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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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aus meinem Nasenloch zu schnauben. Cruickshank beobachtete mich interessiert.
    »Darf ich?«
    »Oh, bitte. Entschuldigung.« Sie schaute weg.
    Ich blies das zweite Nasenloch frei, spuckte noch einmal aus und suchte den Horizont ab. Immer noch nichts zu sehen. Zu meinen Füßen kleine Blutstropfen im Schleim, den ich von mir gegeben hatte. Das Gefühl, dass sich etwas auflöste.
    Scheiße.
    »Wo ist Sutjiadi?«
    Sie zeigte zur Nagini. Unter der Nase des Kampfschiffes war eine mobile, ausfahrbare Rampe aufgebaut, auf der Sutjiadi mit Ole Hansen stand. Anscheinend diskutierten sie über einen Aspekt der Waffensysteme. Ein kleines Stück weiter am Strand saß Ameli Vongsavath auf einer niedrigen Düne und beobachtete. Deprez, Sun und Jiang waren entweder noch in der Kombüse des Schiffs beim Frühstück oder hatten sich entfernt, um mit irgendwelchen Arbeiten die Zeit totzuschlagen.
    Cruickshank schirmte die Augen mit einer Hand ab und schaute zu den beiden Männern auf der Rampe hinüber.
    »Ich glaube, unser Captain hat sich auf diesen Moment gefreut«, sagte sie nachdenklich. »Jeden Tag seit unserer Ankunft hat er die Schiffskanonen gestreichelt. Sehen Sie, jetzt lächelt er.«
    Ich trottete zur Rampe und kämpfte gegen träge Übelkeitsanfälle an. Sutjiadi sah mich kommen und hockte sich auf die Kante. Keine Spur des angeblichen Lächelns.
    »Wie es scheint, läuft unsere Zeit ab.«
    »Noch nicht. Hand sagte, die Nanoben würden ein paar Tage brauchen, um eine angemessene Reaktion auf den Ultravib zu entwickeln. Ich würde sagen, dass erst die Hälfte unserer Zeit um ist.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass unsere Archäologin entsprechende Fortschritte gemacht hat. Haben Sie in letzter Zeit mit ihr gesprochen?«
    »Hat irgendwer mit ihr gesprochen?«
    Er verzog das Gesicht. Wardani war nicht sehr kommunikativ gewesen, seit die Neuigkeit über das OPURN-System die Runde gemacht hatte. Zu den Mahlzeiten kam sie, um Energie nachzutanken, und ging sofort wieder. Jeden Versuch einer Konversation erstickte sie mit einsilbigen Erwiderungen.
    »Ich hätte gerne einen Statusbericht«, sagte Sutjiadi.
    »Ich kümmere mich darum.«
    Ich lief den Strand entlang und schüttelte unterwegs Cruickshanks Hand nach Limon-Art, die sie mir irgendwann gezeigt hatte. Es war ein angewandter Reflex, aber er erweckte ein kleines Lächeln auf meinem Gesicht, und die Übelkeit in meinen Eingeweiden ließ ein wenig nach. Etwas, das ich bei den Envoys gelernt hatte. Reflexe konnten seltsame, tief verborgene Stellen berühren.
    »Kann ich mit Ihnen reden?«, fragte Ameli Vongsavath, als ich ihren Aussichtspunkt erreicht hatte.
    »Ja. Ich bin gleich wieder da. Will nur nach unserer Besessenen sehen.«
    Das löste keine besonders humorvolle Reaktion aus.
    Ich fand Wardani zusammengesunken in einem Sessel an der Seite der Höhle. Sie starrte mit finsterer Miene auf das Tor. Aufzeichnungen flackerten über die Filigranbildschirme, die über ihrem Kopf aufgespannt waren. Das Datengitternetz neben ihr war fast leer, nur ein paar Datenflocken kreisten verloren in der oberen linken Ecke, wo sie sie minimiert hatte. Es war eine ungewöhnliche Konfiguration – die meisten Leute drückten die Datensplitter flach auf die Projektionsoberfläche, wenn sie fertig waren –, aber in beiden Fällen war es die elektronische Entsprechung einer Armbewegung, mit der man alles von seinem Schreibtisch wischte und auf den Fußboden beförderte. Über die Monitore hatte ich sie viele Male bei dieser Geste beobachtet, die durch die umgekehrte, nach oben gerichtete Wischbewegung irgendwie elegant wirkte. Ich beobachtete sie gern dabei.
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie die nahe liegende Frage nicht stellen würden«, sagte sie.
    »Die Nanoben haben angegriffen.«
    Sie nickte. »Ja. Hab’s gespürt. Wie viel Zeit bleibt uns jetzt noch? Drei, vier Tage?«
    »Hand sagte, maximal vier. Also fühlen Sie sich bitte in keiner Weise unter Druck gesetzt.«
    Ein mattes Lächeln. Anscheinend wurde ich allmählich etwas lockerer.
    »Haben Sie etwas erreicht?«
    »Das ist die nahe liegende Frage, Kovacs.«
    »’tschuldigung.« Ich suchte mir eine Kiste, auf die ich mich hocken konnte. »Trotzdem wird Sutjiadi etwas nervös. Er braucht Parameter.«
    »Dann sollte ich vielleicht damit aufhören, mir in die Hose zu machen, und das Ding einfach öffnen.«
    Endlich schaffte ich es, auch einmal zu lächeln. »Ja, das wäre gut.«
    Stille. Das Tor sog meine Aufmerksamkeit auf.
    »Alles ist

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