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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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die schwach zuckenden Reste der Stränge, die mich umgaben.
    Als plötzlich wie eine kalte Flut mein normaler Geisteszustand zurückkehrte, sah ich, dass Jiang an meine Seite getreten war.
    »Geben Sie mir eine Korrosionsgranate«, sagte ich, und meine Stimme klang so fremd, dass ich sie selbst nicht wiedererkannte.
     
    Die Nagini verharrte in drei Metern Höhe über dem Strand. Maschinengewehre mit soliden Patronen waren zu beiden Seiten der geöffneten Frachtluken angebracht. Deprez und Jiang kauerten hinter den Waffen, mit Gesichtern, die vom blassen Schein der kleinen Bildschirme der Visiersysteme erhellt wurden. Die Zeit hatte nicht gereicht, die automatischen Systeme in Betrieb zu nehmen.
    Im Frachtraum hinter ihnen stapelten sich hastig eingesammelte Stücke aus den Ballonkammern. Waffen, Lebensmittel, Kleidung – alles, was sich in der Eile unter MG-Bewachung auflesen ließ. Die Mandrake-Claimboje lag auf einer Seite des Frachtraums, und ihr rundes Gehäuse schaukelte leicht auf dem Metalldeck hin und her, während Ameli Vongsavath winzige Anpassungen am Schwebezustand der Nagini vornahm. Matthias Hand hatte darauf bestanden, dass sie als Erstes aus dem türkisen Sand geborgen wurde, der sich plötzlich in eine Gefahrenzone verwandelt hatte. Die anderen hatten ihm ohne Widerspruch gehorcht.
    Die Boje war höchstwahrscheinlich beschädigt. Das kegelförmige Gehäuse war schartig und der Länge nach aufgeschlitzt. Anzeigeflächen waren aus den Halterungen gerissen, und die Innereien ragten wie zerfetzte Gedärme heraus, wie die Überreste von…
    Hör auf damit!
    Noch zwei Stunden. Die Ziffern blinkten in meinem Auge.
    Yvette Cruickshank und Ole Hansen waren an Bord. Das Opferbergungssystem, ein eigenständiger Gravroboter, war vorsichtig über dem blutigen Sand hin und her geschwebt, hatte alles aufgesaugt, was es fand, die DNS gekostet und die Reste in zwei Leichensäcke in geschmackvollem Blau ausgespuckt, die am hinteren Ende der Maschine hingen. Der Vorgang des Separierens und Deponierens war mit Geräuschen verbunden gewesen, die mich an Erbrechen erinnerten. Als der Bergungsroboter fertig war, wurden die zwei Säcke gelöst, laserversiegelt und mit einem Strichcode versehen. Mit versteinerter Miene hatte Sutjiadi sie zum Leichenfach am hinteren Ende des Frachtraums getragen und darin verstaut. In beiden Säcken schien sich nichts mehr zu befinden, das auch nur annähernd menschliche Gestalt hatte.
    Die kortikalen Stacks konnten nicht geborgen werden. Ameli Vongsavath hatte nach Spuren gescannt, aber nach der gegenwärtigen Theorie verwerteten die Nanoben alles Anorganische, um daraus ihre nächsten Generationen zu bauen. Auch Hansens und Cruickshanks Waffen waren spurlos verschwunden.
    Ich hörte damit auf, ein Loch in das Leichenfach zu starren, und ging nach oben.
    Auf dem Besatzungsdeck in der hinteren Kabine lag ein Stück eines Nanobenstrangs in Permaplastik versiegelt unter dem Auge von Sun Lipings Mikroskop. Sutjiadi und Hand drängten sich hinter ihr. Tanya Wardani lehnte sich gegen eine Ecke, die Arme um den Brustkorb geschlungen, das Gesicht verschlossen. Ich setzte mich, ein gutes Stück von allen entfernt.
    »Schauen Sie sich das an.« Sun blickte sich zu mir um und räusperte sich. »Es ist genauso, wie Sie gesagt haben.«
    »Dann muss ich es mir nicht ansehen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass das da die Nanoben sind?«, fragte Sutjiadi ungläubig. »Und keine…«
    »Das Tor ist noch nicht einmal offen, Sutjiadi.« Ich hörte die Rauheit in meiner Stimme.
    Sun starrte wieder in den Bildschirm des Mikroskops. Darin schien sie eine obskure Art der Zuflucht gefunden zu haben.
    »Es ist eine ineinander greifende Konfiguration«, sagte sie. »Aber die Komponenten berühren sich überhaupt nicht. Sie können nur durch irgendeine Felddynamik miteinander verbunden sein. Es ist wie – ich weiß nicht – wie eine sehr kräftige elektromagnetische Muskulatur über einem Mosaikskelett. Jede Nanobe generiert einen Teil des Feldes, und damit halten sie sich gegenseitig an Ort und Stelle. Der Sunjet-Strahl geht einfach hindurch. Vielleicht atomisiert er ein paar individuelle Nanoben direkt in der Schussbahn, auch wenn sie sehr widerstandsfähig gegenüber hohen Temperaturen zu sein scheinen, aber es genügt nicht, die Gesamtstruktur ernsthaft zu beschädigen. Und früher oder später rücken andere Einheiten nach, um die toten Zellen zu ersetzen. Das ganze Ding ist organisch.«
    Hand sah mich

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