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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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wenn du der vierte wärst.«
    Er wurde blaß. »Aber du meinst doch nicht etwa, daß irgendein Zusammenhang besteht zwischen …«
    »Zwischen drei plötzlichen Todesfällen, innerhalb von knapp eineinhalb Jahren? Doch – das könnte ich mir allerdings denken.«
    Er sah mich an, während er den Kopf schüttelte, langsam.
    »Du kannst ja mit Harry Kløve anfangen, der zuerst ging, sozusagen.«
    »Du erinnerst dich an ihn?« sagte er mit einem fahlen Lächeln.
    »Na ja?«
    »Er arbeitete in einem Eisenwarenladen, fing da an, nachdem er die acht Schuljahre hinter sich hatte, erst als Lagerarbeiter, später als Verkäufer. Er hat die ganze Zeit da gearbeitet, der Harry – auch nachdem wir … Er – er hatte immer Schwierigkeiten, jemanden kennenzulernen, der Letzte in der Reihe, wenn wir nach den Auftritten Mädchen aufgegabelt haben, bekam vielleicht eine traurige Nummer ab, oder zwei, aber jedenfalls nichts Großartiges, weswegen es sich gelohnt hätte, ein Freudentelegramm nach Hause zu schicken. Er wohnte übrigens zu Hause, immer, bei der Mutter. Das heißt, als ich ihn das letzte Mal traf, war sie in einem Pflegeheim. Er wohnte also endlich allein. Aber wenig später war es – vorbei.«
    »Also – Harry Kløve – es war ein Verkehrsunfall, stimmt’s?«
    »Ja.« Er nickte. »Er ging bei Rot über einen Fußgängerübergang mitten im Zentrum. Ein Bus – konnte nicht bremsen … Er hatte schwere Kopfverletzungen und starb nach ein paar Stunden, auf dem Operationstisch.«
    »Keine Zeugen?«
    »Zeugen? Was meinst du damit? Ich weiß nicht viel mehr, als was in der Zeitung stand – und was die Leute erzählten. Es war wirklich ein Verkehrsunfall, Varg – tragisch, aber nicht ungewöhnlich.«
    »Na gut, dann war es das. Was ist mit Arild Hjellestad?«
    »Der Arild war ein ganz anderer Typ. Er hatte keine Probleme mit den Frauen – jedenfalls waren sie keine Mangelware. Ab und zu wurden es eher zu viele. Er wurde berühmt und berüchtigt für alle seine ›Verlobten‹. Jedesmal, wenn er mit einer neuen Frau zu einer Fete kam, verkündete er feierlich: Das ist meine Verlobte … – Und wenn sie den Abend überstand, dann war das meistens auch das höchste.«
    »Ein todbringendes Hobby – für manche.«
    »Na ja. Ansonsten war er ja mehr mit dir und mir zusammen – machte Abitur, Lehrerausbildung, ging an die Universität, ohne da was abzuschließen.«
    »Klingt ganz wie bei mir, ja.«
    »Jobbte in einem Musikgeschäft eine Zeitlang, schrieb über Musik in Zeitschriften und Zeitungen, aber … tja …« Er zuckte mit den Schultern.
    »Ja?«
    »Arilds Problem war der Alkohol. Er hatte noch nie maßhalten können. In den letzten Jahren war er ziemlich versoffen, und soweit ich weiß, wurden die Damen auch immer seltener.«
    »Kein Tod in Schönheit also?«
    »Nein. Er hat sich totgesoffen. In einer der kältesten Januarnächte in dem Jahr – und dann noch draußen! Im Rausch eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Sie haben ihn gefunden, früh an einem Samstagmorgen, irgendwo oben bei Starefossen.«
    »Und mit wem hatte er getrunken?«
    »Das weiß niemand. Das heißt, ich weiß es jedenfalls nicht.«
    »Und der Johnny wurde niedergestochen, auf offener Straße. Deutlicher kann die Meldung nicht sein. – Hör zu, Jakob, da ist was, was mich – beunruhigt. Etwas, das ich irgendwie nicht greifen kann.«
    »Mmh?«
    Ich beugte mich vor und starrte ihm ins Gesicht. »Ist was passiert, 1975, Jakob? Warum seid ihr gerade da auseinander gegangen?«
    Mein Blick traf auf eine Wand. Dann schweifte sein Blick in den Raum um uns herum. »Darauf habe ich dir schon geantwortet, Varg. Das war, weil wir uns schon längst auseinander gelebt hatten.«
    »Gut aber ich habe gehört, daß nach 1973 nicht mehr viel mit euch los war, was Auftritte angeht. Daß ihr hauptsächlich alte Leckerbissen und Weißt-du-noch-Varianten für Dreißigjährige gebracht habt. – Warum gerade 1975?«
    »Darauf kann ich dir keine Antwort geben, Varg.«
    »Weil du nicht willst?«
    »Nein, ich kann nicht! – Kann dir nicht mehr sagen, als ich schon gesagt habe.«
    »Es ist also nichts Besonderes passiert?«
    »Was Besonderes? Was sollte das sein?«
    »Etwas, das dazu führte, daß der Bruch endgültig kam? Etwas zwischen – zum Beispiel – dem Johnny und dir?«
    »Etwas zwischen …«
    »Es war zum Beispiel nicht 1975, daß er das erste Mal was mit Rebecca hatte?«
    »1975? Du meinst doch nicht …«
    »… daß er sich 1975 rächte für das,

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