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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Humor einer Anekdote nachsinnen, die er soeben gehört hatte. Abgesehen von den Schwielen an den Handkanten und einer lockeren Haltung unter dem schwarzen Kittel gab es kaum etwas, das auf sein Gewerbe hindeutete. Er wirkte eher wie ein leicht erschöpfter Lehrer als jemand, der siebenundfünfzig unterschiedliche Methoden kannte, einen menschlichen Körper am Weiterleben zu hindern.
    »Diese Expedition«, murmelte er, »findet vermutlich nicht im Rahmen der allgemeinen Kriegshandlungen statt. Es ist eine kommerzielle Angelegenheit, nicht wahr?«
    Ich zuckte die Achseln. »Der ganze Krieg ist eine kommerzielle Angelegenheit, Jian.«
    »Wenn das Ihre Überzeugung ist.«
    »Sie können mir glauben«, sagte Hand ernst. »Ich habe Zugang zu Regierungskommuniqués auf höchster Ebene, und ich bestätige es. Ohne das Kartell wären die Kempisten schon letzten Winter in Landfall gewesen.«
    »Ja. Ich habe gekämpft, um das zu verhindern.« Er verschränkte die Arme. »Ich bin sogar gestorben, um das zu verhindern.«
    »Gut«, sagte Hand schroff. »Erzählen Sie uns davon.«
    »Diese Frage habe ich Ihnen bereits beantwortet. Warum wiederholen Sie sie?«
    Der Mandrake-Angestellte rieb sich die Augen.
    »Das war nicht ich, sondern ein Evaluationskonstrukt. Wir hatten keine Zeit, die Daten zu sichten. Also, bitte.«
    »Es war bei einer Nachtoffensive auf der Danang-Ebene, gegen eine mobile Relaisstation für das Marauderbomben-Kontrollsystem der Kempisten.«
    »Dabei haben Sie mitgemacht?« Ich betrachtete den Ninja mit ganz neuem Respekt. In der Schlacht von Danang waren die verdeckten Angriffe gegen Kemps Kommunikationsnetz die einzigen wirklichen Erfolge gewesen, die die Regierung seit acht Monaten für sich verbuchen konnte. Ich kannte Soldaten, die dieser Operation ihr Leben verdankten. Die Propagandakanäle hatten immer noch die Neuigkeit dieses strategischen Durchbruchs hinausposaunt, als mein Team und ich in der Nordregion in Stücke geschossen wurden.
    »Ich wurde hinreichend geehrt, indem ich zum Befehlshaber der Zelle ernannt wurde.«
    Hand blickte auf seine Handfläche, über die Datenkolonnen liefen, als hätte er eine mobile Hautkrankheit. Systemzauber. Virtuelles Spielzeug.
    »Ihre Zelle hat den Auftrag erfüllt, aber sie verloren beim Rückzug das Leben. Wie ist das passiert?«
    »Ich habe einen Fehler gemacht.« Jiang artikulierte die Worte mit demselben Abscheu, mit dem er Kemps Namen ausgesprochen hatte.
    »Und was für ein Fehler war das?« Niemand hätte dem Mandrake-Angestellten Punkte für Feingefühl gegeben.
    »Ich habe geglaubt, dass die automatischen Wachsysteme durch die Sprengung der Station deaktiviert würden. Das war nicht der Fall.«
    »Ups.«
    Er warf mir einen warnenden Seitenblick zu.
    »Meine Zelle konnte sich nicht ohne Deckung zurückziehen. Also blieb ich zurück.«
    Hand nickte. »Bewundernswert.«
    »Es war mein Fehler. Und es war ein kleiner Preis, um den Vormarsch der Kempisten zu stoppen.«
    »Sie sind kein großer Fan von Kemp, nicht wahr, Jiang?« Ich bemühte mich um einen rücksichtsvollen Tonfall. Wie es schien, hatten wir es hier mit einem Überzeugungstäter zu tun.
    »Die Kempisten predigen eine Revolution«, sagte er voller Verachtung. »Aber was würde sich ändern, wenn sie die Macht auf Sanction IV übernähmen?«
    Ich kratzte mich am Ohr. »Ich könnte mir vorstellen, dass wesentlich mehr Statuen von Joshua Kemp auf öffentlichen Plätzen errichtet würden. Davon abgesehen wahrscheinlich nicht viel.«
    »Genau. Und dafür hat er wie viele hunderttausend Menschenleben geopfert?«
    »Schwer zu sagen. Hören Sie, Jiang, wir sind keine Kempisten. Wenn wir bekommen, was wir wollen, kann ich Ihnen versprechen, dass kaum noch jemand daran interessiert sein wird, Kemp auch nur in die Nähe einer Machtposition auf Sanction IV zu lassen. Genügt Ihnen das als Ansporn?«
    Er legte die Hände flach auf den Tisch und betrachtete sie eine Zeit lang.
    »Habe ich eine Alternative?«
     
    AMELI VONGSAVATH:
    Ein schmales Gesicht mit Adlernase in der Farbe von angelaufenem Kupfer. Das Haar in ordentlichem Pilotenschnitt, auch wenn es schon etwas nachgewachsen war, schwarz mit Hennasträhnen. Am Hinterkopf bedeckte es fast die silbrigen Buchsen für den Anschluss an die symbiotische Flugsteuerung. Unter dem linken Auge markierte eine tätowierte schwarze Kreuzschattierung den Wangenknochen, wo sich die Schnittstelle für die Datenfilamente befand. Das Auge selbst war flüssigkristallgrau und

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