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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich schnippte Asche von der Zigarette und erwiderte sein Lächeln. »Auf Innenin hörte ich Soldaten, denen ungefähr so hohe Säulen auf das Rückgrat drückten, nach einem ganzen Spektrum höherer Mächte schreien. Mir ist nicht aufgefallen, dass sich irgendeine von ihnen blicken ließ. Auf solche Verbündete kann ich verzichten.«
    »Es steht uns nicht zu, Gott zu befehlen.«
    »Offensichtlich nicht. Erzählen Sie mir von Semetaire. Was ist mit dem Hut und dem Mantel? Wie es scheint, spielt er eine Rolle, nicht wahr?«
    »Ja.« Nun sickerte herzlicher Abscheu in Hands Stimme. »Er tritt als Ghede auf, in diesem Fall als der Herr der Toten…«
    »Sehr gewitzt.«
    »… um sich dadurch gegen die geistig Minderbemittelten unter seinen Konkurrenten durchzusetzen. Er ist wahrscheinlich so etwas wie ein Meister und nicht ohne einen gewissen Einfluss in der spirituellen Sphäre, auch wenn es nicht genug zu sein scheint, um diese spezielle Persönlichkeit zu beschwören. Ich bin lediglich etwas…« – er schenkte mir ein leises Lächeln -»akkreditierter, könnte man sagen. Diesen Punkt wollte ich nur klarstellen. Ich wollte sozusagen meine Referenzen vorzeigen und unterstreichen, dass ich seine Vorstellung für ein Beispiel schlechten Geschmacks hielt.«
    »Komisch, dass dieser Ghede nicht vorbeigekommen ist, um ihm auf ähnliche Weise auf die Finger zu klopfen.«
    Hand seufzte. »Ich halte es sogar für wahrscheinlicher, dass sich Ghede, genauso wie Sie, prächtig darüber amüsiert. Für einen Weisen besitzt er sehr viel Humor.«
    »Tatsächlich?« Ich beugte mich vor und suchte in seinem Gesicht nach einem Anzeichen für Ironie. »Sie glauben an diesen Mist? Ich meine, ernsthaft?«
    Der Mandrake-Angestellte sah mich eine Weile an, dann legte er den Kopf in den Nacken und deutete in den Abendhimmel.
    »Sehen Sie sich das an, Kovacs. Wir trinken unseren Kaffee so weit von der Erde entfernt, dass man sich anstrengen muss, wenn man Sol am Firmament ausfindig machen will. Wir wurden von einem Wind hierher gebracht, der in einer Dimension weht, die wir weder sehen noch anfassen können. Wir waren gespeicherte Träume im Geist einer Maschine, deren Denkleistung unseren Gehirnen so weit überlegen ist, dass wir sie eigentlich mit dem Namen eines Gottes bezeichnen müssten. Wir sind in Körpern wiederauferstanden, die nicht unsere ursprünglichen sind, die in einem geheimen Garten außerhalb des Leibes einer sterblichen Frau heranwuchsen. Das sind die Tatsachen unserer Existenz, Kovacs. Inwiefern sind sie anders oder weniger mystisch als der Glaube, dass es ein jenseitiges Reich gibt, in dem die Toten in Gesellschaft von Wesen leben, die uns so weit überlegen sind, dass wir sie als Götter bezeichnen müssen?«
    Ich wandte den Blick ab, peinlich berührt von Hands Inbrunst. Religion war eine seltsame Sache, und sie hatte unvorhersehbare Auswirkungen auf Leute, die sie benutzten. Ich drückte die Zigarette aus und wählte meine nächsten Worte mit Bedacht.
    »Der Unterschied ist der, dass die Tatsachen unserer Existenz nicht von einem Haufen unwissender Priester erfunden wurden, Jahrhunderte, bevor irgendjemand die Oberfläche der Erde verlassen oder irgendetwas Maschinenähnliches gebaut hatte. Ich würde sagen, alles in allem passen die Tatsachen viel besser zur Realität, die wir hier vorfinden, als Ihr Geisterreich.«
    Hand lächelte und schien keineswegs beleidigt zu sein. Es schien ihm sogar Spaß zu machen. »Das ist eine sehr beschränkte Ansicht, Kovacs. Natürlich haben alle noch vorhandenen Kirchen ihre Ursprünge in der vorindustriellen Ära, aber der Glaube ist eine Metapher, und wer weiß, welchen Weg die Daten hinter diesen Metaphern zurückgelegt haben, räumlich wie zeitlich. Wir bewegen uns zwischen den Ruinen einer Zivilisation, die anscheinend gottähnliche Macht besaß, viele Jahrtausende, bevor wir aufrecht gehen konnten. Ihre eigene Welt, Kovacs, ist von Engeln mit Flammenschwertern umgeben…«
    »Ho!« Ich hob die Hände. »Lassen Sie uns den Kern der Metapher für einen Moment etwas runterfahren. Über Harlans Welt kreist ein System aus orbitalen Kriegsplattformen, die die Marsianer abzuschalten vergessen haben, als sie verschwanden.«
    »Ja.« Hand gestikulierte ungeduldig. »Stationen, die aus einem Material gebaut wurden, das jedem Scanversuch widersteht, Stationen mit der Macht, eine Stadt oder einen Berg zu verwüsten, die sich jedoch darauf beschränken, ausschließlich Fahrzeuge zu

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