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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde weit ins Gebirge hineinreichen. Er würde die Schatten aus Schluchten verjagen, die seit geologischen Urzeiten kein so grelles Licht mehr gesehen hatten. »Ich hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde.«
    Hand untersuchte die Tischplatte, als würde er überlegen, ob sie eine neue Politur vertragen konnte. »Wir müssen dafür sorgen, dass die Halbinsel geräumt ist«, sagte er vorsichtig. »Am Ende dieser Woche wird das der Fall sein. Kemp zieht sich zurück. Betrachten Sie es als Glücksfall.«
    Einmal, bei einem Aufklärungseinsatz auf dem eingesunkenen Rückgrat von Dangrek, hatte ich Sauberville in der Nachmittagssonne funkeln sehen. Die Stadt war zu weit entfernt gewesen, um Einzelheiten ausmachen zu können – selbst mit dem auf Maximum hochgefahrenen Neurachem sah sie wie ein silberner Armreif aus, den jemand am Wasser vergessen hatte. Fern und ohne jede Verbindung zu irgendetwas Menschlichem.
    Ich begegnete Hands Blick von der anderen Seite des Tisches.
    »Also werden wir alle sterben.«
    Er zuckte die Achseln. »Es scheint unvermeidlich zu sein, nicht wahr? Wenn man so kurz nach der Explosion hineingeht. Ich meine, wir könnten für die neuen Rekruten Klone mit hoher Widerstandskraft benutzen, und mit Medikamenten gegen die Strahlungsfolgen werden wir lange genug durchhalten, um die Aktion durchführen zu können, aber auf lange Sicht…«
    »Ja, auf sehr lange Sicht werde ich einen Designer-Sleeve in Latimer City tragen.«
    »Klar.«
    »Welche Art von strahlungsresistenten Sleeves haben Sie im Sinn?«
    Wieder ein Achselzucken. »Weiß ich noch nicht genau, ich werde mit der Bioware-Abteilung reden. Wahrscheinlich Maori-Züchtungen. Warum? Wollen Sie einen?«
    Ich spürte, wie die Khumalo-Bioplatten in meinen Handflächen zuckten, wie im Zorn, und schüttelte den Kopf.
    »Ich werde bei dem bleiben, was ich habe, danke.«
    »Sie vertrauen mir nicht?«
    »Wo Sie das Thema ansprechen – nein. Aber darum geht es nicht.« Ich zeigte mit dem Daumen auf meine Brust. »Dieser ist für Wedge maßgeschneidert. Von Khumalo Biosystems. Es gibt keine besseren Kampf-Sleeves.«
    »Und die Strahlungsresistenz?«
    »Für unser Vorhaben dürfte sie lange genug halten. Sagen Sie mir eins, Hand. Was bieten Sie den Rekruten auf lange Sicht? Abgesehen von einem neuen Sleeve, der möglicherweise die Strahlung aushält? Was bekommen sie, wenn wir fertig sind?«
    Hand runzelte die Stirn. »Eine Anstellung.«
    »Die hatten sie schon. Und was hat sie ihnen gebracht?«
    »Eine Anstellung in Landfall.« Aus irgendeinem Grund schien ihn der Spott in meinem Tonfall zu ärgern. Oder es war etwas anderes. »Eine vertragliche Anstellung im Sicherheitspersonal von Mandrake, garantiert für die Dauer des Krieges oder mindestens fünf Jahre. Kann ich damit Ihre Skrupel als Quellist, Rächer der Unterdrückten und Anarchist beseitigen?«
    Ich hob eine Augenbraue.
    »Das sind drei Philosophien, die nur sehr oberflächliche Verbindungen aufweisen, Hand, und ich habe mir keine davon auf die Fahne geschrieben. Aber wenn Sie mich damit fragen wollen, ob es nicht eine gute Alternative zum Tod wäre, würde ich Ihnen zustimmen. Wenn ich vor der Wahl stünde, würde ich wahrscheinlich zu diesem Preis einschlagen.«
    »Ein Vertrauensvotum.« Hands Tonfall war vernichtend. »Wie beruhigend.«
    »Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass ich keine Freunde und Verwandte in Sauberville habe. Vielleicht sollten Sie die Hintergrunddaten daraufhin prüfen.«
    Er sah mich an. »Versuchen Sie etwa, witzig zu sein?«
    »Ich kann nichts Witziges in der Auslöschung einer ganzen Stadt erkennen«, erwiderte ich achselzuckend. »Im Augenblick jedenfalls nicht. Vielleicht liegt es nur an mir.«
    »Ach, dann erheben die moralischen Bedenken ihr hässliches Haupt?«
    Ich lächelte matt. »Werden Sie nicht absurd, Hand. Ich bin Soldat.«
    »Ja, es wäre gut, sich gelegentlich daran zu erinnern. Und bleiben Sie mir mit Ihren überschüssigen Gefühlen fern, Kovacs. Wie ich schon sagte, im Grunde bin ich keineswegs wild auf den Schlag gegen Sauberville. Diese Lösung ist lediglich opportun.«
    »Na, so was.« Ich warf den Ausdruck auf den Tisch zurück und versuchte, mir nicht zu wünschen, es wäre eine entsicherte Granate. »Sehen wir also zu, dass wir weiterkommen. Wie lange wird dieser Traumsequencer brauchen?«
     
    Die Psychochirurgen behaupten, dass unser Handeln im Traum eine größere Übereinstimmung mit unserem wahren Ich hat als in jeder

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