Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
vermute, es könnte Ihnen wie eine Garantie für sicheres Geleit vorkommen. Hand, möchten Sie diesen Trugschluss aufklären?«
    Er sah eine Weile auf den Boden, dann blickte er wieder auf. In seinen Augen schien sich etwas zu verfestigen.
    »Das Wedge-Kommando untersteht dem Kartell«, sagte er im gemessenen Tonfall eines Vortragenden. »Wer immer die Nanoben eingesetzt hat, brauchte dazu irgendeine Genehmigung von Seiten des Kartells. Über dieselben Kanäle sind die Genehmigungscodes verfügbar, unter denen Isaac Carrera operiert. Wenn wir abgeschossen werden, wird der Befehl höchstwahrscheinlich durch Wedge ausgeführt.«
    Luc Deprez rückte sich träge an der Wand zurecht. »Sie gehören zu Wedge, Kovacs. Ich glaube kaum, dass sie einen ihrer eigenen Leute umbringen werden. Das ist nicht ihre Art.«
    Ich warf Sutjiadi einen Blick zu. Sein Gesicht spannte sich an.
    »Bedauerlicherweise«, sagte ich, »wird Sutjiadi wegen Mordes an einem Wedge-Offizier gesucht. Durch meine Verbindung zu ihm bin ich zum Verräter geworden. Hands Feinde müssten Carrera nur die Besatzungsliste dieser Expedition geben. Damit wäre mein Einfluss restlos ausgeschaltet.«
    »Könnten Sie nicht bluffen? Ich dachte, die Envoys wären dafür berühmt.«
    Ich nickte. »Das könnte ich versuchen. Aber die Chancen stehen nicht besonders gut. Außerdem gibt es eine einfachere Möglichkeit.«
    Das ließ die leise Diskussion sofort verstummen.
    Deprez neigte den Kopf. »Und welche wäre das?«
    »Das Einzige, womit wir hier heil herauskommen, wäre die Absetzung der Boje oder etwas in der Art. Wenn das Sternenschiff als Besitz von Mandrake gekennzeichnet ist, werden keine Wetten mehr angenommen, und wir sind frei. Alles andere könnte als Bluff interpretiert werden. Und selbst wenn sie uns glauben, was wir gefunden haben, können Hands Kumpel hier einmarschieren und ihre eigene Boje absetzen, nachdem wir tot sind. Wir müssen eine Bestätigung des Claims senden, um diese Möglichkeit auszuschließen.«
    In diesem Augenblick lag so viel Spannung in der Luft, dass sie zu vibrieren schien und mit der Trägheit eines Schaukelstuhls auf mich zu schwappte. Alle sahen mich an. Alle!
    Bitte, nicht schon wieder!
    »Das Tor öffnet sich in einer Stunde. Wir sprengen die Felsen mit dem Ultravib weg, dann fliegen wir durch das Tor und setzten die verdammte Boje ab. Dann kehren wir nach Hause zurück.«
    Die Spannung entlud sich wieder. Ich stand im Chaos der Stimmen und wartete, während ich bereits wusste, dass sich die Brandung irgendwann totlaufen würde. Sie würden sich damit abfinden. Weil sie eingesehen hatten, was Hand und ich schon wussten. Sie würden erkennen, dass es das einzige Schlupfloch war, der einzige Ausweg für uns alle. Und jeder, der es nicht einsah…
    Ich spürte, wie mich ein Zittern der Wolfsgene durchlief, wie ein wütendes Knurren.
    Ich würde jeden, der das nicht einsah, erschießen.
     
    Für jemanden, der sich auf Maschinensysteme und elektronische Störung spezialisiert hatte, erwies sich Sun als bemerkenswert geschickt im Umgang mit schwerer Artillerie. Sie feuerte Testschüsse mit der Ultravib-Batterie auf verschiedene Ziele am Strand und ließ Ameli Vongsavath dann mit der Nagini auf knapp fünfzig Meter über dem Höhleneingang aufsteigen. Nachdem die vorderen Wiedereintrittsschilde hochgefahren waren, um uns gegen die Trümmer zu schützen, eröffnete sie das Feuer auf den Felsgrat.
    Das Geräusch war, wie wenn Drahtbürsten über weiches Plastik kratzten, wie Herbstfeuerkäfer, die bei Ebbe Belatang fraßen, wie Tanya Wardani, die den Wirbelknochen von Deng Zhao Juns kortikalem Stack in einem Fickhotel in Landfall entfernte. Es war wie all diese zirpenden, knirschenden und kratzenden Geräusche, gemischt und auf Weltuntergangsausmaße verstärkt.
    Es war ein Geräusch, als würde die Welt zerbrechen.
    Ich beobachtete es auf einem Bildschirm im Frachtraum, in Gesellschaft der zwei automatischen Maschinengewehre und des Leichenfachs. Im Cockpit war ohnehin nicht genug Platz für Publikum, und ich hatte keine Lust, mich zusammen mit den übrigen Lebenden in der Besatzungskabine aufzuhalten. Ich saß auf dem Boden und starrte teilnahmslos auf die Bilder, wie der Fels mit schockierendem Leuchten seine Farbe wechselte, als er unter dem Druck plattentektonischer Größenordnungen riss und zerbrach. Dann der krachende Zusammenbruch der Scherben, die in sich zusammenfielen und sich in dichte Staubwolken verwandelten, bevor sie

Weitere Kostenlose Bücher