Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
Vom Netzwerk:
war damals zwar erst fünf gewesen, aber sie nickte. „Manchmal.“
    „Ich träum immer davon, kurz bevor was Schreckliches passiert. Irgendwas Schreckliches.“
    „Es wird nichts passieren. Deine Kinder sind verheiratet und einige von ihnen haben jetzt selbst Kinder. Wir haben die Wirtschaftskrise überlebt. Meine Kinder gehen aus dem Haus, aber sie sind glücklich – jedenfalls soweit es Ferris betrifft. Hugh wird es auch sein, sobald er sich eingelebt hat. Ich glaube, sie sind mittlerweile sogar Freunde geworden.“
    „Ich träume immer noch von diesem Sturm, vom steigenden Wasser und dem Wind, der so stark war, dass ich mich ihm entgegenstemmen musste.“
    Aurore drückte Ti’Boos Hand. Ti’Boo war in jenem furchtbaren Sommer zwölf Jahre alt gewesen. Der Wind hatte sie beide zusammengeschmiedet. „Wir haben schon ein gewaltiges Stück Weg gemeinsam zurückgelegt. Wir beide haben Menschen verloren, die wir geliebt haben, und wir haben trotzdem weitergemacht. Ich habe dir noch gar nicht oft genug gesagt, was du mir bedeutest.“
    „In meinem Traum werde ich von der Flut weggespült.Aber bevor ich untergehe, sehe ich dich an einem Ast hängen. Wir können uns nicht mehr länger gegenseitig helfen, und ich glaube, dass das Wasser ein besserer Ort für mich ist. Dann schließe ich die Augen und der Traum ist vorbei. Quoi ça veut dire? Was soll das bedeuten?“
    „Ich weiß es nicht.“ Aurore wollte es auch nicht wissen. „Ich weiß nur, dass jetzt alles so gut ist, wie es eben ist. Können wir es nicht dabei belassen?“
    Ti’Boo starrte in die Dunkelheit. „Als du une petite fille warst, bin ich jeden Sommer nach Grand Isle gekommen, um auf dich aufzupassen. Sieht so aus, als hätte ich ein Leben lang auf dich aufgepasst. Hüte dich vor Stürmen, Aurore! Sie kommen immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet.“

12. KAPITEL
    Golfküste von Louisiana, 1965
    P hillip steckte die Hände in die Hosentaschen. Er wollte verbergen, dass sie zitterten. Nicky, die einfach wortlos verschwunden war, während Jake ein Nickerchen machte, stand vor ihm am Ufer. Und Jake suchte die Insel nach seiner Frau ab.
    Nicky hatte trotz des Wetters einen weiten Weg zurückgelegt. Phillip war überrascht, sie am Wasser zu finden; er hatte sie bei diesem Wetter nicht draußen erwartet. Blitze durchzuckten den Himmel am Horizont. Nieselregen drang durch seine Kleidung und durchnässte ihn bis auf die Haut. Sie wird sich noch eine Lungenentzündung holen, schoss es Phillip durch den Kopf.
    Außer der einsamen Silhouette seiner Mutter war der Strand wie ausgestorben – was für die Vernunft der Einheimischen sprach. Phillip holte sie mit Leichtigkeit ein. Nicky schien es nicht eilig zu haben. Sie schlenderte einfach nur am Strand entlang.
    „Du hast Jake zu Tode erschreckt“, sagte er zur Begrüßung.
    „Ich hab schon selbst auf mich aufgepasst, bevor ich ihn kennenlernte.“
    „Manchmal vergisst du, wie sehr er dich liebt.“
    „Und manchmal erinnerst du mich an deinen Vater. Du bist dir immer so sicher, dass sich dir die Welt genau so offenbart, wie Gott sie geschaffen hat, genau wie Gerard. Er wusste auch immer, was für alle gut war – außer für sich selbst.“
    „Und von dir habe ich, dass ich Menschen, die ich liebe, vor ihren eigenen Dummheiten beschützen will.“
    „Ich mache keine Dummheiten. Ich laufe nur vor etwas davon, vor dem ich davonlaufen will, seit ich erwachsen bin.“
    Er nahm ihre Hand. „Möchtest du darüber reden?“
    „Nein. Muss ich? Ja. Weil du etwas erfahren solltest. Genau wie Jake.“
    „Es geht um Pater Gerritsen, oder?“
    Sie gingen ein paar Hundert Meter nebeneinander her, bevor Nicky antwortete. „Ich kannte niemanden, der Pater Gerritsen hieß. Aber ich kannte Hap, Hap Gerritsen. Und du auch.“
    „Es gibt nichts, das ich nicht schon wüsste.“
    „Du kannst dich nicht an alles erinnern.“
    „Die Dinge, an die ich mich nicht erinnere, weiß ich von Aurore.“
    „Also …“ Sie seufzte.
    „Jake muss nicht mehr erfahren, als du ihm sagen willst.“
    „Es steht in der Biografie, die du für sie geschrieben hast, oder?“
    „Das Einzige, das ich zu Papier gebracht habe, ist, dass du Hugh Gerritsen in Marokko kennengelernt hast und dass Aurore auf diese Weise erfahren hatte, dass du nicht in Chicago gestorben bist.“
    „Vielleicht bin ich es genauso leid wie Aurore, Geheimnisse zu haben.“
    „Du hast die Chance, es ihm jetzt zu sagen.“
    Phillip deutete auf Jake, der

Weitere Kostenlose Bücher