld aus, das sie sich vom Trinkgeld im Les Américains erspart hatte, aber keiner von ihnen war in der Lage, unnötig Geld auszugeben. „Ich weiß!“, riet sie, „Butter fürs Frühstück morgen.“
    Er hielt ihr eine kleine Schachtel hin. Als sie sie öffnete, lag darin ein afrikanisches Armband aus Elfenbein und falscher Jade. „Oh Gerard!“ Sie hielt das Schmuckstück ins Licht. „Es ist wunderschön!“ Es war aber auch kostspielig. „Das hättest du nicht tun dürfen. Du musst mir keinen Schmuck kaufen. Ich habe doch dich!“
    „Und jetzt hast du auch noch ein Armband. Reich mir deinen Arm.“
    Er befestigte es an ihrem Handgelenk. Es war schwer. Nicky spürte sofort eine nie gekannte Erdverbundenheit. Sie schlang die Arme um ihn und er hielt sie fest. „Ich habe es in einem Schaufenster gesehen und konnte nicht widerstehen. Weißt du auch, warum?“
    Sie schüttelte den Kopf und war den Tränen nahe.
    „Das ist altes Elfenbein, fast so goldfarben wie deine Haut, und die Jade ist so grün wie deine Augen. Es ist zwar ein französischer Entwurf, aber afrikanischen Ursprungs. Wie hätte ich daran vorbeigehen können?“
    Sie schmiegte sich fest an ihn. Das Schönste an diesem Geschenk war, dass er an sie gedacht hatte, als er es entdeckt hatte. Und in seiner ihm eigenen Art entschuldigte er sich damit für die Beleidigungen, die er ihr wegen ihrer Herkunft zugefügt hatte. „Ich werde es in Ehren halten.“
    „Wie das Medaillon, das du immer trägst?“
    Sie hatte vorher noch nie darüber nachgedacht. Es schien, als ob die wichtigsten Ereignisse ihres Lebens mit einem Schmuckstück verbunden waren. Das goldene Medaillon hatte ihr eine Freundin ihrer Mutter geschenkt. Sie besaß einen Silberring von ihrem Vater, eine Glasperlenkette, die Clarence ihr nach dem ersten Auftritt im Les

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