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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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darauf und dachte, man hätte es erfasst, weil es im schwachen Sternenlicht zu schimmern schien. Dann verblassten die Fragmente aus Licht oder verschoben sich, und man erkannte, dass es keine Sterne waren, sondern eine optische Täuschung auf einem unerwarteten Teil der dunklen Oberfläche. Die Kolonieschiffe der Flotte von Konrad Harlan gehörten zu den größten mobilen Gebilden, die die menschliche Technik jemals hervorgebracht hatte, aber im Vergleich zu diesem Schiff waren sie nicht mehr als Rettungskapseln. Selbst die Habitate im New-Beijing-System waren nicht annähernd so groß. Für eine solche Größenordnung waren wir noch lange nicht bereit. Die Nagini hing über dem Sternenschiff wie eine Möwe über den riesigen Frachtern, die die Belatang-Routen zwischen Newpest und Millsport befuhren. Wir waren irrelevant, nicht mehr als ahnungslose, winzige Besucher.
    Ich ließ mich in den Sitz gegenüber von Hand fallen und drehte ihn so herum, dass ich den Bildschirm betrachten konnte. Ich spürte ein Zittern in den Händen und in der Wirbelsäule. Die Leichen zu verstauen war kalte Arbeit gewesen, und als wir Dhasanapongsakul in den Sack gesteckt hatten, waren die gefrorenen Strähnen aus Augengewebe, die wie Korallen aus den leeren Höhlen wuchsen, unter dem Plastik in meinen Händen abgebrochen. Ich hatte es durch den Sack gespürt und das spröde Knacken gehört.
    Dieses winzige Geräusch, dieses Knistern der speziellen Konsequenzen des Todes, hatten den größten Teil meiner Ehrfurcht vor den gewaltigen Dimensionen des marsianischen Raumschiffs verdrängt.
    »Nur eine größere Version einer Kolonistenbarke«, sagte ich. »Theoretisch hätten auch wir etwas in der Größe bauen können. Es ist nur schwierig, so viel Masse zu beschleunigen.«
    »Für sie offenbar nicht.«
    »Offenbar nicht.«
    »Glauben Sie also, dass es das war? Ein Kolonistenschiff?«
    Ich hob die Schultern und bemühte mich um eine Gelassenheit, die ich nicht empfand. »Es gibt eine begrenzte Zahl von Gründen, warum man etwas so Großes baut. Entweder weil man etwas irgendwohin transportieren will oder weil man darin lebt. Und es ist nur schwer zu verstehen, warum man so weit draußen im All ein Habitat bauen sollte. Hier gibt es nichts zu erforschen. Nichts zu schürfen oder abzuschöpfen.«
    »Es ist genauso schwer zu verstehen, warum man es hier draußen parken sollte, wenn es eine Kolonistenbarke ist.«
    Knister-knack.
    Ich schloss die Augen. »Warum interessiert es Sie, Hand? Wenn wir zurückkehren, wird dieses Ding in irgendeinem Asteroidendock des Konzerns verschwinden. Keiner von uns wird es je wieder zu Gesicht bekommen. Warum sollten wir eine besondere Beziehung dazu entwickeln? Sie bekommen Ihre Prozente, Ihren Bonus oder was auch immer Ihre finanzielle Motivation darstellen mag.«
    »Glauben Sie nicht, dass ich neugierig bin?«
    »Ich glaube, es interessiert Sie nicht.«
    Danach sagte er nichts mehr, bis Sun aus dem Frachtraum kam und die schlechte Nachricht überbrachte. Wie es schien, war die Boje irreparabel beschädigt.
    »Sie sendet ein Signal«, sagte Sun. »Und mit etwas Arbeit kann der Antrieb wieder in Ordnung gebracht werden. Sie braucht einen neuen Energiekern, aber ich glaube, ich kann einen der Generatoren in den Bikes modifizieren, um diese Aufgabe zu übernehmen. Aber die Positionssysteme sind zerstört, und wir haben weder das Werkzeug noch das Material, um sie zu reparieren. Ohne sie kann die Boje ihre Position nicht halten. Wahrscheinlich würde schon der Rückstoß unseres Triebwerks sie in den Raum davontreiben lassen.«
    »Und wenn wir sie absetzen, nachdem wir den Antrieb gezündet haben?« Hand blickte von Sun zu mir und zurück. »Vongsavath könnte eine entsprechende Flugbahn berechnen, auf der wir die Boje aussetzen. – Ach so…«
    »Der Bewegungsimpuls«, sprach ich aus, was er dachte. »Der Stoß, mit dem wir sie aus der Luke befördern müssten, würde genügen, sie immer weiter abdriften zu lassen. Stimmt’s, Sun?«
    »Korrekt.«
    »Und wenn wir sie befestigen?«
    Ich grinste humorlos. »Befestigen? Waren Sie nicht dabei, als die Nanoben versuchten, sich ans Tor zu heften?«
    »Wir müssten nach einer Möglichkeit suchen«, sagte er beharrlich. »Wir werden nicht mit leeren Händen zurückkehren. Nicht, nachdem wir so nahe dran sind.«
    »Wenn Sie versuchen, das Ding dort festzuschweißen, werden wir gar nicht mehr zurückkehren, Hand. Das wissen Sie.«
    »Dann«, schrie er uns plötzlich an,

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