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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Militärbeständen zutage. Ich drückte eine Kapsel heraus, hielt sie eine Weile zwischen Zeigefinger und Daumen, dann nahm ich mir noch eine zweite. Der konditionierte Reflex übernahm die Kontrolle, als ich die Mündung des Injektors überprüfte, den Verschluss öffnete und die zwei mit Kristallen gefüllten Kapseln lud. Ich ließ den Verschluss wieder einrasten, und der Injektor gab ein helles Summen von sich, als das Magnetfeld aufgebaut wurde.
    Ein zuckender Schmerz fuhr durch meinen Kopf. Ein entsetzliches Gefühl von Weich auf Hart, das mich aus irgendeinem Grund an die Tupfer der Systemdaten erinnerte, die in der Ecke des Gitters am anderen Ende des Raumes schwebten.
    Das rote Licht der Ladeanzeige des Injektors blinzelte mir zu. In den Kapseln lagen die Kristallsplitter bereit, ihre scharfen Spitzen zeigten in den Lauf wie eine Million zielender Dolche. Ich drückte die Mündung in die Armbeuge und betätigte den Auslöser.
    Die Linderung setzte sofort ein. Ein sanftroter Schwall drängte sich durch meinen Kopf und verwischte den Schmerz zu rosafarbenen und grauen Schlieren. Nur beste Qualität für Carreras Wölfe. Ich grinste im Endorphinrausch und tastete nach den Kapseln mit den Medikamenten gegen Strahlungsfolgen.
    Im Moment fühle ich mich verdammt funktional, Virginia.
    Nahm die zertrümmerten Schmerzkapseln heraus. Lud den Injektor neu.
    Schau dich an, Kovacs. Ein sterbender, sich auflösender Zeithaufen, der nur noch von chemischen Fäden zusammengehalten wird.
    Das klang nicht nach Virginia Vidaura. Es könnte Semetaire gewesen sein, der aus seiner nächtlichen Zuflucht zurückkehrte. Ich schob die Beobachtung in den Hintergrund meiner Gedanken und konzentrierte mich aufs Funktionieren.
    Ihr habt diesen Körper vor wenigen Tagen angelegt, und ihr werdet ihn bald wieder ablegen…
    Ja, ja.
    Wartete das Summen ab. Wartete auf das rotäugige Zwinkern.
    Verdammt funktional.
     
    Nachdem ich meine Kleidung in eine annähernde Ordnung gebracht hatte, folgte ich dem Klang der Stimmen bis zur Kombüse. Alle Teilnehmer der Party hatten sich dort versammelt, mit der bemerkenswerten Ausnahme von Schneider, und das Frühstück war in Vorbereitung. Ich erhielt einen kurzen Applaus, als ich auftrat. Cruickshank grinste, begrüßte mich mit einem Hüftstoß und reichte mir eine Tasse Kaffee. Wie ihre Pupillen aussahen, war ich nicht der Einzige, der sich aus der medizinischen Ausrüstung bedient hatte.
    »Wann haben Sie sich eingefunden?«, fragte ich, während ich mich setzte.
    Ole Hansen konsultierte seine Netzhautanzeige. »Vor etwa einer Stunde. Luc hat angeboten, etwas zu kochen. Ich bin zum Lager gegangen, um das Zeug zu holen.«
    »Was ist mit Schneider?«
    Hansen hob die Schultern und schaufelte sich Essen in den Mund. »Ist mitgekommen, aber dageblieben. Warum?«
    »Nur so.«
    »Hier.« Luc Deprez schob mir einen Teller mit einem Omelette zu. »Nachtanken.«
    Ich probierte ein paar Bissen, konnte aber keine Begeisterung dafür entwickeln. Ich verspürte keinen definierbaren Schmerz mehr, aber unter der Taubheit, die sich auf der Zellebene ausgebreitet hatte, lag eine Übelkeit erregende Instabilität. Ich hatte seit einigen Tagen keinen richtigen Appetit mehr gehabt, und es war zunehmend schwieriger geworden, morgens mein Essen bei mir zu behalten. Ich zerschnitt das Omelette und schob die Stücke auf dem Teller hin und her. Am Ende ließ ich das meiste liegen.
    Deprez tat, als würde er nichts davon bemerken, aber es bestand kein Zweifel, dass er sich verletzt fühlte.
    »Hat jemand gesehen, ob unsere winzigen Freunde noch brennen?«
    »Drüben ist Rauch«, sagte Hansen. »Aber nicht viel. Wollen Sie das nicht mehr essen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Geben Sie her.« Er nahm meinen Teller und schaufelte den Inhalt auf seinen. »Sie scheinen es mit dem lokalen Gebräu letzte Nacht etwas übertrieben zu haben.«
    »Ich sterbe, Ole«, erwiderte ich gereizt.
    »Ja, vielleicht liegt es daran. Oder an der Pfeife. Mein Vater hat immer zu mir gesagt, dass man niemals Alkohol und Rauch mischen sollte. Macht einen völlig fertig.«
    Ein Läuten ertönte vom anderen Ende des Tisches. Jemand hatte sein Induktionsset aktiviert zurückgelassen. Hansen brummte und griff mit der freien Hand danach.
    »Hansen. Ja.« Er horchte. »Gut. In fünf Minuten.« Wieder hörte er zu, und ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Gut, ich werde es ihnen sagen. In zehn Minuten. Ja.«
    Er warf das Set zwischen die

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