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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Neurachems durchlief. Ich trug keine Uniform. Wie auch immer die Extra-Ausstattung dieses Mannes aussehen mochte, es war mehr als nur ein verbessertes peripheres Sichtfeld.
    Hand sagte etwas in einer dumpfen einsilbigen Sprache, die ich nicht verstand, und machte ein Zeichen mit der linken Hand. Semetaire erstarrte.
    »Sie spielen ein gefährliches Spiel«, sagte der Mandrake-Angestellte leise. »Und mit der Farce ist jetzt Schluss. Haben Sie das verstanden?«
    Semetaire stand einen Moment lang reglos da, dann breitete sich wieder das Grinsen auf seinem Gesicht aus. Mit beiden Händen griff er symmetrisch unter seinen zerlumpten Mantel und blickte plötzlich aus etwa fünf Zentimetern Entfernung in den Lauf einer Kalaschnikow-Interface-Pistole. Meine linke Hand hatte die Waffe gezogen, ohne dass ich einen bewussten Gedanken fassen musste.
    »Langsam«, riet ich ihm.
    »Hier gibt es kein Problem, Kovacs.« Hands Stimme klang sanft, aber er ließ Semetaire nicht eine Sekunde lang aus den Augen. »Unsere Familienbande sind gefestigt.«
    Semetaires Grinsen sagte mir, dass dem keineswegs so war, aber er zog die Hände nun mit angemessener Langsamkeit unter dem Mantel hervor. Er brachte etwas zum Vorschein, das wie zwei lebende Metallkrabben aussah. Er blickte von der einen Ansammlung vorsichtig tastender segmentierter Beine zur anderen und dann wieder auf den Lauf meiner Waffe. Falls er Angst hatte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Was wünschen Sie, Konzerndiener?«
    »Nennen Sie mich noch einmal so, und ich könnte gezwungen sein, auf diesen Auslöser zu drücken.«
    »Er redet nicht mit Ihnen, Kovacs.« Hand deutete mit einem winzigen Nicken auf die Kalaschnikow, und ich steckte sie wieder ein. »Spezialisten, Semetaire. Noch nicht zu lange tot, nicht länger als einen Monat. Und wir haben es eilig. Was immer Sie im Angebot haben.«
    Semetaire zuckte die Achseln. »Die frischesten sind hier«, sagte er und warf die zwei ferngesteuerten Krabben auf den Haufen aus Stacks, wo sie sofort eifrig herumkrabbelten, einen kleinen Metallzylinder nach dem anderen mit gegliederten Armen aufhoben, jeden vor eine blau leuchtende Linse hielten und wieder fallen ließen. »Aber wenn Ihre Zeit knapp bemessen ist…«
    Er drehte sich um und führte uns zu einem nüchtern ausgestatteten Stand, wo sich eine dürre Frau, die so blass wie er dunkel war, über eine Arbeitsfläche beugte und mit einem Druckreiniger die Knochenreste von einem Tablett mit Stacks entfernte. Das leise, helle Knistern der zerbrechenden Knochen war ein kaum hörbarer Kontrapunkt zum basslastigen Lärm, den die Schaufeln und Eimer der Prospektoren hinter uns verursachten.
    Semetaire sagte etwas in derselben Sprache, die auch Hand benutzt hatte, worauf die Frau sich träge von ihren Reinigungswerkzeugen trennte. Von einem Regal im Hintergrund des Standes nahm sie einen stumpfen Metallkanister, der etwa so groß wie eine Überwachungsdrohne war, und brachte ihn nach vorn. Sie hielt ihn hoch, damit wir ihn begutachten konnten, und tippte mit einem überlangen schwarz bemalten Fingernagel auf ein Symbol, das in das Metall eingraviert war. Sie stieß ein paar dumpf hallende Silben aus.
    Ich sah Hand an.
    »Die Auserwählten von Ogon«, sagte er ohne offenkundige Ironie. »In Eisen geschützt, für den Meister des Eisens und des Krieges. Es sind Krieger.«
    Er nickte, und die Frau stellte den Kanister ab. Von einer Seite der Arbeitsfläche holte sie eine Schale mit parfümiertem Wasser, in dem sie sich die Hände wusch. Ich beobachtete fasziniert, wie sie die noch feuchten Finger an den Deckel des Kanisters legte, die Augen schloss und eine weitere Abfolge von melodischen Klängen intonierte. Dann öffnete sie die Augen und drehte den Deckel auf.
    »Wie viele Kilo wollen Sie?«, fragte Semetaire unangebracht pragmatisch angesichts der ehrfürchtigen Stimmung.
    Hand langte über den Tisch und griff sich eine Hand voll Stacks aus dem Kanister. Sie glänzten silbern und sauber.
    »Wie viel wollen Sie mir dafür abnehmen?«
    »Neunundsiebzig fünfzig pro Kilo.«
    Der Angestellte brummte. »Als ich das letzte Mal hier war, hat Pravet siebenundvierzig fünfzig verlangt, und er hat sich noch dafür entschuldigt.«
    »Das ist ein lächerlicher Preis, und das wissen Sie genau, Konzerndiener.« Semetaire schüttelte lächelnd den Kopf. »Pravet handelt mit unsortierter Ware, und meistens säubert er sie nicht einmal. Wenn Sie Ihre kostbare Firmenzeit damit verbringen wollen,

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