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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihrem Bett auf. »Habe ich richtig gehört, Kovacs? Haben Sie wirklich gesagt, dass Wedge uns rausgehauen hat?«
    Ich nickte und nahm mit ihr Blickkontakt auf. »Wie ich gerade zu Jiang gesagt habe. Wie es scheint, habe ich hier immer noch sämtliche Mitgliedsprivilegien.«
    Sie hatte es verstanden. Ohne Wimpernzucken griff sie den Hinweis auf.
    »Wie gut für Sie.« Sie blickte sich zu den anderen Gestalten um, die sich in ihren Betten aufgerichtet hatten. »Wem kann ich also die frohe Botschaft überbringen, dass wir nicht tot sind?«
    »Suchen Sie sich jemanden aus.«
    Danach war es einfach. Wardani nahm Sutjiadis neue Identität mit lagererprobter, ausdrucksloser Geschicklichkeit an – wie einen hereingeschmuggelten Zettel, der lautlos den Besitzer wechselte. Hand, dessen Konzernkonditionierung wahrscheinlich nicht ganz so traumatisch, aber sicherlich kostspieliger und gezielter war, reagierte mit der gleichen Gelassenheit. Und Luc Deprez war als verdeckt arbeitender militärischer Killer geboren und hatte genau damit seinen Lebensunterhalt bestritten.
    Über allem lag wie eine Signalinterferenz die Erinnerung an unsere letzten bewussten Augenblicke an Bord des marsianischen Kriegsschiffs. Wir hatten eine stille, gemeinsame Störung, die noch keiner von uns genauer untersuchen wollte. Stattdessen beschränkten wir uns auf unvollständig und zögernd angesprochene Szenen, unsicher und mit Prahlerei gewürzte Sätze, die sich in einen Abgrund des Unbehagens ergossen, der ein Echo der Dunkelheit auf der anderen Seite des Tores war. Und ich hoffte, dass es genug emotionaler Flitter war, der Sutjiadis Verwandlung in Jiang vor wachsamen Augen und Ohren verbarg.
    »Immerhin«, sagte ich irgendwann, »wissen wir jetzt, warum sie das verdammte Ding da draußen treiben ließen. Ich meine, es ist nichts gegen radioaktive und biologische Kontaminationsgefahren. So etwas lässt sich wenigstens beseitigen. Können Sie sich vorstellen, mit einem Kampfschiff in den Einsatz zu ziehen, wenn in jeder brenzligen Situation die alte Besatzung auf der Bildfläche erscheint und mit den Ketten rasselt?«
    »Ich«, sagte Deprez mit Nachdruck. »Glaube. Nicht. An Geister.«
    »Das scheint die Geister nicht zu interessieren.«
    »Glauben Sie«, sagte Vongsavath, die sich durch den Gedankengang tastete, als würde sie bei Ebbe durch Hakenkorallen waten, »dass alle Marsianer etwas zurückgelassen haben, als sie gestorben sind? Etwas in dieser Art?«
    Wardani schüttelte den Kopf. »Wenn es so wäre, haben wir bisher noch nichts davon bemerkt. Und wir haben in den letzten fünfhundert Jahren eine Menge marsianischer Ruinen ausgegraben.«
    »Ich hatte das Gefühl.« Sutjiadi schluckte. »Sie haben. Geschrien. Alle. Ein Massentrauma. Vielleicht der Tod der gesamten Besatzung. Vielleicht ist Ihnen so etwas nur noch nicht untergekommen. So viel Tod auf einmal. In Landfall haben Sie gesagt, dass die marsianische Zivilisation erheblich weiter fortgeschritten war als unsere. Vielleicht sind sie nur nicht mehr in größerer Anzahl auf gewalttätige Weise gestorben. Vielleicht haben sie sich darüber hinaus entwickelt.«
    Ich brummte. »Ein schöner Trick, wenn man ihn hinbekommt.«
    »Was wir offenbar nicht können«, sagte Wardani.
    »Vielleicht hätten wir es geschafft, wenn es nach jedem Massenmord zu einem solchen Geisterspektakel gekommen wäre.«
    »Kovacs, das ist absurd.« Hand stieg aus dem Bett und schien plötzlich von einer eigenartigen, schlecht gelaunten Energie besessen zu sein. »Sie alle haben zu viel vom kraftlosen, antimenschlichen Intellektualismus dieser Frau mitbekommen. Die Marsianer waren nicht höher entwickelt als wir. Wissen Sie, was ich da draußen gesehen habe? Ich habe zwei Kriegsschiffe gesehen, deren Bau Milliarden gekostet haben muss und die in einem sinnlosen Zyklus der Wiederholung gefangen waren, in einer Schlacht, die vor hunderttausend Jahren kein Problem gelöst hat und auch heute kein Problem löst. Inwiefern soll das eine Verbesserung gegenüber dem darstellen, was wir hier auf Sanction IV erleben? Sie waren genauso gut wie wir darin, sich gegenseitig zu töten.«
    »Bravo, Hand.« Vongsavath klatschte ein paarmal in süffisantem Applaus in die Hände. »Sie hätten politischer Offizier werden sollen. Es gibt nur ein Problem mit Ihrem martialischen Humanismus – das zweite Schiff war nicht marsianisch. Stimmt’s, Madame Wardani? Ein völlig andersartiger Typ.«
    Alle Blicke richteten sich auf die

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