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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Gesichter der schönen, strahlungsresistenten Maori-Kampfsleeves, mit denen sie nach Dangrek und zu den rauchenden Ruinen von Sauberville aufbrachen. Ich sehe die Gesichter, die sie hatten, bevor sie starben. Die Gesichter, die Semetaire beschlagnahmte und im Chaos des Krieges weiterverkaufte. Die Gesichter aus ihrer eigenen Erinnerung, die Gesichter, mit denen sie sich in der harmlosen Hotelzimmer-Virtualität präsentierten, wo ich ihnen erstmals begegnete.
    Die Gesichter der Toten.
     
    OLE HANSEN:
    Ein grotesk bleicher Weißer mit kurzem Haar wie Schnee und Augen im stillen Blau der digitalen Displays von medizinischen Apparaten im nichtkritischen Modus. Er war körperlich von Latimer eingeflogen worden, mit der ersten Welle von UN-Verstärkungskräften, damals, als noch jeder dachte, dass Kemp in sechs Monaten erledigt sein würde.
    »Ich hoffe, es ist kein weiterer Wüsteneinsatz.« Vom Sonnenbrand hatte er immer noch gerötete Flecken auf der Stirn und den Wangen. »Und wenn es doch einer ist, können Sie mich gleich wieder in die Kiste packen. Das zellulare Melanin juckt wie Teufel.«
    »Wo wir hingehen, ist es kalt«, versicherte ich ihm. »Wie Latimer City in einem warmen Winter. Sie wissen, dass Ihr Team tot ist?«
    Ein Nicken. »Hab den Blitz vom Helikopter gesehen. Das Letzte, woran ich mich erinnere. Es passt. Eine geborgene Marauderbombe. Ich sagte noch, sie sollten das Mistding dort sprengen, wo es lag. Man kann sie nicht überreden. Dazu sind sie viel zu störrisch.«
    Hansen gehörte zu einem Topteam von Sprengmeistern mit dem Namen Soft Touch. Bei Wedge hatte ich von ihnen gehört. Sie hatten den Ruf, es eigentlich immer zu schaffen. Sie hatten den Ruf gehabt.
    »Vermissen Sie Ihre Leute?«
    Hansen drehte sich auf seinem Stuhl herum und schaute durch das virtuelle Hotelzimmer zur Service-Einheit. Er warf Hand einen Blick zu.
    »Darf ich?«
    »Bedienen Sie sich.«
    Er stand auf und ging zum Wald aus Flaschen, wählte eine aus und goss ein bernsteingelbes Getränk in ein Glas, bis es randvoll war. Er hob es an, um uns zuzuprosten, dann kniff er die Lippen und die Lider zusammen.
    »Auf Soft Touch, wo immer ihre verdammten Atome jetzt herumschwirren mögen. Grabinschrift: Sie hätten auf ihre verdammten Befehle hören sollen. Dann wären die Idioten jetzt noch hier.«
    Er kippte den Drink mit einer einzigen Bewegung runter, stieß ein tiefes Grunzen aus und warf das Glas lässig quer durch den Raum. Es landete mit einem undramatischen dumpfen Poltern auf dem Teppich und rollte ein Stück weiter bis zur Wand. Hansen kehrte zum Tisch zurück und setzte sich wieder. In seinen Augen standen Tränen, aber ich vermutete, dass es am Alkohol lag.
    »Sonst noch Fragen?«, sagte er mit trunkener Stimme.
     
    YVETTE CRUICKSHANK:
    Zwanzig Jahre alt, Gesicht so schwarz, dass es fast blau war, eine Knochenstruktur, die eher zum Profil eines Abfangjägers passte, eine Dreadlock-Mähne, die sich fausthoch auftürmte, bis sie wieder nach hinten herabfiel, mit gefährlich aussehendem Stahlschmuck behangen und mit zwei implantierten Ersatzbuchsen ausgestattet, die grün und schwarz markiert waren. An der Schädelbasis hatte sie drei weitere Anschlüsse.
    »Wofür sind die?«, fragte ich sie.
    »Linguaset, Thai und Mandarin; Shotokan, neunter Dan.« Sie tastete mit den Fingern über die in Braille codierten Etiketten, was den Eindruck erweckte, dass sie sie wahrscheinlich blind und mitten im Feuergefecht herausreißen und auswechseln konnte. »Fortgeschrittene Sanitäterausbildung.«
    »Und die in Ihrem Haar?«
    »Satnav-Interface und Konzertvioline.« Sie grinste. »Damit konnte ich in letzter Zeit nicht allzu viel anfangen, aber es hält mich bei Laune.« Ihr Gesicht sackte mit ulkiger Plötzlichkeit in sich zusammen, sodass ich mir auf die Unterlippe biss. »Hab’s einfach behalten.«
    »Sie haben sich letztes Jahr siebenmal für schnelle Einsätze gemeldet«, sagte Hand. »Wieso?«
    Sie sah ihn verwundert an. »Das haben Sie mich doch schon gefragt.«
    »Ein anderes Ich.«
    »Oh, verstehe. Der Geist in der Maschine. Ja, nun, wie ich bereits sagte, man ist dichter dran, hat mehr Einfluss auf den Ausgang des Kampfes und bekommt besseres Spielzeug. Wissen Sie, als ich das beim ersten Mal gesagt habe, haben Sie gelächelt.«
     
    JIANG JIANPING:
    Helle asiatische Züge, intelligente Augen, die leicht nach innen verschoben waren, und ein entspanntes Lächeln. Man erhielt den Eindruck, er würde über den subtilen

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