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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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»muss es eine andere Lösung geben!«
    »Es gibt eine.«
    Tanya Wardani stand in der Luke zum Cockpit, wohin sie sich zurückgezogen hatte, während wir uns um die Leichen kümmerten. Sie war immer noch blass von ihrem Übelkeitsanfall, und ihre Augen sahen blutunterlaufen aus, aber darunter lag eine fast ätherische Ruhe, die ich nicht mehr an ihr gesehen hatte, seit wir sie aus dem Lager geholt hatten.
    »Madame Wardani.« Hand schaute in der Kabine auf und ab, als wollte er sich überzeugen, wer sonst noch den Verlust der Kühle bemerkt hatte. Er drückte Daumen und Zeigefinger gegen die Augen. »Hätten Sie etwas beizutragen?«
    »Ja. Wenn Sun Liping das Energiesystem der Boje reparieren kann, versetzt uns das in die Lage, sie zu deponieren.«
    »Wo zu deponieren?«, fragte ich.
    Sie lächelte schwach. »Drinnen.«
    Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen.
    »Drinnen.« Ich deutete mit einem Nicken in Richtung Bildschirm, auf die sich abrollenden Kilometer außerirdischer Strukturen. »Da drinnen?«
    »Ja. Wir gehen durch die Andockschleuse und legen die Boje an einem sicheren Ort ab. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass die Hülle nicht radiotransparent ist, zumindest an bestimmten Stellen. Die meiste marsianische Architektur ist es. Außerdem können wir Testsignale senden, bis wir einen geeigneten Ort gefunden haben.«
    »Sun.« Hand blickte wieder auf den Bildschirm, mit beinahe verträumter Miene. »Wie lange würden Sie brauchen, um die Reparaturen am Energiesystem durchzuführen?«
    »Acht bis zehn Stunden. Auf keinen Fall mehr als zwölf.« Sun wandte sich der Archäologin zu. »Wie lange werden Sie brauchen, Madame Wardani, um die Andockschleuse zu öffnen?«
    »Ach.« Wardani bedachte uns erneut mit einem seltsamen Lächeln. »Sie ist schon offen.«
     
    Ich hatte nur eine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen, bevor wir uns auf das Andockmanöver vorbereiteten. Ich traf sie, als sie gerade die sanitären Einrichtungen des Schiffes verließ, zehn Minuten nach der plötzlichen und diktatorischen Einsatzbesprechung, die Hand angeordnet hatte. Sie kehrte mir den Rücken zu, und wir stießen unbeholfen im engen Gang zusammen. Sie drehte sich mit einem leisen Aufschrei um, und ich sah, dass immer noch ein leichter Schweißfilm auf ihrer Stirn lag. Wahrscheinlich hatte sie sich wieder erbrochen. Ihr Atem roch schlecht, und der Geruch nach Magensäure drang aus den Türritzen hinter ihr.
    Sie bemerkte, wie ich sie ansah.
    »Was ist?«
    »Alles in Ordnung?«
    »Nein, Kovacs, ich sterbe. Und wie geht es Ihnen?«
    »Glauben Sie wirklich, dass das eine gute Idee ist?«
    »Ach, jetzt fangen Sie auch noch damit an! Ich dachte, wir hätten die Sache mit Sutjiadi und Schneider geklärt.«
    Ich sagte nichts, sondern beobachtete nur das hektische Leuchten in ihren Augen. Sie seufzte.
    »Hören Sie, wenn Hand damit zufrieden ist und wir auf diese Weise nach Hause kommen, würde ich sagen, ja, es ist eine gute Idee. Und es ist erheblich sicherer, als zu versuchen, eine fehlerhafte Boje an der Hülle zu befestigen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Darum geht es nicht.«
    »Nein?«
    »Nein. Sie wollen sich dieses Ding von innen ansehen, bevor Mandrake es wegschafft und in einem geheimen Trockendock versteckt. Sie wollen es besitzen, selbst wenn es nur für ein paar Stunden ist. Nicht wahr.«
    »Sie nicht?«
    »Ich glaube, abgesehen von Sutjiadi und Schneider, wollen wir das alle.« Ich wusste, dass es auch Cruickshank gewollt hätte – beim Gedanken daran konnte ich das Leuchten in ihren Augen erkennen. Die erwachende Begeisterung, die sie an der Reling des Trawlers gezeigt hatte. Die gleiche Ehrfurcht, die ich in ihrem Gesicht gesehen hatte, als sie den aktivierten Countdown des Tores im UV-Schein betrachtet hatte. Vielleicht war das der Grund, warum ich nicht lauter protestierte, sondern mich mit diesem gemurmelten Gespräch inmitten übler Gerüche begnügte. Vielleicht hatte ich das Gefühl, es ihr schuldig zu sein.
    »Also gut«, sagte Wardani achselzuckend. »Wo liegt das Problem?«
    »Sie wissen genau, wo das Problem liegt.«
    Sie schnaufte ungeduldig und wollte sich an mir vorbeidrängen. Aber ich ließ sie nicht durch.
    »Würden Sie mir bitte aus dem Weg gehen, Kovacs!«, zischte sie. »Wir landen in fünf Minuten, und ich muss ins Cockpit.«
    »Warum sind die anderen nicht hineingegangen, Tanya?«
    »Das haben wir doch schon…«
    »Das war Blödsinn, Tanya. Amelis Instrumente zeigen eine atembare Atmosphäre

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