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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vongsavath noch die Stütze des letzten Knöchelgelenks befestigte, und spürte mehr, als dass ich hörte, wie die Servos murmelnd zum Leben erwachten. Ich spannte die Arme an – ein unerwarteter schmerzhafter Stich im gebrochenen Ellbogen und in der verletzten Hand – und spürte die zusätzliche Energie.
    Medizinische Mobilanzüge waren darauf ausgelegt und programmiert, der Kraft und dem Bewegungsspektrum eines normalen Menschen zu entsprechen, während sie verletzte Stellen polsterten und dafür sorgten, dass kein Teil des Körpers über die Rekonvaleszensbeschränkungen hinaus beansprucht wurde. In den meisten Fällen waren die Parameter fest einprogrammiert, damit dumme kleine Idioten nichts anstellten, was ihnen nicht bekommen würde.
    Im militärischen Bereich galten andere Vorgaben.
    Ich spannte meinen Körper an, und der Anzug brachte mich auf die Beine. Ich dachte an einen Fußtritt in Unterleibshöhe, und der Anzug führte die Bewegung mit einer Geschwindigkeit und Stärke aus, die Stahl eingedellt hätte. Ein lang gestreckter Faustschlag mit der Linken. Der Anzug führte ihn mit der Genauigkeit eines Neurachems aus. Als ich in die Hocke ging und mich anspannte, wusste ich, dass die Servos mich bei Bedarf fünf Meter hoch in die Luft katapultieren würden. Ich griff mit maschineller Präzision zu und hob Loemanakos Interface-Waffe mit der Rechten auf. Ziffern huschten über das Display, als sie die Wedge-Codes in meiner unverletzten Handfläche identifizierte. Die Kapazitätsleuchte glühte rot, und ich erkannte am Prickeln in meiner Hand, womit das Magazin geladen war. Die Reserve des Vakuumkommandos. Mantelgeschosse, Plasmakern mit Schnellzündung. Sprengladung.
    Draußen hatte die Maschine Sutjiadi irgendwie ins Bewusstsein zurückgelockt. Seine Stimme klang nun heiser und zerfetzt. Dahinter steigerte sich ein tieferer Hintergrundlärm. Der Jubel des Publikums.
    »Holen Sie das Messer«, sagte ich zu Deprez.

 
40
     
     
    Draußen war ein schöner Tag.
    Die Sonne schien warm auf meine Haut und spiegelte sich in der Hülle des Kampftransporters. Vom Meer wehte eine leichte Brise heran, die Gischtkronen aufschäumte. Sutjiadi schrie seine Todesqual in einen sorglosen blauen Himmel.
    Als ich die Küste entlangblickte, sah ich, dass man Sitzbänke aus Metall rund um den Anatomisator aufgestellt hatte. Nur das obere Ende war über den Köpfen der Zuschauer zu erkennen. Das Neurachem holte das Bild näher heran – Köpfe und Schultern in angespannter Faszination von dem, was auf der Plattform geschah, dann plötzlich ein flüchtiger Blick auf etwas Flatterndes, blutverschmiert und dünn wie eine Membran, das mit Zangen von Sutjiadis Körper losgerissen und von der Brise davongetragen wurde. Darauf folgte ein neuer Schrei. Ich wandte mich ab.
    Du hast Jimmy de Soto zusammengeflickt und evakuiert, während er geschrien und versucht hat, sich die Augen auszukratzen. Du wirst es schaffen.
    Funktionalität!
    »Polmetall-Baracke«, sagte ich leise zu Deprez, und wir bewegten uns über den Strand zum anderen Ende der Angin Chandras Tugend, nicht zu schnell, um zu vermeiden, dass das periphere Sichtfeld eines kampfverstärkten Wedge-Veteranen aufmerksam wurde. Das war eine Kunst, die man bei den verdeckten Agenten lernte – flache Atmung, fließende Bewegungen. Alles minimieren, was das Anwesenheitsgespür des Feindes auslösen könnte. Wir brauchten nicht mehr als eine halbe kribbelnde Minute im Freien, dann waren wir durch die Hülle der Chandra vor den Sitzbänken abgeschirmt.
    Auf der anderen Seite der Baracke stießen wir auf einen jungen Wedge-Soldaten, der sich am Gebäude abstützte und sich die Eingeweide aus dem Leib kotzte. Er blickte sich mit schweißfeuchtem Gesicht zu uns um, als wir um die Ecke kamen, die Züge zu einer leidenden Grimasse verzogen.
    Deprez tötete ihn mit dem Messer.
    Ich trat die Tür mit der Kraft des Mobilanzuges auf und sprang hinein, die Augen im plötzlichen Zwielicht auf Totalansicht gestellt.
    Schränke standen ordentlich an einer Wand aufgereiht. Auf einem Ecktisch lagen verschiedene Helmrahmen. In Wandregalen lagerten Stiefelsohlen und Atemgeräte. Die Luke zu den Duschen stand offen. An einem Arbeitstisch blickte ein Wedge-Unteroffizier mit verhärmter und wütender Miene von einem Datengitter auf.
    »Ich habe Artola schon dreimal gesagt, dass ich nicht…« Die Frau sah den Mobilanzug und stand neugierig auf. »Loemanako? Was haben Sie…?«
    Das Messer sprang durch

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